US-Präsident droht Chicago: Trump erklärt Städten den Krieg
Der US-Präsident will die Stadt Chicago spüren lassen, „warum es Kriegsministerium heißt“. Die USA sind auf dem besten Weg in den Faschismus.
O b er nun vollends verrückt geworden ist? Am Wochenende postete US-Präsident Donald Trump auf seinem Social-Media-Account ein Bild, das ihn mit Sonnenbrille und Cowboyhut vor der Skyline einer Großstadt zeigt, im Hintergrund Militärhubschrauber und Flammen. Das Motiv spielt auf den Kriegsfilm „Apocalypse Now“ an, so auch das Wortspiel „Chipocalypse Now“ und der Spruch „Ich liebe den Geruch von Abschiebungen am Morgen“. Es ist der zynische Scherz eines Quartalsirren.
Leider hat der Wahnsinn System. Dass sich der US-Präsident wie ein pubertärer Onlinetroll verhält, ist noch das kleinste Problem. Eigentlich ist es lächerlich, wenn Trump das Verteidigungsministerium in Kriegsministerium umbenennt. Doch Trump meint es ernst. Chicago werde bald herausfinden, warum es nun KRIEGsministerium heiße, droht er der Stadt unverhohlen mit einem Militäreinsatz.
Man muss das ernst nehmen. Im Juni schickte er die Nationalgarde nach Los Angeles, im August beorderte er sie nach Washington. Mit der größten Razzia ihrer Geschichte überzog die US-Einwanderungsbehörde zudem am Samstag ein Werk des südkoreanischen Konzerns Hyundai im Bundesstaat Georgia und legte es lahm, fast 500 Mitarbeitern wurden Handschellen anlegt.
Man muss es so deutlich sagen: Die USA sind auf dem besten Weg in den Faschismus, der autoritäre Umbau des Staats ist in vollem Gange. Trump setzt sich über US-Recht und Gerichtsentscheidungen hinweg und übergeht das Parlament, in dem er ohnehin eine Mehrheit hat. Er übt Druck auf die Medien und Universitäten seines Lands aus, bedroht politische Gegner und schüchtert sie ein, lässt Behörden und die Armee säubern und greift die US-Notenbank an.
Trumps Beispiel macht Schule
Von seinen Ministern lässt er sich huldigen wie ein Despot, und auch nach außen zeigt er Härte. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lässt er in Gaza freie Hand, einen mutmaßlichen Genozid zu begehen, die Ukraine überlässt er Putin zum Fraß, und Venezuela droht er, dessen Kampfjets abzuschießen. Vor Kurzem hatten US-Truppen ein Schiff aus Venezuela beschossen und elf Menschen getötet. Das Schlimmste ist: Trumps Beispiel macht Schule. Weltweit werden demokratische Werte mit Füßen getreten und autoritäre Tendenzen immer stärker.
Der frühere Late-Night-Talker Harald Schmidt hat Trump kürzlich als „genialen Entertainer“ bezeichnet. Deshalb sei es schwer, sich als Satiriker über ihn lustig zu machen. Richtig daran ist, dass Trump mit seiner Hybris jede Satire übertrifft. Aber für die Opfer seiner Politik ist er alles andere als unterhaltsam. Das darf man bei aller Faszination für seinen Zynismus nicht vergessen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Attentat auf Charlie Kirk
Ein Spektakel der Gewalt
Präsidentin der UN-Vollversammlung
Baerbocks bizarre Ämterrochade
Diskussion um Wehrdienst
Doppelte Solidarität
Russische Drohnen über Polen
Testballon in Richtung Nato
Buch über Erfolg der Nazi-Ideologie
Die Lust am Hass bleibt
Shitstorm um Autorin Caroline Wahl
Lasst die Frau Ferrari fahren!