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US-Medien wehren sich gegen Trump„Journalisten sind nicht der Feind“

US-Präsident Donald Trump greift gern und oft die Medien an. Über 300 US-Zeitungen wenden sich nun in einer gemeinsamen Aktion dagegen.

Willkommen im Land der freien Presse: Auch in Finnland ist man gegen Trumps Angriffe auf die Medien Foto: ap

Berlin taz | Er kann die Berichterstattung der freien Presse nicht ertragen. Immer wieder spricht US-Präsident Donald Trump von „Fake News“ und beschuldigt Journalist*innen, Unwahrheiten zu verbreiten. Mal wettert er, die New York Times sei „eine Zeitung der Märchen“ geworden, die in ihren Artikeln über den US-Präsidenten „immer nicht existierende, ungenannte Quellen“ zitiere. Dann wiederum bezeichnet er den US-Sender CNN als „langweilige anti-Trump-Experten, hauptsächlich Verlierer“.

Der US-Präsident spricht gar von einem „Trump-Gestörtheitssyndrom“ der Medien. Zur Pressefreiheit gehöre die Verantwortung, Nachrichten akkurat wiederzugeben. 90 Prozent der Berichterstattung über seine Regierung sei aber negativ, obwohl sie äußerst positive Ergebnisse erzielt habe. So zumindest die Meinung von Donald Trump.

Nun wenden sich landesweit Zeitungen gegen Trumps Schimpftiraden auf die freie Presse. Die Tageszeitung Boston Globe hatte vor einer Woche alle Zeitungen im Land dazu aufgefordert, am 16. August einen Leitartikel zu Trumps „Krieg gegen die Presse“ zu drucken. „Die Auswirkungen von Trumps Angriffen auf den Journalismus sehen in Boise anders aus als in Boston“, hieß es in der Presseerklärung des Boston Globe. „Unsere Worte werden verschieden sein. Aber wir können uns zumindest darauf einigen, dass solche Angriffe beunruhigend sind.“ Der Aufforderung folgen mehr als 350 US-Zeitungen. Unter dem Hashtag #FreePress verbreiten sie die Stücke auch auf Twitter.

„Freie Medien mit Staatsmedien zu ersetzen war schon immer der erste Schritt korrupter Regierungen“, so der Boston Globe in seinem Leitartikel am Mittwoch. Anhand von Zahlen und Fakten zeigt die Bostoner Zeitung, welchen Einfluss die Aussagen des US-Präsidenten auf die Bevölkerung hat – insbesondere auf seine Wählerschaft. Demnach glauben 48 Prozent der republikanischen Wähler*innen, dass Nachrichtenmedien der „Feind des amerikanischen Volks“ seien. Der Boston Globe hält mit dem Titel seines Artikels dagegen: „Journalist*innen sind nicht der Feind“.

Der Präsident versteht ganz eindeutig die Macht einer freien Presse, sonst wäre er nicht so wild entschlossen, sie zu schwächen

The Berkshire Eagle

Auch die New York Times schloss sich der Aktion an und veröffentlichte am Mittwoch einen Leitartikel. Medienkritik sei richtig und wichtig, schreibt sie, denn „Reporter*innen und Redakteur*innen sind Menschen und machen Fehler“. Deshalb gehöre das Korrigieren von Fehlern zum Journalismus dazu. „Aber darauf zu bestehen, dass Wahrheiten, die man nicht mag, ‚Fake News‘ sind, ist gefährlich für die Demokratie“, heißt es weiter in dem Artikel. Die New York Times fordert die US-Amerikaner*innen dazu auf, lokale Zeitungen zu unterstützen und ihnen Anerkennung entgegenzubringen, aber sie auch zu kritisieren, wenn es angebracht ist.

Viele regionale Tages- und Wochenzeitungen beteiligten sich ebenfalls an der #FreePress-Aktion. „Ein Krieg gegen die Presse ist ein Krieg gegen die Demokratie“, schreibt etwa die Tageszeitung The Inquirier aus Philadelphia, Pennsylvania. „Der Präsident versteht ganz eindeutig die Macht einer freien Presse, sonst wäre er nicht so wild entschlossen, sie zu schwächen“, so der Berkshire Eagle aus Pittsfield, Massachussetts. „Wir können nicht hier sitzen und still sein. Die Idee, dass wir der Feind sind, der zu Hause und in der Welt die Spaltung vorantreibt, ist absurd“, schreibt die East Bay Times in Kalifornien.

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Es gab aber auch kritische Stimmen innerhalb der Medienbranche. Im New Yorker Wall Street Journal schrieb James Freeman schon am Montag, große Koalitionen zur Verbreitung einer bestimmten Botschaft zu organisieren sei normalerweise die Arbeit von Politiker*innen und PR-Berater*innen – und nicht von Journalist*innen. Die Aufforderung des Boston Globe stelle viele Meinungsredaktionen außerdem vor ein großes Problem, selbst wenn sie Donald Trump nicht ausstehen könnten. Denn diese seien oft sehr auf ihre Unabhängigkeit von der Nachrichtenredaktion der eigenen Zeitung bedacht. „Nun sind sie aber bereit, sich mit anderen Journalist*innen außerhalb der eigenen Redaktion abzustimmen und eine gemeinsame Botschaft zu verbreiten?“, so Freeman.

Journalist*innen der Baltimore Sun aus dem US-Bundesstaat Maryland erklärten indessen, sie stimmten zwar grundsätzlich zu, dass die Bezeichnung von Journalist*innen als „Feinde des amerikanischen Volkes“ und des Journalismus als „Fake News“ nicht nur der Branche schade, sondern die Demokratie zerstöre. Die gemeinsame Aktion würde aber eher die These einiger Republikaner*innen stärken, die Medien hätten sich gegen den US-Präsidenten verbündet.

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3 Kommentare

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  • "Einer Aufforderung der Tageszeitung Boston Globe folgend veröffentlichten mehr als 300 US-Zeitungen am Mittwoch und Donnerstag Leitartikel, die Trumps „Krieg gegen die Presse“ verurteilen."

    Irgendwie sehr ironisch das Ganze.

    "Demnach glauben 48 Prozent der republikanischen Wähler*innen, dass Nachrichtenmedien der „Feind des amerikanischen Volks“ seien." Ja, aber nur 12 % der Demokraten sehen das auch so. Woher kommt diese Diskrepanz? Vielleicht daher, daß während des Wahlkampfes nahezu alle US Medien sich inbrünstig für Clinton und gegen Trump ins Zeug gelegt haben.

    Trump Unterstützer sollten eine Art "taking a knee" Protest starten um gegen "den Krieg der Presse gegen den Präsidenten" und einseitige Berichterstattung zu protestieren. Mich würde interessieren, ob dieser Protest medial so wohlwollend begleitet würde wie das Original.

    "Die gemeinsame Aktion würde aber eher die These einiger Republikaner*innen stärken, die Medien hätten sich gegen den US-Präsidenten verbündet."

    Nach dieser Aktion ist der Begriff These wohl eher zu schwach. Tatsache würde es besser treffen.

    Wie gesagt. Sehr ironisch das Ganze.

  • Zitat: „Journalist*innen sind nicht der Feind“.

    Na super! Genau das wird der staunenden Öffentlichkeit demonstriert, wenn "landesweit" "mehr als 300 US-Zeitungen" synchron "Leitartikel" veröffentlichen, die Trumps Tiraden "verurteilen". Oder?

    Trump hat "der Presse" den Krieg erklärt und "die Presse" war sich nicht zu schade, den Fehdehandschuh aufzuheben. Was, wenn nicht "der Feind", ist sie (spätestens) seither? Man hat sich provozieren lassen und steckt nun selber mit drin im dreckigen Geschäft. Ob man sich dabei als "Feind" oder "Gegner" bezeichnet, ist für Trumps Klientel vollkommen egal. Der genügt es, wenn endlich mal einer "denen da oben", den Meinungsmachern, die an den ganz großen Rädern drehen wollen, die "da unten" aber höchstens als Loser porträtieren, eins "vor den Latz" gibt.

    Wrestling ist überaus beliebt in den USA, hört man. Genau wie Monstertruck fahren und ähnliche Shows für "echte Männer". Wäre die US-Gesellschaft nicht von je her eine Macho-Gesellschaft, in der der Brutalste vorankommt, nicht der Beste, könnte die Bostoner Zeitung gar keine Zahlen präsentieren, die Trumps Einfluss belegen. Die Leute würden sich dann nämlich eher abgestoßen fühlen von Trumps Performance. Und immerhin: 52% aller Wähler tut das schon.

    Das ist die gute Nachricht, die man der Presse entnehmen kann. Wenn man denn nicht ganz tief in seinem Inneren Neid empfindet für einen Präsidenten, der kaum noch die Hälfte aller Wähler anspricht. Weil man die 48% Verspäteten auch noch für sich reklamieren möchte. Und sei es auch um den Preis der eigenen Unglaubwürdigkeit in allen Moraldingen.

    Klar, niemand lässt sich gern "Feind des Volkes" nennen. Schon gar niemand, der an sich selbst zweifelt – und sich vom Volk bezahlen lassen will. Aber freie Medien mit unsicher-geldgeilen zu ersetzen, war auch schon immer ein erster Schritt. Machtmissbrauch ist nämlich grundsätzlich nicht mehr zeitgemäß. Auch nicht, wenn die vierte oder die fünfte Gewalt (Wirtschaft) ihn betreibt.

    • @mowgli:

      "Aber freie Medien mit unsicher-geldgeilen zu ersetzen...."

      Genau das ist sie Situation in den USA. Die einflußreichsten Medien wie CNN, ABC, New York Times, Buzzfeed usw. gehören allen Firmen und Konzernen, denen es nur um ihren Profit geht und die den Demokraten nahestehen.

      Einzigste nennenswerte Ausnahme ist FOX, die sind aber genauso parteiisch; halt nur gegenüber den Republikanern.

      Und allen muß man eine gewisse Unehrlichkeit attestieren. Beispiel CNN: diese spielten auf dem Höhepunkt der "Trump trennt Kinder von ihren Eltern" Krise herzzerreißende Aufnahmen von Kindern, die weinten und nach ihren Eltern riefen. Allerdings auf Englisch und nicht auf Spanisch.

      Entweder sind die bei CNN dumm genug um selbst einfachste Lügengeschichten zu versauen oder sie halten ihr Publikum für dumm.

      Wie dem auch sei, auf jeden Fall sind es Fake News.