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US-Vorwürfe an RusslandVerstoß gegen Abrüstungsvertrag

Die USA werfen Russland vor, keine Inspektionen im Rahmen des Abrüstungsvertrags „New Start“ mehr zuzulassen. Moskau macht dafür die Sanktionen verantwortlich.

Russland testet immer wieder Raketensysteme im Rahmen von „Nuclear Drills“ Foto: ap

Moskau/Washington rtr | Die USA und Russland werfen sich gegenseitig vor, ihr Abkommen zur Kontrolle von Atomwaffen zu unterwandern. Die USA hätten die Rechtsgrundlage für den Vertrag zerstört, sagte der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow am Mittwoch. Gleichwohl und unabhängig von der derzeitigen Gemengelage sei das Abkommen für Russland sehr wichtig. Das US-Außenministerium hatte zuvor erklärt, Russland lasse die im Vertrag vereinbarten Inspektionen auf seinem Staatsgebiet nicht zu. Dies stelle die Kontrollvereinbarung infrage.

Die Regierung in Moskau hatte die Inspektionen im August augesetzt und dies mit Reiseeinschränkungen begründet, die von den USA und Partnern nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine Ende Februar verhängt wurden. Eigentlich sollte die Wiederaufnahme der Inspektionen Gegenstand eines Treffens im November in Ägypten sein. Russland verschob den Termin jedoch, ein Vorschlag für ein neues Datum liegt nicht vor. Die Regierung in Moskau begründete die Absage mit feindseligem Verhalten der USA.

New Start ist das einzig verbliebene Atom-Abkommen beider Länder. Es begrenzt die Zahl der stationierten strategischen Atomsprengköpfe und die der Trägersysteme. Russland und die USA besitzen 90 Prozent der weltweiten Atomsprengköpfe. Der Vertrag wurde 2010 unterzeichnet und 2021 um fünf Jahre verlängert. Am Montag deutete der russische Vize-Außenminister an, dass das Abkommen im Anfang Februar 2026 auslaufen könnte. Auf die Frage, ob es möglich sei, dass es keinen Ersatz für die Abmachung geben könnte, sagte Sergej Rjabkow am Montag im Interview mit der staatlichen, russischen Nachrichtenagentur RIA: „Das ist ein durchaus vorstellbares Szenario.“ Die Vereinigten Staaten hätten die Interessen Russlands in den vergangenen Jahren ignoriert und den Vertrag dadurch weitgehend ausgehöhlt.

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9 Kommentare

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  • Naja, was sind Verträge in einem Krieg noch wert?

  • "Allerdings ist ein wichtiges Element des Vertrags, die gegenseitige Kontrolle der jeweiligen Atomwaffenarsenale, seit Sommer ausgesetzt. Russland beklagte, wegen der Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs keine Inspektionsreisen in die USA mehr machen zu können, und strich seinerseits westliche Kontrollen."

    Ein eminent wichtiger Vertrag. Und dann veranstalten beide Seiten solch einen Kindergarten. Es kann einem Angst und Bange werden, wenn man bedenkt, was von diesen unreifen Greisen abhängt.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Sehe ich genauso.

  • Tja, die usa und Verträge.



    Der erster Vertragsbruch war wohl der zwischen usa und sitting bull.



    The rest is history.

    • @Jojo Schröder:

      Wenn Sie es historisch ganz genau haben wollen hinsichtlich des Umgangs der USA mit der indigenen Bevölkerung, waren Vertragsbrüche schon lange vor Sitting Bull üblich … aber das können Sie selbst nachlesen bzw. googeln.



      Und es ist ja “nur” ein Nebenkriegsschauplatz in diesem Kontext.



      Für manche Foristen hier beginnt hinsichtlich der Ukraine die Geschichte vermutlich erst 1990 mit dem Zusammenbruch der UdSSR, vorher war da nix bzw. es war da schon was, was vorher nicht existierte. Das führt zu einer reduzierten Wahrnehmung mit entsprechendem Weltbild.

    • @Jojo Schröder:

      Ich bin mir ziemlich sicher Abel sah das auch als Vertragsbruch an als sein Bruder Kain ihm den Schädel eingeschlagen hat. Wir können lange in der Geschichte kruschteln um Whataboutism zu finden.



      Der Vertrag ist von 2021, zeigt wieviel Russlands Wort wert ist.

      • @Machiavelli:

        Ich war zwar nicht da jedoch bin ich mir sicher das Kain und Abel kein Vertrag hatten desbezüglich.



        2002 USA kundigt einseitig ABM Vertrag



        2019 USA kündigt einseitig Atomwaffenspervetrag.

        Whataboutism als Argument ist genau so kurzsichtig wie sein Sohn verbieten zu rauchen mit selber eine Zigarette im mund.

      • @Machiavelli:

        Naja, Hauptsache wir können weiter das infantile Gut-Böse-Spielchen spielen. Da gibts nur eine Grundregel: Schuld ist immer der Andere.



        Schöne einfache Welt!

        • @LittleRedRooster:

          Die eine Seite droht mit Atomwaffen und will ihren Nachbarn vernichten. Das vereinfacht dann Gut und Böse wenn man den in solchen Kategorien denken will erheblich.