Trumps und Putins erstes Treffen: Autokratischer Funkenflug
Als der Rest der Welt über das Klima sprach, trafen sich Trump und Putin zum ersten Mal. Sie verstanden sich gut und gaben eine Waffenruhe in Syrien bekannt.
Die Chemie habe gestimmt, beide Präsidenten hätten schnell einen Draht zueinander gefunden, sagte US-Außenminister Rex Tillerson, der mit in der kleinen Runde gesessen hatte. Alles sei äußerst konstruktiv gewesen, man habe sich darauf verständigt, nach vorne zu schauen, statt sich mit gegenseitigen Vorwürfen aus der Vergangenheit aufzuhalten. Trump selbst sprach sogar von „einer Ehre“, die die Zusammenkunft mit Putin für ihn darstelle.
Auf der anderen Seite sprach auch der russische Außenminister Sergej Lawrow von einem konstruktiven Treffen. In Moskau herrschte Jubel. Es könne der Beginn eines Prozesses sein, der die Abwärtsspirale in den amerikanisch-russischen Beziehungen stoppt, sagte der Parlamentsabgeordnete Leonid Sluzki in der russischen Hauptstadt.
Das erste Treffen der beiden Alphatiere Trump und Putin überlagerte den G20-Gipfel. Und die von Tillerson nach dem Gespräch bekanntgegebene Waffenruhe in Syrien war eines der wenigen zählbaren Ergebnisse des ersten Gipfeltages. Geschenkt, dass Experten aus Russland, den USA und Jordanien die Vereinbarung seit Tagen in der jordanischen Hauptstadt Amman vorbereitet hatten, wie Lawrow verriet.
Nur ein paar Minuten fürs Klima
Alles außerhalb ihres Zweier-Treffens schienen Trump und Putin ohnehin nicht so richtig ernst zu nehmen. In die Arbeitssitzung zu Umwelt- und Klimaschutz schaute Trump nur ein paar Minuten hinein. Sein Finanzminister Steven Mnuchin sagte, es habe eine „sehr wichtige Sitzung“ zum Handel gegeben und „eine wichtige Sitzung“ zur Umwelt. Wegen des langen bilateralen Treffens müssen die anderen Gipfelgäste mit dem Abendprogramm in der Elbphilharmonie warten.
Trump und Putin dagegen brachen das erste Eis schon am Morgen. Als Trump, von Demonstranten bei der Anfahrt zu einem kleinen Umweg gezwungen, in den Hamburger Messehallen eintrifft, lief er dem russischen Staatschef über den Weg. „Wir sehen uns gleich“, sollen sich die beiden zugeraunt haben. Kumpelhaft fasste der US-Präsident seinem Kollegen aus Moskau ein paar Mal an den Arm.
Schon vorher hatten sich beide Staaten nach einem langen Versteckspiel auf ein volles Treffen geeinigt – nicht nur eine flüchtige Begegnung. Aus geplanten 45 Minuten wurden dann über zwei Stunden. Es gab viel zu besprechen in einem bilateralen Verhältnis, das zumindest vor der Zusammenkunft als so schlecht galt wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Intimfeindschaft zwischen den USA und Russland
Neben Syrien drängten das Problem der Ukraine, die russische Wahleinmischung, Russlands Haltung zu nuklearen Mittelstreckenwaffen: Die Strategen im Weißen Haus hatten Trump seit Wochen auf das Treffen mit dem Widerpart im Kreml vorbereitet. Die Amerikaner wussten: Es würde nicht gerade ein Heimspiel werden für den G20-Novizen, wenn er sich mit dem ausgebufften Profi Putin an den Tisch setzt. Bei der ersten Sitzung des Gipfels saß Trump, neben Angela Merkel und Theresa May platziert, noch mit deutlichem Abstand zu Putin und spielte nervös mit den Händen. Putin lehnte sich derweil bequem zurück.
Russland gilt vielen in den USA weiterhin als Intimfeind der Vereinigten Staaten. Trump, der Geschäftsmann, sieht das viel pragmatischer. Der selbsternannte Machertyp will Ergebnisse präsentieren. Zur Lösung von Konflikten etwa in Syrien und wohl auch in Nordkorea braucht er die Russen.
Die Signale der Amerikaner vor dem Gipfel waren noch widersprüchlich gewesen. Zu Besuch beim östlichen Nato-Partner Polen wetterte Trump, Russland destabilisiere in Osteuropa und anderswo. Theaterdonner? Moskau wies die Vorwürfe postwendend zurück.
Dem Kreml hat nicht gefallen, dass Trump im April Marschflugkörper auf eine syrische Luftwaffen-Basis abfeuern ließ. Jüngst schoss ein US-Jet obendrein ein syrisches Kampfflugzeug ab. Das Ergebnis: Die gegenseitigen Absprachen zur Vermeidung von Flugunfällen wurden abgebrochen; Washington dreht weiterhin an der Sanktionsschraube gegen die Russen. Wohl auch aus wirtschaftlichen Interessen.
Putin bekam mit dem Immobilienmilliardär – Wahleinmischung hin oder her – seinen Wunschkandidaten. Trump hatte seinerseits im Wahlkampf immer für ein besseres Verhältnis zu Russland geworben hat – doch der Erfolg blieb lange aus. Immer mehr Details zu mutmaßlichen russischen Hacker-Angriffen und zu dubiosen Kontakten von Trumps Team nach Moskau wurden bekannt.
Trump sind deshalb die Hände gebunden. Jede positive Hinwendung in Richtung Moskau wird in Trumps eigener republikanischer Partei mit größtem Misstrauen begleitet – und vom politischen Gegner genüsslich ausgeschlachtet. Dass er die potenzielle Wahlmanipulation jetzt aktiv ansprach, könnte für ihn eine Art Befreiungsschlag werden.
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