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Trumps HandelskriegIns eigene Fleisch geschnitten

Simon Poelchau
Kommentar von Simon Poelchau

Die hohen Zölle auf Produkte aus Kanada und Mexiko werden die Lebenshaltungskosten in den USA verteuern. Versprochen hatte Trump genau das Gegenteil.

Auch Waren aus China werden infolge der höheren Einfuhrzölle für die Menschen in den USA teurer werden Foto: Lian Zhen/XinHua/dpa

E s kann durchaus an Donald Trumps gesundem Menschenverstand gezweifelt werden. Denn mit den nun von ihm erhobenen Zöllen auf Importe aus Mexiko, Kanada und China schneidet er sich mächtig ins eigene Fleisch. Und dafür braucht es noch nicht einmal die von den betroffenen Ländern unumwunden angekündigten Gegenmaßnahmen.

Gibt es ein ökonomisches Argument, weshalb Trump vergangenen November die US-Präsidentschaftswahlen gewonnen hat, dann war es die Inflation. Die Wäh­le­r*in­nen spürten noch immer die Preisschocks der letzten Monate in ihrem Geldbeutel und fühlten sich dabei von den Demokraten im Stich gelassen. Der Republikaner versprach im Wahlkampf, die Inflation zu senken. Trumps Zölle werden genau die entgegengesetzte Wirkung haben.

Importabgaben von 25 Prozent auf fast alles, was aus Kanada und Mexiko kommt, wird die Preise in den Vereinigten Staaten heftig nach oben treiben. Besonders schwer zu verschmerzen werden die Zölle auf Öl und Gas sein – auch wenn diese „nur“ 10 Prozent betragen und erst ab 18. Februar erhoben werden sollen. Da kann Trump so oft „Drill, baby, drill!“ schreien. Schätzungen zufolge könnte dies den Liter Benzin um bis zu 20 Cent verteuern.

Damit könnte der Preis für die Gallone Sprit in dem Autoland schnell von aktuell um die drei Dollar auf knapp vier Dollar steigen. Bei den US-Amerikaner*innen kommt das sicherlich nicht gut an. Zudem würde eine weitere Baustelle von Donald Trump nicht kleiner, sondern größer. Von der US-Notenbank Fed wünscht er sich zur Ankurbelung der Wirtschaft niedrigere Zinsen. Doch die Wäh­rungs­hü­te­r*in­nen werden diese eher anheben als senken, wenn Trump die Inflation wieder nach oben treibt.

Insofern ist es letztlich nebensächlich, wenn die Wirtschaftsleistungen von Kanada und Mexiko erst mal stärker unter den Zöllen leiden als jene der USA. Entscheidend ist, was bei den Menschen im Land ankommt. Und den Schock an der Tankstelle werden sie ganz sicher spüren. Es ist zu hoffen, dass sie dann aufwachen und merken, was sie gewählt haben.

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Simon Poelchau
Redakteur
ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.
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11 Kommentare

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  • Nun, Trump&Co. werden sicher irgendeinen Sündenbock finden, der sie mal wieder "schlecht behandelt" hat. Inwiefern das verfängt? Keine Ahnung. Aber mal ganz davon abgesehen, was wäre denn die politische Alternative? Die Demokraten? Die haben aus meiner Sicht derzeit auch keine Lösung, vor allem haben sie bisher immer schön um den heißen Brei herumgeredet. Das ist wie bei und in D, wo lieber auf Migranten eingedroschen wird anstatt die drängenden (schon seit langem auf dem Tisch liegenden) Probleme anzugehen - Details erspare ich mir an dieser Stelle.

  • Ja, und? Aber sie haben gewählt. Dem Trump kann die Meinung der Leute egal sein, sofern er nicht noch einen Trick findet, den 22. Verfassungszusatz widerrufen zu lassen.

  • Was immer übersehen wird: Trump - und vor allem die Leute hinter ihm in der Regierung (nein, nicht Musk) - sind alles mögliche aber NICHT dumm. Sie wissen genau, was Zölle bedeuten. Nicht umsonst sprechen sie nicht von einer Steuer (die sie senken wollen), sondern von einem „External Revenue Service“ der die Zölle erhebt).

    Trump und seiner Bande geht es nicht um Wirtschaft, sondern um Politik - und dafür hat er ein ausgewiesenes Gespür. Er weiß genau, welche Maßnahmen bei seinen Wählern (und nur bei denen!) gut ankommen werden. Zölle sind eine dieser Maßnahmen, und genau deshalb hat er sie ja auch immer wieder erwähnt.

    Schon während seiner ersten Amtszeit gab es einen Handelskrieg mit China. Dazu gibt es Studien und Auswertungen - nicht nur, was es wirtschaftlich (nicht) gebracht hat, sondern auch, was es bewirkt hat:

    Menschen, die mehr mit Importzöllen konfrontiert waren, identifizierten sich seltener als Demokraten, stimmten eher für Donald Trumps Wiederwahl im Jahr 2020 und wählten eher Republikaner in den Kongress.

    Wer Trump für dumm hält, ist bereits in seine Falle getappt. Das Offensichtliche ist meist nicht das eigentliche Ziel.

  • Die vor den Folgen von Trumps Handelskrieg warnen, sind ausgebildet und sozialisiert in Marktwirtschaft. Sie sprechen vom Nutzen der Globalisierung und meinen damit ein dichtes Geflecht von Handelsbeziehungen. Das sind die euphemistisch Wertschöpfungsketten genannten Handelsströme von Rohstoffen, Vorprodukten, fertigen Gütern, Dienstleistungen, Kapital, Abfallverwertung und -endlagerung. Man kann diese Wertschöpfungsketten auch Ausbeutungsketten nennen, denn hier sucht sich das international Kapital die Orte aus, die jeweils die beste Rendite versprechen: niedrigste Steuern, niedrigste Löhne, Kinderarbeit, niedrigste Sozialstandards, geringster Umweltschutz usw. Das Ganze wird noch über Steuern subventioniert, die auch die privilegierte Arbeiterschaft und kleineren Unternehmen der sog. 1. Welt zahlen müssen. Steuern für billigen Schiffsdiesel, für billiges Flugbenzin und für Militäreinsätze, die die Handelswege offen halten. POTUS Trump will daran nichts ändern. Er will 35 Jahre nach Ende des Kalten Krieges nur keine Rücksicht mehr auf alte Alliierte nehmen und versucht einen Weg des nationalistischen Egoismus. Die Neuverteilung der Welt wird kommen; auch ohne Trump.

  • "Und den Schock an der Tankstelle werden sie ganz sicher spüren. Es ist zu hoffen, dass sie dann aufwachen und merken, was sie gewählt haben."

    Dieser Satz mag zutreffen wenn es um die durch Energiesteuern- und Abgaben getriebene Inflation in Deutschland geht.

    Zoelle sind hingegen primaer ein Mittel um die eigene Wirtschaft vor auslaendischer Konkurrenz zu schuetzen und fuehren nur dann zur Inflation, wenn die eigene Wirtschaft die Produktion nicht entsprechend steigern kann. Im Idealfall bleibt der Preis stabil und die Erloese im Land.

  • wenn sie das erkennen ist es längst zu spät. aber mal abwarten, was passiert. trump wird sich schnell umentscheiden, wenn es nicht klappt

  • Dies könnte in Mexiko und Lateinamerika das Ende einer ganzen Ära bedeuten.

    Schon seit dem Beitritt Mexikos zum GATT 1986 und besonders seit der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen Mexiko, Kanada und den USA 1992 wurde Mexiko von einer ganzen Generation neoliberaler Technokraten regiert, die einen einfachen "Entwicklungsmodell" vorschlugen: billige Arbeitskräfte, laxer Umweltschutz und eingeschränkte Arbeitnehmerrechte an gegen die Ansiedlung US Montagewerke in Mexiko.

    Dieses Modell diente ausschließlich der Bereicherung großer Konzerne. Taz-Leserinnen und -Leser ist der amerikanische Dokumentarfilmer Roger Moore („Bowling for Columbine“) sicherlich bekannt. Sein Debüt als Dokumentarfilmer gibt er mit „Roger and Me“, einem Doku, in dem er zeigt, wie der Konzern General Motors 30.000 seiner 80.000 Mitarbeiter in der Stadt Flint entlässt, um die Arbeit nach Mexiko zu verlagern.

    Das neoliberale Modell, das auf der Fantasie des freien Marktes basiert, muss aufgegeben werden. Opfern wir nie wieder Arbeiterrechte im Namen „ausländischer Investitionen“, die niemals den Arbeitnehmern zugute kommen, sondern den Managern und Investoren großer internationaler Unternehmen.

  • "Insofern ist es letztlich nebensächlich, wenn die Wirtschaftsleistungen von Kanada und Mexiko erst mal stärker unter den Zöllen leiden als jene der USA. Entscheidend ist, was bei den Menschen im Land ankommt. Und den Schock an der Tankstelle werden sie ganz sicher spüren. Es ist zu hoffen, dass sie dann aufwachen und merken, was sie gewählt haben."



    Nein es ist nicht nebensächlich wie es der Wirtschaft in Kanada und Mexiko geht. Vielmehr wird der Einbruch durch erhöhte Abnahmen in der EU aufgrund des Preisverfalls aufgefangen, allerdings werden die Gewinne darunter leiden, aber das betrifft erstmal nur die Börsen.



    Ein Aufwachen an der Tankstelle wird aber erstmal nichts daran ändern, das es die nächstne monate so weiter gehen wird, bis zur nächsten Wahl. Der Fed wird die Schuld an der inflation gegeben werden und der Druck erhöht. Glücklicherweise kann der Präsident die Personen der Fed nicht einfach austauschen.



    Es bleibt spannend ob der Kongres weiterhin dem Unfug von Trump zustimmt.

  • "Es ist zu hoffen, dass sie dann aufwachen und merken, was sie gewählt haben." Denn das würde was geschehen? Nix, gell! Also geschenkt!



    Und warum bei 3Dollar und einer Steigerung von 10% dann 4 Dollar werden könnten bleibt ebenso rätselhaft. Zumal es nur im den Rohstoff geht... vor Steuer.



    Es ist in der Presselandschaft Mode geworden mit kleinen "Beschleunigern" Aussagen zu überhöhen und mehr Gewicht und Dramatik zu verleihen. Why?

    • @Tom Farmer:

      Die Erfahrung zeigt aber, daß solche Ereignisse immer dafür gut waren, sich einen Extragriff in die Tasche der Kunden zu gönnen. Es wird dann zumindest grobschlächtig aufgerundet. Zumal man, weil Einfuhrzölle alle im Markt treffen, nicht über Preisabsprachen zu lamentieren braucht.

      • @dtx:

        Allerdings importieren die USA mehr Waren als sie exportieren. D.h. die Nachfrage in den USA nach Waren aus dem Ausland ist höher als die Nachfrage im Ausland nach Waren aus den USA. Insofern geht die Sache mit den Importzöllen eher nach hinten los. Ob die USA die Nachfrage im Land durch eigene Produktionssteigerung befriedigen kann? Das hängt sicher von den nachgefragten Dingen selber ab, aber ich bezweifle, dass dies von jhetzt auf gleich zu bewerkstelligen sein wird.