Trump stellt Corona-Pressebriefings ein: Immer die bösen Medien!
Der US-Präsident beklagt, die Medien stellten feindselige Fragen und brächten dann Fake News. Nun fand erstmals kein Corona-Pressebriefing statt.
Die Presseunterrichtungen seien seine Zeit nicht wert, erklärte Trump. Die anwesenden Pressevertreter*innen stellten ausschließlich feindselige Fragen und weigerten sich anschließend, die Wahrheit zu berichten. Stattdessen verbreiteten sie „Fake News“ – warum solle man so etwas weiterführen, fragte Trump auf Twitter.
Beim Briefing am Donnerstag hatte zunächst ein Mitarbeiter des Heimatschutzministeriums erklärt, welche Desinfektionsmittel das Virus auf Oberflächen zuverlässig abtöteten. Als Trump dann wieder ans Rednerpult trat, meinte er, das sei sehr interessant und man solle doch darüber nachdenken, wie man solche Mittel in den menschlichen Körper bekomme. Notärzt*innen im ganzen Land warnten daraufhin vor diesem Versuch – das könne leicht tödlich enden. Notfallauskünfte in New York und Maryland registrierten eine Vielzahl von Anrufern, die sich nach der Verwendung vonDesinfektionsmitteln im Körper erkundigen. Das Center in Marylandstellte daraufhin auf Twitter klar, dass „unter keinen Umständenirgendein Desinektionsmittel in den menschlichen Körper eingebracht werden sollte, weder injiziert noch geschluckt, noch auf irgendeinem anderen Weg.“
Trump versuchte im Nachhinein, seine Äußerungen herunterzuspielen: Sie seien „sarkastisch“ gemeint gewesen, sagte er beim letzten Pressebriefing am Freitag, bei dem bereits keine Fragen mehr zugelassen waren und das mit nur 19 Minuten Dauer deutlich kürzer ausfiel als die vorherigen.
Immer wieder neue Vorschläge
Bereits seit Beginn der Coronakrise hat Trump mit seinen Vorschlägen und Fragen zur Bekämpfung des Virus immer wieder für Stirnrunzeln gesorgt. Erst fragte er, ob man nicht einfach alle Menschen gegen Grippe impfen könne, um sich dann live von Expert*innen erklären zu lassen, dass das nichts bringe. Dann hörte er von einer möglichen Wirksamkeit des Malaria-Mittels Cloroquin beziehungsweise Hydroxycloroquin. Die war zwar keinesfalls erwiesen, aber Trump ging sofort dazu über, das Mittel als generelle Therapie gegen die Covid-19-Erkrankung zu empfehlen.
Seither stiegen die Käufe und Verschreibungen des in Deutschland unter dem Namen Resochin bekannten Malaria-Mittels in den USA um das 46fache – aber die Wirksamkeit stellte sich nicht ein. Stattdessen häuften sich die seit vielen Jahren bekannten, teils schweren Nebenwirkungen des Mittels.
Unterdessen verfolgt Trump offenbar seine Linie weiter, mit ständigen Umbesetzungen in Schlüsselfunktionen auf die Kritik an seiner Corona-Politik zu reagieren. Mehrere US-Medien berichten unter Bezugnahme auf Trump-Berater, Gesundheitsminister Alex M. Azar II stehe auf der Abschussliste. Trump habe sich wiederholt geärgert, dass er selbst in der Öffentlichkeit stark kritisiert werde, während Azar recht gut weggekommen sei.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links