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Trumps ZollpolitikIns eigene Fleisch

Sollte Trump seine Zollpolitik wie angekündigt umsetzen, würde das der US-Wirtschaft schaden, sagen Expert*innen. Doch es geht ohnehin um was anderes.

America First – Aber zu welchem Preis? Trump Merchandise, kommt oft aus China Foto: Beata Zawrzel/NurPhoto/imago

Berlin taz | Gut zwei Monate vor seiner Amtseinführung sorgt Donald Trump erneut für Unruhe. Bereits an seinem ersten Amtstag als US-Präsident will er Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Produkte aus Mexiko und Kanada einführen. Die Zölle auf chinesische Importe, die bereits existieren, sollen außerdem um 10 Prozent steigen, wie er auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social angekündigt.

Den Erlass möchte er demnach als „Executive Order“, also als Dekret, umsetzen, das keiner Zustimmung anderer politischer Organe bedarf. Er würde damit eines seiner zentralen Wahlkampfversprechen einlösen. Mit der harten Zollpolitik möchte Trump demzufolge gegen illegale Migration und Drogenkriminalität vorgehen. Mexiko und Kanada seien in der Lage, illegale Grenzübertritte und Drogenschmuggel zu unterbinden. Zudem behauptet er, Vertreter Chinas hätten zugesichert, den illegalen Drogenhandel, vor allem mit dem Opioid Fentanyl, mit allen Mitteln zu stoppen. China sei dem jedoch nicht nachgekommen. Die Zölle würden so lange in Kraft bleiben, bis diese Probleme gelöst seien.

Ein Sprecher der chinesischen Botschaft in den USA widersprach Trumps Unterstellung. Er betonte, beide Staaten profitierten von der Handelskooperation. Auch Kanada und Mexiko reagierten zunächst defensiv auf die Ankündigung. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters haben Donald Trump und der kanadische Regierungschef Justin Trudeau noch am Montag im Anschluss an die Ankündigung telefoniert.

Aus kanadischen Kreisen verlautete, es habe sich um eine gute Diskussion gehandelt und man werde in Kontakt bleiben. Der mexikanische Abgeordnete Ricardo Monreal schrieb auf X, die angekündigten Zölle würden keines der Grenzprobleme der beiden Länder lösen. Die Zölle würden lediglich das Leben der Menschen aller betroffenen Länder verteuern, so Monreal.

Gegen den Überkonsum

Diese Sicht bestätigt Julian Hinz vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Ihm zufolge würden die Zölle der US-Wirtschaft selbst extrem schaden. Die Effekte davon würden nicht nur Bür­ge­r*in­nen treffen, sondern auch US-Unternehmen: „Die Handelsbeziehungen zwischen den USA, Mexiko und Kanada sind sehr eng“, betont der Ökonom. Der Agentur Trading Economics zufolge beziehen die USA 16 Prozent aller importierten Produkte aus Mexiko, 14 Prozent aus Kanada. 15 Prozent kommen zudem aus China.

Hinz rechnet deshalb mit Widerstand US-amerikanischer Unternehmen gegen die angekündigten Zölle. So seien beispielsweise gerade die kanadische und US-amerikanische Automobilindustrie miteinander verflochten. „Für die Fertigung eines amerikanischen Autos gibt es oft gleich mehrfache Grenzübertritte von Produktionsteilen“, so Hinz. Zölle würden die Produktion entsprechend erheblich verteuern. Trump würde mit deren Einführung zudem gegen das Freihandelsabkommen USMCA verstoßen, das er in seiner letzten Präsidentschaft selbst noch mit Kanada und Mexiko geschlossen hatte.

Dass Trumps Zollpolitik der US-Wirtschaft mehr schaden als nutzen würde, haben Öko­no­m*in­nen schon im Vorfeld der Wahl prognostiziert. Beispielsweise veröffentlichte das Peterson Institute im Mai eine Studie, der zufolge gerade das Leben von US-Amerikaner*innen mit geringem Einkommen durch hohe Zölle auf US-Importe teurer würde.

Die USA hätten traditionell ein Handels- und Leistungsbilanzdefizit, erläutert Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft. „Das bedeutet, die Amerikaner importieren mehr, als sie exportieren, und konsumieren mehr, als sie sparen.“ Mit den Zöllen würde Trump versuchen, dem entgegenzuwirken, doch das könne mit dieser eindimensio­na­len Maßnahme gar nicht funktionieren, so Sultan. Dafür müsse sich vielmehr etwas am Ausgabeverhalten der US-Amerikaner*innen, insbesondere des Staates, ändern.

Realpolitischer Effekt: gegen null

Die angestrebte Zollpolitik von Donald Trump sei vor diesem Hintergrund weniger als Teil eines wirtschaftlichen Programms zu verstehen als vielmehr als Druckmittel zur Durchsetzung politischer Ziele, sagt Christian Lammert vom John-F.-Kennedy-Institut Berlin. „Zölle sind gewissermaßen Trumps Lieblingsthema, das kennen wir schon aus seiner letzten Präsidentschaft“, so Lammert.

Er versuche damit, Länder zu bestimmten Handlungen zu bewegen, und gebe sich oft genug mit rein symbolischen Erfolgen zufrieden. Denn natürlich seien die Möglichkeiten Mexikos und Kanadas beschränkt, illegale Migration und Drogenkriminalität tatsächlich zu stoppen. „Aber wenn auf Druck Trumps hin bald statt zwei Beamten vier in einer mexikanisch-amerikanischen Grenzregion patroullieren, kann er das schon als Erfolg seiner Politik verkaufen.“ Auch wenn der realpolitische Effekt nahe null gehen sollte, so Lammert.

Aus Europa kommen besorgte Reaktionen auf die Zoll-Ankündigungen des künftigen US-Präsidenten. So warnte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell vor einem drohenden Handelskrieg. Bundeswirtschaftsminister, Robert Habeck, betonte, das Entscheidende an Trumps Ankündigung sei, dass er Freihandelsabkommen breche. Damit würden gemeinsame Regeln „zunehmend brüchig“.

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11 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ja, das alte Prinzip, Angst verbreiten um den "Gegner" gütiger zu stimmen und daher mehr Eigeninteressen durchsetzen zu können.



    Das versteht schon ein 8 jähriger, auf dem Entwicklungsstand Trump offensichtlich stehen geblieben ist.



    Wie sehr sich aber viele Europäer mit dieser Strategie ins Boxhorn jagen lassen ist schon erstaunlich.



    Ganz nebenbei, Putin hat eine ähnliche Strategie, möglichst viel Angst zu verbreiten, mit dem Unterschied, dass er sogar wesentlich berechenbarer ist, als dieses "Kleinkind" Trump.

    Und wetten dass:



    Wenn Trumps Vorhaben nicht aufgehen, was wahrscheinlich ist, und diesmal keiner ihn aufhalten kann, weil er diesmal durchregieren kann, und er die USA wirtschaftlich, sicherheitspolitisch und außenpolitisch in Schutt und Asche legt, wird er einfach gehen, und sich alles schönreden.



    Erstaunlich ist nur, dass Deutschland sich nicht spätestens jetzt wirtschaftlich und sicherheitspolitisch darauf vorbereitet hat.



    Nun und nach CDU/CSU und FDP-Meinung müssen diese Kosten erst einmal durch soz Umverteilung und "Bürokratieabbau" eingefahren werden?



    Diese narzisstische Spielchen der CDU/CSU und FDP zulasten der Sicherheit unseres Landes ist unerträglich und unwürdig

  • Wenn man Trumps inszenierte Provo-Tonlage weglässt, adressiert er klar an EU, Deutschland, China, Kanada, Mexiko, wie zuvor lange vergeblich IWF, WTO, Obama, hört auf eure Währungen, Exportprodukte im Preis herunter zu puschen zulasten eurer Binnenkaufkraft durch branchenübergreifend staatliche Subventionen zulasten US Handels-und Leistungsbilanz, fangt endlich an, eure Binnenwirtschaft durch gesteigerte Binnenkaufkraft über Lohn- , Rentenerhöhungen fähig zu machen für Anstieg von US Importen, dann braucht es auch keinen Zoll. Glaubt nicht, ihr könnt durch mich als Präsidenten ungehindert Nachbarländer der USA Mexiko, Kanada wie Westdeutschland die DDR 40 Jahre lang zur Werkbank eigener Industrie über Niedriglohnsektor, Währungsvorteil machen. Damals zulasten DDR heute zulasten US Binnenkaufkraft machen. Trump erinnert an deutschen Dieselabgasbetrug.



    Dass in den USA weltweit die meisten Insassen privater Haft- Internierungsanstalten prekär beschäftigt die US Wirtschaft unterm Radar von IWF, NAFTA, Weltbank subventionieren Beschäftigung in US- Flying Over Lands sichern, steht auf einem anderen Blatt (Quelle US Senator Vermont Bernie Sanders Buch „Unsere Revolution“ 2016. S.367).

  • Wir haben es in den letzten Wochen und Monaten immer wieder gehört: Man muss Etwas nur immer und immer wiederholen, keinen Jota abweichen, dann wird es Wahrheit.



    Sollten also die ausschließlich in den USA produzierten Autos viel teurer werden, kompensieren dies die echt-amerikanisch verbauten edlen Gene.



    So oder ähnlich wird es wohl kommen.

  • Das Handelsbilanzdefizit z.b. Hessens betrug 2023 5Mrd zugunsten der USA.



    Wann kommen die Gegenzölle ?



    Warum wird der Datenabfluss in die USA und die durch die von US-Firmen dominierten sog. sozialen Medien verplemperte Lebenszeit nicht besteuert ?



    Klingt seltsam bis irre, aber auf solche Themen wird Trump eher anspringen als auf sachliche Argumente. Da kommt man bestimmt eher ins Gespräch über einen Deal.

  • Tja, was grenzt an totalen Schwachsinn? Mexiko und Kanada.

    Der Irrsinn ist, dass die Amis ihn trotzdem wählen. Und sie würden ihn sogar sicher nochmal wieder wählen wenn es in vier Jahren dort noch Wahlen gibt. Wer Fakten nicht wahrnimmt, läuft nicht Gefahr, von sinnvoller Politik belästigt zu werden. Das ist bei uns ja nicht so viel anders. Wir werden in ein paar Monaten auch alle brav Merz wählen, obwohl wir genau wissen, was das bedeutet. Oder etwa nicht?

    • @Jalella:

      Die 33 Prozent vom 26.11.2024 sind etwas weniger als "alle".

    • @Jalella:

      "Tja, was grenzt an totalen Schwachsinn? Der Irrsinn..."

      Warum so eine ableistische Denkweise bei Ihnen?

      Selbst Intelligente wie Sie können MAGA wählen, und umgekehrt können weniger Intelligente ebenso die Demokraten wählen. Problematisch wird es nur, wenn man glaubt, über andere stehen zu können.

      Ach, und im Übrigen ist Ihre geliebte TV-Serie "The Big Theory" einfach nur sexistisch. Soviel dazu.

  • Trump macht Autos teurer! Was sagen denn da seine Klimawandelleugnerfreunde?

  • Damit schadet Trump nur der amerikanischen Wirtschaft. Warum soll Mexiko bei weniger Aussenhandel mit USA Flüchtlinge einfangen? Das Gegenteil wird kommen, da die Menschen noch schlechtere Lebensbedingungen im eigenen Land vorfinden werden.

  • > „Für die Fertigung eines amerikanischen Autos gibt es oft gleich mehrfache Grenzübertritte von Produktionsteilen“

    Genau darum geht es Trump ja auch. Er will die Produktion wieder stärker ins Land zurückholen.

    • @Trollator:

      Vielleicht gelingt es sogar - allerdings müssten die entsprechenden Werke in den USA erst gebaut werden, die das herstellen oder bearbeiten, was in Kanada jetzt gemacht wird. Die Umstrukturierung gibts auch nicht umsonst, und vor allem: wer soll die Arbeit machen, nachdem Millionen billiger Arbeitskräfte deportiert wurden?



      Schlussfrage: wieviel werden die ausschliesslich in den USA produzierten Autos dann kosten, und wer wird sie bezahlen können?