piwik no script img

US-Antidrogenkrieg in LateinamerikaEcuador stimmt gegen ausländische Militärstützpunkte

Die Regierung wollte sich per Referendum mehrere Projekte absegnen lassen – darunter ausländische Militärbasen. Doch damit ist sie gescheitert.

Gegne­r:in­nen des Referendums bei einer Kundgebung, hier die Politikerin Luisa Gonzalez Foto: Karen Toro/reuters

afp | In Ecuador haben sich die Wähler in einem Referendum gegen die Wiedereinrichtung ausländischer Militärstützpunkte in dem südamerikanischen Land ausgesprochen. Das gab Ecuadors Wahlbehörde am Sonntag (Ortszeit) bekannt. Damit verhindern die Wähler, dass die US-Streitkräfte zu einem früher von ihr genutzten Stützpunkt in der Stadt Manta an der Pazifikküste zurückkehren können. Von dort waren früher Anti-Drogen-Einsätze gestartet.

Der Ausgang des Referendums ist ein herber Rückschlag für den ecuadorianischen Präsidenten Daniel Noboa, einen Unterstützer von US-Präsident Donald Trump. „Wir respektieren den Willen des ecuadorianischen Volkes“, schrieb Noboa nach Bekanntgabe der Ergebnisse im Kurzbotschaftendienst X.

Regierung scheitert

Bei dem Referendum, zu dem fast 14 Millionen Ecuadorianer aufgerufen waren, lehnten die Wähler neben der Wiedereinrichtung ausländischer Militärstützpunkte auch drei weitere Vorschläge ab. Zur Abstimmung standen Fragen zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung, zur Abschaffung der öffentlichen Parteienfinanzierung und zur Verringerung der Zahl der Parlamentarier.

Die Abstimmung über eine mögliche Wiedereinrichtung ausländischer Militärstützpunkte in Ecuador fand vor dem Hintergrund des verschärften Vorgehens der USA gegen mutmaßliche Drogenschmuggler in der Region statt. Bei US-Angriffen auf mutmaßliche Drogenboote in der Karibik und im Ostpazifik sind bereits mehr als 80 Menschen getötet worden. Ecuadors Präsident Noboa unterstützt das Vorgehen der US-Regierung.

Drehscheibe im Drogenhandel

In der Stadt Manta waren ein Jahrzehnt lang US-Flugzeuge für Maßnahmen zur Drogenbekämpfung stationiert, bevor Ecuador 2008 eine neue Verfassung verabschiedete, die ausländische Stützpunkte auf seinem Territorium verbot.

Das ehemals als relativ sicher geltende Ecuador hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Drehscheibe des internationalen Drogenhandels entwickelt. Kartelle und Banden kämpfen um Reviere und um Schmuggelrouten, über die Kokain und andere Drogen aus den Nachbarländern Kolumbien und Peru unter anderem in die USA gelangen.

Ecuadorianischer Drogenboss in Spanien gefasst

Unterdessen ist der Chef des größten Drogenkartells von Ecuador in Spanien gefasst worden. „Heute haben wir ‚Pipo‘ Chavarría gefangen, den meistgesuchten Verbrecher der Region und obersten Boss der Los Lobos“, schrieb Ecuadors Präsident Daniel Noboa am Sonntag im Onlinedienst X. In der Vergangenheit habe der Drogenboss „seinen Tod simuliert, seine Identität gewechselt und sich in Europa versteckt“, ergänzte Noboa.

Von dort aus habe Chavarría weiter Morde in Ecuador in Auftrag gegeben, illegale Goldgräberaktivitäten kontrolliert und den Drogenschmuggel mit dem mexikanischen Kartell Jalisco Nueva Generación überwacht. Innenminister John Reimberg schrieb auf X, der Drogenboss sei für „mindestens 400 Morde verantwortlich“.

Präsident Noboa dankte der spanischen und der ecuadorianischen Polizei für ihre Zusammenarbeit beim Aufspüren des Drogengangsters. Los Lobos gilt als derzeit größte Verbrecherorganisation in Ecuador. Die Gruppe ist im Drogenhandel und im Geschäft mit illegalen Goldminen aktiv und verübt Auftragsmorde. Unter anderem ist sie in das tödliche Attentat auf den damaligen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio im Jahr 2023 verwickelt.

Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der Welt, galt aber lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren wurde das Land dann selbst zu einer Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel. Seitdem hat auch die Gewaltkriminalität massiv zugenommen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare