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Trump verhängt ZölleKanada und China reagieren mit Gegenzöllen

US-Präsident Trump verhängt oder erhöht Zölle auf Einfuhren aus Mexiko, Kanada und China. Die Reaktionen lassen nicht auf sich warten.

Donald Trump glaubt, durch Zölle die US-Industrie wiederbeleben zu können

Washington taz/dpa | US-Präsident Donald Trump hat seine wiederholten Drohungen von Strafzöllen gegen Amerikas Nachbarn in die Tat umgesetzt. Wie der 78-Jährige am Montag bestätigte, werden die USA Einfuhrzölle von 25 Prozent auf alle kanadischen und mexikanischen Produkte erheben. Die neuen Abgaben sollen bereits am Dienstag in Kraft treten.

„Die Zölle. Sie sind alle startklar. Sie treten morgen in Kraft“, sagte Trump während einer Veranstaltung im Weißen Haus.

Bereits Anfang Februar hatte der US-Präsident angekündigt, die Einfuhrzölle auf Importe aus den beiden Nachbarländern deutlich zu erhöhen. Die einzige Ausnahme sind kanadische Energieimporte, diese sollen lediglich mit zehn Prozent belegt werden, um amerikanische Verbraucher vor einem Preisschock zu schützen.

Nach Gesprächen mit den jeweiligen Regierungschefs im vergangenen Monat und deren Zusagen, auf die Forderung der US-Regierung einzugehen, entschloss sich Trump, die Erhebung der Zölle vorerst zu verschieben. Doch damit ist es nun vorbei.

Handelskonflikt könnte in Nordamerika beginnen

„Es gibt keinen Spielraum mehr für Kanada und Mexiko“, erklärte Trump.

Als Grund für die Abgabenerhöhung führte der US-Präsident erneut an, dass beide Länder nicht ausreichende Maßnahmen ergriffen hätten, um den Fluss von illegalen Drogen und Einwanderern in die USA zu bekämpfen.

„Große Mengen an Fentanyl sind aus Mexiko in unser Land gelangt, und wie Sie wissen, auch aus China, von wo aus es nach Mexiko und Kanada gelangt“, sagte der Präsident.

Zudem will Trump auch die Handelsdefizite mit beiden Ländern verkleinern. Da sowohl Kanada als auch Mexiko Vergeltungsmaßnahmen angekündigt hatten, könnte dies der Beginn eines nordamerikanischen Handelskonflikts sein.

Auch Zölle auf chinesische Einführen erhöht

„Wenn Trump Zölle verhängt, sind wir bereit. Wir sind bereit mit Zöllen im Wert von 155 Milliarden Dollar und wir sind bereit mit der ersten Tranche von Zöllen, die 30 Milliarden Dollar beträgt“, sagte die kanadische Außenministerin Mélanie Joly im Anschluss an Trumps Ankündigung.

Auch aus Mexiko waren Töne des Widerstands zu hören. „Wie auch immer seine Entscheidung ausfällt, wir werden unsere Entscheidungen treffen und es gibt einen Plan, in Mexiko herrscht Einigkeit“, sagte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum am Montagmorgen.

Neben den Strafzöllen auf Güter aus Kanada und Mexiko wird die US-Regierung auch die Zölle auf chinesische Importe am Dienstag um weitere zehn Prozent erhöhen. Erst im Februar hatten die USA Einfuhrzölle von zehn Prozent auf Produkte aus China verhängt, diese verdoppeln sich nun auf insgesamt 20 Prozent.

Peking reagierte damals bereits mit Gegenzöllen in Höhe von 15 Prozent auf Kohle und verflüssigtes Erdgas aus den USA. Für Öl und landwirtschaftliche Maschinen aus den Vereinigten Staaten wurde ein Zusatzzoll von 10 Prozent verhängt.

Das chinesische Handelsministerium teilte mit, dass es auf neue Zölle mit Gegenmaßnahmen reagieren werde. Die parteinahe Staatszeitung Global Times brachte zusätzliche Zölle auf US-Agrarprodukte als einen Teil der möglichen Vergeltung ins Spiel.

Die beiden größten Volkswirtschaften drohen nun auf einen neuen Handelskrieg wie 2018 zuzusteuern, als Trump in seiner ersten Amtszeit ebenfalls mit der Verhängung von Zöllen einen Konflikt auslöste.

Die US-Aktienmärkte reagierten mit Verlusten auf die Nachricht aus Washington. Da Einfuhrzölle von Importeuren gezahlt werden und diese die Mehrkosten oftmals an die Endkunden weitergegeben, könnte dies zu höheren Preisen für US-Verbraucher führen.

Halbleiterhersteller will in USA investieren

Trump und seine Regierungsmitglieder sind derweil der Überzeugung, dass aufgrund der Bedeutung des amerikanischen Marktes ausländische Unternehmen dazu gezwungen sind, Teile ihrer Produktion in die USA zu verlagern, um die Zölle zu umgehen.

Der US-Präsident nannte den weltweit führenden Halbleiterhersteller TSMC als Beispiel für den Erfolg seiner Wirtschaftspolitik. Der taiwanesische Konzern kündigte am Montag an, in den kommenden Jahren weitere 100 Milliarden Dollar in den USA zu investieren. Dies sei zusätzlich zu den 65 Milliarden Dollar, die TSMC bereits während der Biden-Regierung angekündigt hatte.

Auch der japanische Autobauer Honda will laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters die Produktion seines Modells Civic vor allem wegen Trumps Zollpolitik von Mexiko in den US-Bundesstaat Indiana verlagern.

Kanadischen und mexikanischen Unternehmen aus der Automobilbranche hat Trump ebenfalls nahegelegt, ihre Produktion in die USA zu verlegen.

„Sie müssen ihre Autofabriken und andere Dinge in den USA bauen, dann fallen für Sie keine Zölle an“, sagte er.

Mehrere andere Unternehmen sollen laut der Trump-Regierung ebenfalls darüber nachdenken, ihre Investitionen in den USA zu vergrößern. Für europäische und deutsche Konzerne wird es im kommenden Monat so richtig ernst, denn dann sollen die von Trump angekündigten Gegenzölle in Kraft treten. Gemeint ist damit, dass die USA beabsichtigen, Zölle auf Importwaren zu erheben, die im gleichen Ausmaß von anderen Ländern auf US-Waren verhängt wurden.

Ein Beispiel wären Einfuhrzölle auf Autoimporte. Die USA erheben aktuell 2,5 Prozent auf europäische Fahrzeuge. Die EU verlangt im Gegensatz dazu zehn Prozent auf US-Importe. Die USA könnten daher versuchen, die Abgaben auf EU-Autoimporte ebenfalls auf zehn Prozent zu erhöhen. Der Stichtag hierfür soll der 2. April sein.

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12 Kommentare

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  • Man wird sehen, wie die Verbraucher (und Wähler) darauf reagieren. Denn Zölle sind ein Inflationstreiber, dass jetzt alle möglichen Hersteller ihre Produktion in die USA verlagern ist ein sehr gewagtes Vabanquespiel der Trump-Regierung.

    • @Bambus05:

      Ich befürchte, dass die Gier auf momentane Profite die Weitsicht vieler Hersteller verhindert.

  • Auch wenn ich der Meinung bin, dass diese Zölle schlecht für alle Beteiligten sind, finde ich es dennoch bemerkenswert, dass man in den USA soetwas über Nacht in Kraft treten lassen kann. Ein derat schnelles Handeln wäre bei unserer Bürokratie wahrscheinlich nicht möglich.

    • @sneaker:

      Autokraten können sowas. Nur was soll daran gut sein?

  • Wir können nur hoffen, dass Trumps Aktivitäten in den USA selbst sichtbar viel Schaden anrichten. Nur dann wird das amerikanische Volk bemerken, was es sich dort eingehandelt hat.

    • @Jörg Schubert:

      Der Plan ist doch wohl, dass das Volk nichts mehr zu melden hat. Diktaturen funktionieren überall nach dem gleichen Prinzip.

    • @Jörg Schubert:

      Neben unbedingter Zustimmung sollte es aber auch eine breite Formation von Politikern (immerhin "Volksvertreter") geben, die dieser Ansammlung von Sandkasten-Politikern die Stirn bietet.



      Es mag sein, dass wir über seine aktuelle Regierungszeit darunter zu leiden haben, jedoch muß man in den USA lernen, dass man den "World-Leader"-Titel nicht für Bösartigkeiten bekommt..

  • Und am Ende werden wieder alle verlieren, aber die amerikanischen Trumpl werden einfach das Gegenteil behaupten - und damit auch die nächste Wahl gewinnen. Was zählen schon Fakten, wenn es genug Fake gibt?

  • Die bekannte Strategie eines Rowdies. Immer weiter eskalieren, bis die andere Seite klein beigibt.



    Das wird unschön.

  • Showmaster Trump hat weder Ahnung von Politik noch von Ökonomie. Die USA waren der große Gewinner des 2. Weltkriegs, gerade weil sie weltweit expandieren konnten und seitdem eine führende Rolle auf dem Weltmarkt einnehmen konnten, nicht zuletzt weil sie nicht nur Waren hin und her schickten, sondern auch know how aufnahmen und den 'American Way of Life bis in die westlichen TV-Kanäle 'exportierten'. Sich jetzt abzuschotten und Produktion und know how ganz auf das eigene Land zu konzentrieren, wird -insbesondere in der derzeitigen Lage der USA mit vernachlässigter Infrastruktur- ein Rohrkrepierer, weil sich die übrige Welt, wie es China beispielhaft vorexerziert, umso mehr von dem ersten America abkoppelt mit Gegenzölln und Übernahme der vernachlässigten US-Märkte. Zumindest ökonomisch wird das eins Blase, die in ganz kurzer Zeit platzen wird. Und dann ? Apropo: Auch Europa braucht Nachhilfestunden !

  • Handelskriege hatten noch nie Gewinner,



    am Ende hatte jeder mehr Schaden als Nutzen. Ich gönne Trump den maximalen Schaden.

  • Unsere weitsichtige, charakterfeste und emsige EU Chefin vdL wird sicherlich sehr zielgerichtet und sehr zeitnah auf Kanada und Mexico zugehen um mit denen Reaktionen auf die Trump'schen Erpressungen absprechen. Die und auch China sind die wichtigsten Akteure diesseits des Landes der "unbegrenzten Freiheit (für Milliardäre)". Falls die Dame denn überhaupt ein Konzept hat.....