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Trump vs. CNNDuell im Morgengrauen

Das TV-Duell zwischen zwischen US-Präsident Biden und Herausforderer Trump wird von CNN übertragen. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit.

Letzte Instruktiionen für die Präsidentendebatte im CNN Studio Foto: Gerald Herbert/ap

D as TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump läuft zwar erst am Freitagmorgen unserer Zeit um frühaufstehfreundliche drei Uhr. Doch schon jetzt dominiert es die mediale Berichterstattung auf allen Kanälen. Besonders bei Trumps „Lieblingssender“ CNN. Der hat 1980 das Nachrichtenfernsehen erfunden. Damals war Trump 34 und Biden auch erst 37 Jahre alt. Doesn’t time fly!

Trump hat den eher liberalen Kanal in seiner Zeit als Präsident gehasst und CNN als „Fraud News Media“ denunziert. Auch die Hashtags #FraudNewsCNN and #FNN gehen aufs Konto des Trump-Camps. 2017 zeigte ein Videoclip den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, wie er auf den Ring eines Wrestlingmatches zustürmte und eine Person niederschlug. Die trug statt ihres Kopfes ein (schlecht montiertes) CNN-Logo auf den Schultern.

Dass CNN jetzt die erste von zwei geplanten „Presidential Debates“ zwischen Biden und Trump überträgt, ist also schlicht ausgleichende Gerechtigkeit. Wie sehr Trump und seine Truppen deshalb im hohen Bogen vomieren, hat Trump-Sprecherin Karoline Leavitt denn auch schon mal live auf CNN demonstriert.

Leavitt ist die offizielle Pressefrau von Trumps Kampagne und war am Montag im CNN-Frühstücksfernsehen „CNN This Morning“. Anstatt mit Moderatorin Kasie Hunt über den Wahlkampf zu sprechen, griff sie lieber frontal CNN an.

Der Sender sei für Trump „feindliches Gebiet“ und die Moderatoren des Duells Trump gegenüber „total voreingenommen“. Hunt verteidigte ihre Kollegen Dana Bash und Jake Tapper. Dann gab sie Leavitt noch zweimal die Chance, zum Thema zurückzufinden und brach danach souverän das Interview ab.

Totaler Quatsch

Trump zügelt dagegen seinen Hass auf CNN gerade und arbeitet sich lieber an Biden ab, den er wahlweise als senil oder gaga hinstellt. Um das Duell durchzustehen, müsse Biden aus Altergründen „perfomance enhancing drugs“ nehmen, lässt das Trump-Lager gerade ihm ergebene Ärzte in jede verfügbare Kamera sagen.

Was für ein Quatsch. Die Debatte könnte garantiert auch um drei Uhr früh Ortszeit stattfinden. Dank seniler Bettflucht sind da beide garantiert fit und brauchen keine stimulierenden Mittelchen.

Aus dem Jahr der CNN-Gründung gibt es übrigens einen sehr interessanten TV-Clip des 34-jährigen Trump. Darin sagt die Moderatorin, für viele sei ja das ultimative Ziel im Leben, Präsident zu werden und fragt Trump: „Möchten Sie einmal Präsident der USA sein?“

Und was sagt der? „Ich glaube nicht, dass ich das will. Aber ich würde gerne jemanden als Präsidenten sehen, der den Job auch wirklich machen kann.“ Zwar lief das damals nicht bei CNN, aber von so viel Selbsterkenntnis lässt sich heute nur träumen. „Ein ziemlich komplizierter Weg um nur über eine Präsidentschaft Immunität zu erlangen und seinen Job dabei nicht wirklich zu machen“, sagt die Mitbewohnerin.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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2 Kommentare

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  • Trump oder Biden - Pest oder Cholera?



    Der Wähler hat die Wahl des Grauens vor sich: Ein gefährliches Großmaul Trump oder einen senilenund dementen Biden. Beide taugen nicht für das Amt.

  • "Sagt die Mitbewohnerin" Die von Trump, als er 34 war? Welche Weitsicht 🫢