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Trumps Kampf gegen die UniversitätenDie Columbia-Uni vor dem Knall

Am Freitag läuft ein Ultimatum der Trump-Regierung an die New Yorker Universität aus. Geht sie nicht drauf ein, bleiben Bundesmittel gestrichen.

Unterstützer von Mahmoud Khalil, einem Absolventen der Columbia. Er ist eines der Opfer der Willkür unter Präsident Trump Foto: Melissa Bender/imago

Berlin taz | Showdown für die Zukunft der Columbia-Universität in New York. Bis spätestens Freitag muss die Universitätsleitung auf einen Brief der Trump-Regierung antworten, mit dem der Uni neun ultimative Forderungen gestellt werden, wie sie den Unibetrieb und insbesondere den Umgang mit studentischen Protesten zu regeln habe.

Im Gegenzug stellt die Regierung nicht etwa in Aussicht, die am 7. März gestrichene Förderung von 400 Millionen US-Dollar aus Bundesmitteln wieder aufzunehmen – die Erfüllung der Forderungen wird lediglich als Vorbedingung verlangt, um danach in einen Dialog zu treten.

Nach Informationen des Wall Street Journal ist die Universitätsleitung kurz davor, auf die Forderungen einzugehen – auch wenn das zu massiven Protesten, Kündigungen und Rücktritten innerhalb der Universität führen würde.

Die Forderungen beinhalten nicht nur, dass Entscheidungen über die Zwangsexmatrikulation von Studierenden künftig ausschließlich bei dem oder der Universitätspräsidenten/in liegen sollen statt wie bislang bei einem Ausschuss. Sie wollen die Universität auch verpflichten, die Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) als einzig gültig zur Bewertung von propalästinensischen Protesten anzuerkennen.

Alle Studierenden, die im vergangenen Jahr während der propalästinensischen Proteste an der Besetzung eines Unigebäudes oder dem Protestcamp beteiligt waren, sollen disziplinarrechtlich verfolgt werden, worunter im Brief explizit der Rauswurf aus der Uni oder zumindest der mehrjährige Ausschluss verstanden werden soll.

Kritische Fakultät soll unter externe Aufsicht gestellt werden

In diesem Zusammenhang spielt der Fall Mahmoud Khalil eine Rolle. Der ehemalige Sprecher der Proteste wird zwar keines Verbrechens beschuldigt, sitzt aber dennoch derzeit in einem Abschiebegefängnis. Das passt rechtlich nicht zu seinem Status als Green-Card-Holder, also Träger einer Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung. Aber die Regierung hat sich vorgenommen, alle ausländischen propalästinensischen Protestierenden von der Uni, oder, wie es Außenminister Marco Rubio ausdrückte, „aus dem Land zu bekommen“.

Außerdem soll Columbia, neben weiteren Maßnahmen, die studentischen Proteste auf dem Campus fast unmöglich machen, auch das sogenannte MESAAS Department, also die Fakultät für Nahost-, Südasien- und Afrikastudien, für fünf Jahre unter externe Aufsicht stellen. Einen solchen Schritt, meist auf ein akademisches Jahr begrenzt, gibt es eigentlich nur bei massiven internen Zerwürfnissen innerhalb einer Fakultät. Das ist hier nicht der Fall. Aber MESAAS gilt als die Fakultät, die den Nahostkonflikt anhaltend kritisch akademisch begleitet.

Für viele Akademiker*innen, auch an anderen Universitäten der USA, die in den vergangenen Wochen ähnliche Drohungen erfahren haben, ist das Vorgehen gegen die Columbia ein Exempel. Für sie ist die Frage, wie die Unileitung auf das erpresserische Ultimatum reagiert, von essenzieller Bedeutung. Zumal der Entzug der Bundesmittel zwar die derzeit sichtbarste, aber nicht die einzige Bedrohung der akademischen Freiheit ist.

Anfang März wurde ein französischer Wissenschaftler bei der Einreise zu einem Kongress am Flughafen abgefangen und nach einem Tag in Gewahrsam zurückgeschickt, weil sich auf seinem Handy Chats fanden, in denen er sich kritisch über Trump äußerte. Es kam zum diplomatischen Eklat, nachdem sich Frankreichs Forschungsminister fassungslos äußerte. Aber auch das blieb folgenlos.

Und an der journalistischen Fakultät der Columbia warnte kürzlich ein Professor seine internationalen Studierenden, sie sollten besser alle Erwähnungen des Ukrainekrieges oder des Nahostkonflikts von ihren Social-Media-Accounts löschen. Wenn die Ausländerpolizei das sehe, „kann euch niemand beschützen“.

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5 Kommentare

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  • Auf science.lu steht dazu u.a.: "... Nach Angaben aus diplomatischen Kreisen ereignete sich der Vorfall am 9. März. Der Raumfahrtwissenschaftler geriet demnach bei der Einreise in eine stichprobenartige Kontrolle, bei der sein Dienstrechner und sein Privathandy untersucht wurden. ..." was jetzt zum letzten Absatz im Artikel passt. Das sind ja letztlich Methoden, die man eher China vorwirft und mit denen man in Ländern wie dem Iran rechnen muss. Das heißt jetzt für die USA braucht man auch "gesäuberte" Smartphones und Computer. Die Frage ist allerdings wie weit die Paranoia dort geht. Die technischen Mittel sind dort sicher vorhanden, auch öffentliche Foren mittels KI auszuwerten und US-basierte sog. sozialen Medien werden nach der Anbiederung an Trump die Daten aller Chats sicher freudig weitergeben.

  • Liebe Kommunarden..ihr habt es gelesen: wer in Zukunft noch plant ins großartigste Land einzureisen..sollte ab jetzt Donald den erlauchten, in seiner von Gott auserwählten Mission vorbehaltlos unterstützen.



    Denn nur dort gibt es Meinungsfreiheit. Alle wichtigen Posten werden ab jetzt,



    allein durch die Gnade des Stifters, einen neuen Goldenen Zeitalters zu vergeben sein. Die Klimakrise hat sich aufgrund maximaler Transparenz unter den Teppich verkrochen. Die ehrfürchtige Anbetung seiner Exzellenz verschafft jedem Rektalakrobaten ungeahnte Aufstiegschancen.



    Und so bahnt sich dieses größte aller großartigen Länder auf dem Weg zur totalen Loyalität eine Machtfülle bei der jede andere Bananenrepublik vor Neid erblassen würde.



    Kriege werden innerhalb von 24h beendet..die Börse befindet sich im größten Rausch ihrer Geschichte..und die Eierpreise übersteigen demnächst den Wert von Gold und Edelsteinen..der feuchte Traum eines jeden Spekulanten.

    Ach Donald..wir liegen dir alle sowas von zu Füssen...

  • Die Gleichschaltung der Universitäten.

  • Anderes Thema aber die Artikel zur Taz im Netz haben keine Kommentarfunktion:

    Ich feier ja gerne mit, aber das Laufbanner lenkt total ab, ganz schrecklich! Bitte macht keine bewegten Sachen auf die Seite, noch dazu wenn sie immer bei jedem Artikel sichtbar sind. Das lenkt mich total ab und das geht vermutlich nicht nur mir so.



    Bis die Tage, wenn das hoffentlich wieder weg ist.

  • "aber nicht die einzige Bedrohung der akademischen Freiheit ist."

    Na ja, aber die Protestierenden weltweit haben ein Ende Zusammenarbeit mit israelischen Institutionen gefordert. Schrenkt das nicht auch die akademische Freiheit ein?

    "Nahostkonflikt anhaltend kritisch akademisch begleitet."

    Aha, also jüdische Studierende zu verängstigen, zu bedrohen und anzugreifen ist jetzt "kritisches Begleiten"

    "die Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA)"

    Na ja, so machen wir es hier doch auch. Wir fragen Frauen in Gleichstellungsfragen oder migrantische Gruppen ob es in ihren Augen Rassismus ist diese oder jene Begrifflichkeit zu wählen? Wo ist da das Problem?

    "Entzug der Bundesmittel"

    Anscheinend war nicht die laute Minderheit sondern die stillere Mehrheit dafür. Trump hat mit dieser Ankündigung nicht hinterm Berg gehalten vor der Wahl.