US-Produktion von virtueller Währung: Bitcoin-Farm soll schließen
In Plattsburgh steigt der Stromverbrauch wegen Bitcoin-„Mining“ rasant. Die Stadt könnte die erste US-Kommune sein, die ein Verbot ausspricht.
Keine Bitcoin-Produktion mehr in Plattsburgh – das fordert das Rathaus der Kleinstadt im US-Bundesstaat New York. Am ersten März brachte der Bürgermeister einen Gesetzentwurf ein, der ein achtzehnmonatiges Moratorium für das „Mining“, also das Schürfen der virtuellen Währung in sogenannten Bitcoin-Farmen vorsieht, berichtet Motherboard, der Tech-Ableger des US-Onlineportals Vice. Damit könnte die 20.000-Einwohner-Gemeinde die erste Kommune in den USA werden, die das Bitcoin-„Mining“ innerhalb ihren Verwaltungsgrenzen zeitweise außer Betrieb setzen lässt.
Der Grund für diesen Schritt ist der immense Stromverbrauch, der dem Bitcoin-„Mining“ in Plattsburgh zugeschrieben wird. Das Moratorium richtet sich konkret gegen einen Betrieb des Unternehmers David Bowman. Der besitzt in Plattsburgh eine alte Papiermühle, in der zur Zeit 20 Mining-Maschinen arbeiten. Vermutet wird, dass es auf dem Stadtgebiet aber noch eine zweite Farm existiert. Zusammen sollen beide Standorte für etwa 10 Prozent des gesamten Energieverbrauchs von Plattsburgh verantwortlich sein.
Im Dezember und Januar sei der Bedarf an Strom in Plattsburgh so hoch wie noch nie zuvor gewesen, verlautete die Kommune. Neben der langen und extremen Winterkälte sei eben auch die Bitcoin-Produktion Ursache des Anstiegs gewesen. Bowmans Firma hat sich in Plattsburgh niedergelassen, weil dort der Strom im US-Vergleich besonders günstig ist. Der Staat New York beliefert die Stadt seit den 1950er Jahren mit preiswerter Wasserenergie, die durch die Niagara-Fälle gewonnen wird.
In diesem Winter reichte das staatliche Kontingent allerdings nicht aus. Deswegen musste Plattsburgh zusätzliche Elektrizität auf dem freien Markt einkaufen. Was bedeutet, dass sich auch für die Bewohner der Stadt die Stromgebühren erhöhten. Für den 15. März ist eine öffentliche Anhörung über das Moratorium für das Bitcoin-„Mining“ angesetzt.
Island und China sind favorisierte Standorte
In einer Bitcoin-Farm wird virtuelles Geld dadurch geschürft, dass die dort stationierten Computer immer komplexere Rechenaufgaben lösen. Während der Finanzkrise 2008 fingen erste User an, solche digitalen „Münzen“, die Banken nicht durch Kredite entwerten können, zu produzieren. Anfänglich konnte noch jeder Heimcomputer Bitcoins herstellen.
Mittlerweile hat sich das geändert. Je mehr Rechen-Power sich an dem Prozess beteiligt, desto komplexer wird die Rechnung, mit der Bitcoins entstehen. Heute braucht es dafür enorm schnelle Prozessoren, die in weitläufigen Server-Farmen installiert sind und unterbrochen für das „Mining“ im Einsatz sind.
Aufgrund des hohen Energiebedarfs sind insbesondere Island und China als Standort für Bitcoin-Farmen attraktiv. Die vielen isländischen Vulkane generieren Erdwärme – aus der elektrischer Strom erzeugt wird. Zudem erlaubt die kalte Luft auf der Insel im Norden Europas eine kostengünstige Kühlung der schnell überhitzten Rechner. Dieser Umstand hat große Unternehmen wie „Genesis Mining“ nach Island gelockt.
Die meisten Bitcoin-Farmen weltweit befinden sich aber im Norden Chinas. Der Staat subventioniert den Strom aus den vielen dort vorhandenen Kohlekraftwerken, sodass der für das „Mining“ unschlagbar günstig ist. Das Bitcoin-Unternehmen „Bitmain“ mit Sitz in Peking ist zudem einer der globalen Marktführer in der Herstellung der fürs Bitcoin-„Mining“ benötigten Geräte mit spezieller Rechenleistung.
Die größte Bitcoin-Farm Nordamerikas sowie 12 weitere Firmen der Branche befinden sich in Wenatchee im US-Bundesstaat Washington. Dort sind die Bedingungen fürs „Mining“ besonders gut, weil der Columbia River billige Wasserenergie liefert. Ein Kilowatt kostet in Wenatchee etwa 2,5 bis 3 Cents, bei einem US-Durchschnittspreis von mehr als 6 Cents – in manchen Regionen sogar 13 Cents. Die Gemeinde Plattsburgh am anderen Ende des Landes scheint allerdings nicht wie Wanatchee auf einen anhaltenden Boom der virtuellen Währung setzen zu wollen, auch wenn Unternehmer Derek Bowman beklagt, dass Plattburgh sich mit dem Moratorium auf Dauer ökonomisch schaden würde und den Zug der Zeit verpasse.
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