Twitter-Kauf durch Musk: Jetzt will er doch
Nach viel Hin und Her hat sich der Superreiche Elon Musk nun doch entschieden, Twitter zu kaufen. Damit kommt er einem Gerichtsverfahren zuvor.
Tesla-Chef Elon Musk will die Social-Media-Plattform Twitter nun doch kaufen. Sein Anwalt schriebt in einem Brief an Twitter, es sollen die Übernahmebedingungen gelten, die im April beschlossen wurden. Das hat die US-Börsenaufsicht SEC am Dienstag bekanntgegeben.
Da die Aktionär*innen von Twitter bereits vor Monaten einem Kauf durch Musk zugestimmt haben, könnte der rund 44 Milliarden Dollar schwere Deal nun recht schnell passieren – so sehr sich auch die Anbahnung gezogen hat. Auch Twitter hat bereits bestätigt, dass es verkaufen will: „Es ist die Absicht des Unternehmens, diese Transaktion abzuschließen.“
53,20 US-Dollar je Aktie bot Musk jeder*m Aktionär*in im April 2022. Erst kurz zuvor hatte er einen Sitz im Verwaltungsrat von Twitter kurzfristig ausgeschlagen – vermutlich, weil Mitglieder maximal 15 Prozent der Aktien halten dürfen und eben nicht das ganze Ding. In den darauffolgenden Verhandlungen mit Twitter veränderte sich der Preis dann wiederum und landete bei 54,20 Dollar je Aktie.
Nach diversen Gesprächsrunden und Verhandlungen, als der Kauf eigentlich schon recht sicher schien, entschied sich Musk dann aber doch noch um. Als Grund gab er an, dass Twitter nicht genügend Transparenz gezeigt habe und ihm nicht genau gesagt habe, wie viele Fake-Accounts es auf der Plattform gebe. Daraufhin verklagte Twitter Musk und Musk Twitter, denn im Vorfeld hatten sie vereinbart, dass die Partei, die den Deal aufkündigt, eine Milliarde Dollar Strafe an die jeweils andere zu zahlen hat.
Musk möchte Trump zu Twitter zurückholen
Am 17. Oktober hätte nun eigentlich der Gerichtsprozess in den USA beginnen sollen. Wäre Musk unterlegen, hätte das für ihn bedeuten können, dass er Twitter doch kaufen muss.
Die gesellschaftlichen Dimensionen des möglichen Twitter-Kaufs sind noch nicht absehbar. Einige Anhänger*innen von Donald Trump hoffen, dass er auf die Plattform zurückkehren könnte. Der ehemalige Präsident der USA war nach diversen Ausfällen nach der Erstürmung des Kapitols im Januar 2021 von Twitter verbannt worden und hatte sich auf seine eigene Social-Media-Plattform Truth Social zurückgezogen. Musk hatte angekündigt, Trump zurückholen zu wollen.
Er halte die Entscheidung für den lebenslangen Ausschluss Trumps von Twitter für „moralisch schlecht und extrem töricht“. „Sie hat einen großen Teil des Landes verprellt und letztlich nicht dazu geführt, dass Donald Trump keine Stimme mehr hatte.“ Musk machte bereits mehrfach deutlich, dass er den dauerhaften Ausschluss von User*innen nicht unterstützt.
Abseits davon wird sich der Charakter von Twitter vermutlich ändern. Musk hat bereits angekündigt, dass Twitter nach einem Abo-Modell funktionieren soll, nicht mehr wie bisher nach einem Werbe-Modell, und dass Geldtransfers möglich sein sollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga