US-Medien und Politisierung: Paramount goes Penis
Der Verkauf von Paramount wurde durch Trump zum Politikum. Nun gibt es grünes Licht aus Washington – und Protest wegen „South Park“.

Trump warf der CBS-Sendung „60 Minutes“ vor, im vergangenen Jahr ein langes Interview mit Kamala Harris, seiner Rivalin im Rennen ums Weiße Haus, so geschnitten zu haben, dass dies eine schwache Antwort kaschiert habe. „60 Minutes“ bestritt einen irreführenden Schnitt und veröffentlichte auch ein Transkript, um die Vorwürfe zu widerlegen.
Obwohl US-Medienrechtsexperten das Unternehmen in einer starken Position sahen, stimmte Paramount einem 16 Millionen Dollar schweren Vergleich mit Trump zu. Das wurde von vielen in der Branche als Einlenken zur Rettung des Paramount-Verkaufs gesehen.
CBS hatte jüngst bereits das Ende der „Late Show“ von Stephen Colbert verkündet – der Moderator und Satiriker steht dem US-Präsidenten sehr kritisch gegenüber. Kritiker werteten den Schritt als Einknicken des Senders gegenüber der Trump-Regierung, um die Fusion zu ermöglichen.
Und nun – „South Park“!
Denn die traditionell neutrale FCC wurde in Trumps zweiter Amtszeit zu einem Instrument, um die Agenda des Präsidenten umzusetzen. So gab sie mehrere Fusionen in der Telekom-Branche nur frei, nachdem beteiligte Firmen ihre Diversitäts-Programme einstellten. Aus Sicht des von Trump ernannten FCC-Chefs Brendan Carr sind solche Initiativen unfair.
Beim neuen Paramount ist nun für zwei Jahre ein interner Ombudsmann vorgesehen, der auf politische Neutralität achten soll, wie die FCC mitteilte. Auch werde es bei dem Unternehmen keine Diversitäts-Programme geben.
Filmproduzent David Ellison kauft Paramount über seine Produktionsfirma Skydance. Sein Vater, der Silicon-Valley-Milliardär Larry Ellison, der als Trump-Unterstützer bekannt ist, ist ein wichtiger Geldgeber bei dem Deal.
Erwerben wird Ellison damit auch das Recht, die Serie „South Park“ auf der Paramount-Streaming-Plattform auszustrahlen- und zwar für die nächsten fünf Jahre. Ihre Schöpfer Trey Parker und Matt Stone haben laut Los Angeles Times gerade einen Vertrag über 1,5 Milliarden Dollar mit Paramount abgeschlossen.
„Nicht mehr relevant“
Weil Trump in der neuen Staffel gleich aufs Korn genommen wird, hat das Weiße Haus die Animationsserie scharf kritisiert. „Diese Serie ist seit über 20 Jahren nicht mehr relevant und hält sich mit uninspirierten Ideen in einem verzweifelten Versuch, Aufmerksamkeit zu erregen, mühsam über Wasser“, sagte Sprecherin Taylor Rogers am Donnerstag (Ortszeit).
In der ersten Folge der neuen Staffel bittet eine KI-generierte Version des US-Präsidenten den Satan, mit ihm ins Bett zu gehen. Dieser weist Trump jedoch zurück – unter anderem, weil sein Penis zu klein ist. Auch ein nackter Trump, der durch die Wüste kriecht, ist in der neuen Staffel der Zeichentrickserie für Erwachsene zu sehen.
Die satirische Serie, die häufig brisante Themen des Lebens in den USA aufgreift, ist bereits in ihrer 27. Staffel und bei Zuschauern überaus beliebt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Frankreich zu Palästinenserstaat
Macron kündigt Anerkennung Palästinas im September an
Deutsche Israel-Politik
130 Diplomaten im Außenministerium fordern härteren Kurs
Bettelverbot in Hamburgs S- und U-Bahnen
S-Bahn verhindert Grundrechtsentscheidung
Êzîdische Familie in Irak abgeschoben
Zurück ins Land des Verbrechens
Krieg im Gazastreifen
Keine Hilfe für die Verhungernden
Korruption in der Ukraine
Eine zweite Front eröffnet