USA erlauben Gentechmethode CRISPR: Der Champignon, der nicht braun wird
Das US-Agrarministerium stuft Pflanzen der Gentech-Methode CRISPR wie konventionelle ein. Sie könnten auch nach Europa exportiert werden.
Ob der Champignon vermarktet wird, ist noch unklar. Pioneer hingegen kündigte an, den Mais bis 2021 auf den US-Markt zu bringen. „Das ist nur der Anfang“, sagte Konzern-Vizechef Neal Gutterson. Die Technik lasse sich bei allen „interessanten Pioneer-Pflanzen anwenden.“
„Da ist die EU in einer schwierigen Situation“, sagte der Geschäftsführer des gentechnikkritischen Vereins Testbiotech, Christoph Then. „Mittelfristig könnte es sein, dass diese Pflanzen auch hierher importiert werden“, ohne dass sie als gentechnisch verändert deklariert werden. Die Europäische Kommission hat bisher nicht entschieden, ob sie CRISPR/Cas-Pflanzen als Gentech-Produkte einstuft und sie deshalb auf der Verpackung als solche gekennzeichnet werden müssen. „Dadurch könnte für den Verbraucher eine ziemlich unübersichtliche Situation entstehen“, sagt Then. Für ihn steht fest: „Das ist alles Gentechnik und muss gekennzeichnet werden.“
Das Agrarministerium in Washington begründete seinen Bescheid für den CRISPR/Cas-Mais damit, dass bei der Herstellung des Saatguts „kein genetisches Material von Pflanzenkrankheiten benutzt“ worden sei. Nur dann hätte die Behörde nach dem im Vergleich zu den EU-Gesetzen sehr laxen US-Gentechnikrecht Tests oder Auflagen anordnen können. Ähnlich argumentieren die Beamten im Fall des Champignons. Die Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA), die für die Sicherheit von Nahrungsmitteln in den Vereinigten Staaten verantwortlich ist, verlangt in der Regel keine Zulassung für Gentech-Pflanzen.
Teile des Erbguts ausgeschaltet
In dem Pilz haben die Wissenschaftler den Teil des Erbguts ausgeschaltet, der Champignons braun anlaufen lässt. Das „verbessert das Aussehen und die Haltbarkeit bedeutend“, schrieb Erfinder Yinong Yang dem Ministerium. Im DuPont-Pioneer-Mais wurde mithilfe von CRISPR/Cas ein Gen stillgelegt. Das führt laut Unternehmen dazu, dass die Industrie mit der Stärke der Pflanze leichter beispielsweise Fertiglebensmittel verdicken oder Klebstoffe herstellen kann. Dafür eignen sich zwar auch konventionell gezüchtete „Wachsmais“-Sorten, aber die liefern weniger Ertrag als normaler Mais. Das soll bei den CRISPR-Sorten anders werden.
Die EU-Kommission verschiebt ihre Entscheidung über „neue Züchtungsmethoden“ wie CRISPR/Cas seit Monaten. Derzeit überlege sie, ob eine juristische Analyse nötig ist, teilte Sprecher Enrico Brivio mit. Doch er riet bereits jetzt, „nicht alle neuen Technologien als ‚versteckte‘ gentechnisch veränderte Organismen zu behandeln.“ Mit dem geplanten TTIP-Freihandelsabkommen zwischen USA und EU habe das aber – anders als von Kritikern befürchtet – nichts zu tun.
Mit CRISPR/Cas lässt sich Erbgut genauer und leichter verändern als mit früheren Gentech-Methoden. Gegner kritisieren jedoch, dass auch bei CRISPR/Cas ungewollte Veränderungen im Genom und damit Risiken für Umwelt und Gesundheit möglich seien. Zudem würden die Pflanzen patentiert werden, sodass Züchter dieses Saatgut nur noch mit Genehmigung der Schutzrechteinhaber weiter entwickeln könnten. Pioneer bestätigte der taz, dass es ein Patent auf den Mais beantragt habe. Außerdem, so die Kritiker, beschleunige CRISPR/Cas die Rationalisierung und Intensivierung der Landwirtschaft, die zu Problemen wie Umweltschäden und Arbeitsplatzverlusten führten.
Wissenschaftler und Unternehmen antworten darauf, dass einerseits die Risiken sehr gering seien. Andererseits biete CRISPR/Cas zum Beispiel die Chance, Pflanzen in vergleichsweise kurzer Zeit resistent gegen Krankheiten zu machen, um umweltschädliche Pestizide einzusparen. Bislang werde CRISPR/Cas nicht von großen Konzernen dominiert, die dank neuer Pflanzen noch mehr Agrarchemie verkaufen wollten.
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