UN-Klimakonferenz in Bonn: Es ist kaum zu schaffen
Fidschi eröffnet die COP23 in Bonn. Ministerpräsident Bainimarama fordert konsequent, der Klimawandel müsse schon bei 1,5 Grad gestoppt werden.
Denn in den kommenden zwei Wochen suchen die Delegierten aus 195 Ländern auf der UN-Klimakonferenz in Bonn (COP23) unter Führung des Inselreichs Fidschi nach einem ganz eigenen „Paradise Paper“ zum Klimaschutz. „Wir müssen einfallsreich, gut organisiert und mit harter Arbeit an einem Ergebnis arbeiten“, sagte Frank Bainimarama, Ministerpräsident von Fidschi und COP-Präsident.
Die Chefin des UN-Klimasekretariats, Patricia Espinosa, mahnte zwar wie gewohnt, es gebe „keinen Luxus der Zeitverschwendung mehr“, war aber optimistisch wegen der „zehntausend Menschen, die hier am Rande der Konferenz Klimaschutz im praktischen Leben vorführen“. Und die Deutschen taten, was sie am besten können: Sie legten Geld auf den Tisch. 50 Millionen Euro für den UN-Anpassungsfonds und noch einmal 50 Millionen für den „Fonds für die am wenigsten entwickelten Länder“, die in den ärmsten Staaten den Schutz der Menschen vor Unwetter und Ernteausfällen finanzieren.
Bainimarama genießt die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit. Denn weil er als Militär 2000 und 2006 die Regierung seines Landes wegputschte, war Fidschi lange international isoliert. Erst seit er 2014 aus Wahlen als Sieger hervorging, hat er den Inselstaat wieder hoffähig gemacht. Und sich mit der UN-Ozean-Konferenz und den Klimaverhandlungen 2017 gleich zwei globale Großereignisse an Land gezogen, die Prestige bringen sollen.
Die Pläne müssen vergleichbar sein
Bainimarama gab sich als Kämpfer für die „verwundbarste Region im Klimawandel“, der Südsee. Er fordert konsequent, der Klimawandel müsse nicht erst bei 2, sondern schon bei 1,5 Grad gestoppt werden, wie in Paris versprochen. Das ist kaum zu schaffen. Bereits jetzt liegt die Temperatur weltweit 1,1 Grad über der der vorindustriellen Zeit.
Das extrem ehrgeizige Ziel macht ein gutes Ergebnis in Bonn umso dringender. Denn während im Pariser Abkommen 2015 nur die Ziele bestimmt wurden – Klimawandel stoppen, die Welt von Kohle, Öl und Gas wegführen, Anpassung fördern, Finanzströme in grüne Investments leiten –, geht es nun um die Regeln für die Umsetzung. Bis 2018 müssen sie stehen. Denn für die neuen Klimaziele, die die Staaten 2020 vorlegen sollen, sollen endlich vergleichbare Kriterien gelten. Bisher rechnet jedes Land bei den „NDC“ genannten Klimaplänen von Paris, wie es will.
Für echten Fortschritt müssen die Pläne aber vergleichbar sein: „Eine Tonne CO2 in China muss so viel gelten wie eine Tonne CO2 in Deutschland.“ Ähnlich vergleichbar müssen die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und die Finanzhilfen sein. Mit diesen Kriterien kann man dann debattieren, wie weit die Welt von ihren Paris-Zielen entfernt ist. Das ist der zweite wichtige Punkt für Bonn: der Talanoa-Dialog, der diese Debatte strukturiert. Etwa darüber, ob auch Umweltverbände mitreden dürfen.
Am Ende der Konferenz müssten diese Punkte so weit geklärt sein, dass bei der nächsten COP im polnischen Kattowitz darüber entschieden werden kann, sagen Verhandler, denn den traditionell klimaskeptischen Polen traut man nicht zu, mit viel Elan für ehrgeizige Ziele zu kämpfen. Ohne bessere Regeln jedenfalls wird es hart. Mit dem bisherigen Kurs steuert die Welt nach aktuellen Warnungen der UN-Meteorologiebehörde (WMO) auf eine Erwärmung „nicht um 2 Grad wie beschlossen, sondern um 3 bis 5 Grad zu“, sagte WMO-Chef Peeteri Taalas.
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