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Trump Jr. lästert über Thunberg„Wow, einfach so beeindruckend“

Der Fernsehsender CNN lädt Klimaaktivistin Greta Thunberg zum Corona-Talk ein. Er erntet Spott vom Sohn des US-Präsidenten – und nicht nur das.

Die Einladung an Greta Thunberg von CNN ist nicht nur für Trump Jr. ein großes Problem Foto: Johanna Geron/reuters

Berlin taz | Kaum hatte CNN am Mittwoch verkündet, dass die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg am Abend bei einem Expertengespräch mit dem Titel „Coronavirus: Fakten und Ängste“ teilnimmt, kam schon der Spott. “Greta Thunberg hat bereits als Teenager eine bemerkenswerte Karriere hinter sich“, twitterte der Sohn des US-Präsidenten, Donald Trump Junior.

„Heute ist sie eine weltbekannte Spezialistin für Infektionskrankheiten und Epidemiologin UND eine führende wissenschaftliche Stimme in Bezug auf die globale Klimapolitik. Wow, einfach so beeindruckend.“ Achtung, Ironie! Dass Juniors Qualifikation meist darin besteht, der Sohn des Präsidenten zu sein, sei hier eine Randnotiz wert.

Sein Vater, Präsident Trump, war bereits zuvor immer wieder auf Konfrontationskurs zu Thunberg gegangen: Mal sagte er, sie solle sich „nicht so aufregen“, im Februar beim Weltwirtschaftsforum in Davos sprach er von ihr als „ewigen Propheten des Untergangs“.

Trump ist nicht allein. Auch der konservative Politikberater Ian Bremmer reagierte „verwirrt“ auf Thunbergs Einladung bei CNN: „Greta Thunberg is appearing on a CNN Townhall on Climate Ch... No, it’s on Coronavirus“, schreibt er auf Twitter. Neben Unverständnis erhielt Thunberg auch Unterstützung. So kommentierte etwa die Autorin und Professorin Roxane Gay: „Unqualifizierte Männer erscheinen tagtäglich im Fernsehen und schwafeln endlos, aber Greta Thunberg ist zu viel für euch?“

Die Schriftstellerin Charlotte Clymer warf den Kritikern Sexismus vor: Unzählige Männer verbreiteten seit Jahren „gefährlichen Unsinn“ im Fernsehen, „aber viele von Ihnen haben entschieden, dass die 17-jährige Greta Thunberg ein Schritt zu weit ist. Und das ist kein Sexismus?“ Beide bestreiten nicht, dass Thunberg keine Corona-Expertin ist, aber „Greta Thunberg ist immer noch ein verantwortungsbewussterer Gast als 90 Prozent der Männer, die trotz mangelnder Qualifikation für diese Shows gebucht sind“, heißt es in einem weiteren Post von Clymer.

Thunberg indes hatte sehr wohl auch Coronaspezifisches zu sagen: Sie appellierte, in Zeiten der Pandemie physische Distanz gegenüber Kindern zu wahren und sich und andere zu schützen. „Es gibt im Moment eine Art Mythos, dass Kinder von diesem Virus nicht betroffen sind“, sagte sie CNN am Mittwoch.

„Unterschied zwischen Leben und Tod“

„Wir jungen Menschen tragen eine sehr große Verantwortung, weil wir die Symptome vielleicht nicht so schlimm empfinden wie viele andere“, sagte Thunberg. „Deshalb müssen wir besonders vorsichtig sein, denn unsere Handlungen können für viele andere den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.“ Immer mehr Menschen begriffen nun, dass man auf Wissenschaftler und Experten hören müsste. „Ich hoffe wirklich, dass das bei anderen Krisen wie der Klima- und der Umweltkrise so bleibt.“

Thunberg hat sich während der Coronakrise immer wieder zu Wort gemeldet: Die Aktivistin vermutete im März selbst, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Sie mietete deshalb nach eigenen Angaben eine Wohnung, um sich von ihrer Familie zu isolieren, und entwickelte tatsächlich leichte Symptome. Auf Instagram schrieb sie nach ihrer Quarantäne: „Ich habe mich fast nicht krank gefühlt“ – das sei es, was das Virus so gefährlich mache.

Unterstützung von Manaus

Auch rief sie zur Unterstützung der brasilianischen Stadt Manaus auf, nachdem der dortige Bürgermeister sie um Hilfe wegen der Corona-Pandemie gebeten hatte, und verbreitete eine Erklärung von Greenpeace, in der die Umweltorganisation mangelnden Schutz von Indigenen vor der Corona-Pandemie kritisiert.

„Die Lage im Amazonas während der Corona-Pandemie ist wirklich alarmierend. Man muss die Verteidiger des Waldes verteidigen“, schrieb sie dazu. Außerdem spendete die 17-Jährige 100.000 Dollar an das UN-Kinderhilfswerk Unicef, um Kinder gegen das Coronavirus zu schützen. Das Geld hatte sie als Teil einer Auszeichnung durch die dänische Nichtregierungsorganisation Human Act erhalten.

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22 Kommentare

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  • "Hello Greta my old friend"............

    www.youtube.com/watch?v=oxNjLuifZD8

    .................... :-)

  • Ist das die amerikanische Version von Gleichberechtigung?

    Männer machen was falsches, also müssen Frauen das auch machen.

    Man kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.

    • @Fabian Wetzel:

      Naja, Gleichberichtung ist schon wenn die Hälfte der Jobs die zur Zeit von inkompetenten Männern gemacht werden von inkompetenten Frauen gemacht werden.

      (Wenn sie von kompetenten Frauen gemacht werden ist das ein Bonus)

      PS Und das Thunberg wesentlich mehr von Corona versteht als Trump kann jawohl keiner bestreiten?

  • "Unzählige Männer verbreiteten seit Jahren „gefährlichen Unsinn“ im Fernsehen,..."



    Stimmt. Und das darf ja so nicht sein! Wo kämen wir denn hin, den Männern dieses Feld allein zu lassen?

  • Die Aussagen von Frau Thunberg zu Corona sind mittlerweile eine Binse, denn seit vielen Wochen wird Abstand und Hygiene gepredigt. Deshalb frage ich mich, was jetzt an den Aussagen von G.T. bemerkenswert ist. Wird sie jetzt schon als Messias betrachtet?

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Frau Thunberg hat Fans.



      Herr Trump hat Fans.



      Herr Trump sagt "Befreit Michigan", und schon sind die Horden BEWAFFNET im Capitol.



      Frau Thunberg sagt: haltet Abstand und zeigt Euren Gegenüber Verantwortungsbewußtsein. Ist schon ein Unterschied - oder?



      Und wenn Sie genau wissen wollen was daran Binse ist, besuchen Sie doch heute eine der vielen Hygiene-Demos.

  • Greta handelt vorbildlich. "Die Aktivistin vermutete im März selbst, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Sie mietete deshalb nach eigenen Angaben eine Wohnung, um sich von ihrer Familie zu isolieren." Wenn sich dieses Konzept auch in Deutschland durchsetzte, hätten weniger werktätige Eltern Probleme mit der Kinderbetreuung.

    • @C.O.Zwei:

      " Wenn sich dieses Konzept auch in Deutschland durchsetzte, hätten weniger werktätige Eltern Probleme mit der Kinderbetreuung."



      Ja, nee, is klar. Mal so eben für jedes vermutlich kranke Kind zwei Wochen eine Wohnung mieten (stehen ja über all und auch ganz in der Nähe frei rum) und die Kinder dort für die Zeit zwischenparken. Passt schon...

    • @C.O.Zwei:

      Sie gehen also davon aus, dass eine 17jährige dieselbe Betreuung benötigt, wie z.b. eine fünfjährige?

  • Ahh “Achtung Ironie“ das schreibt Söhnchen dann doch lieber dahinter, sonst … youtu.be/TkU1ob_lHCw

  • Wovon hat der Sohn des "First Groper of the United States" denn Ahnung.

    • @APO Pluto:

      Das sagt ihm sein Papa.

  • "Unqualifizierte Männer erscheinen tagtäglich im Fernsehen". Trump gehört zu denen!

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Kann jemand den Trump's die Aussagen von GT buchstabieren ?

  • Greta Thunberg ist ein rein europäisches Phänomen. Eigentlich ist sie in der Tat ein "Popstar of Doom". In Amerika wird sie nichts, höchstens auf dem Campus der Ivy League Unis. Dass sie in Canada und Brasilien ankommt, glaube ich auch nicht, das ist nur deren üblicher Medienhype contra USA bzw. Hispanoamérica.

    Asien kenne ich natürlich nicht, aber auch da wird das Interesse an ihr gering sein.

    • @el presidente:

      Ich weiss nicht, ob dieses "Amerika [1] vs. Europa" Framing am Ende überhaupt nützlich ist. Schliesslich ist Trump ein europäischer Export -- wie so einiges, was den Menschen in den USA gerade das Leben schwer macht (ja auch gute Dinge sind dabei).

      [1] Jaja, dass "Amerika" vor allem USA meint ist auch noch ein Problem.

      • @tomás zerolo:

        Das "Amerika" vor allem USA meint, ist auch ein rein westliches (europäisches) Phänomen. In Lateinamerika ist diese Gleichsetzung unbekannt.

        • @el presidente:

          Wenn Sie zu "westlich" und "europäisch" die USA selbst dazuzählen, ja.

          Anhand Ihres Nicknames habe ich erwartet, dass Ihnen diese Feinheit bewusst ist. Deshalb habe ich mich auch darüber beschwert, dass Sie in Ihrem Post so darüber hinweggehen.

          • @tomás zerolo:

            Wenn ein Deutscher den Begriff "Amerikaner" benutzt, meint er die Gringos. Ist so. Gilt soweit ich weiß auch für alle anderen Europäer. Sogar die Spanier machen das.

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @el presidente:

      Mag ja alles stimmen, was Sie schreiben.



      Sicher ist aber auch: die Trump's kennen Frau Thunberg.



      Und weiterhin ist sicher: die können mit den Aussagen von Frau Thunberg zu den Themen Klima noch Corona etwas anfangen.



      Ignoranten halt - von der schlichtesten Sorte.

      • @82286 (Profil gelöscht):

        Vielen Dank für den Ignoranten. Das bin ich dann offensichtlich auch, denn auch ich kann weder mit den Aussagen zum Klimaschutz noch mit den Aussagen zur Pandemie von Greta etwas anfangen.

  • Trump Jr. scheint ja auch so ein Intelligenzbolzen zu sein. Ganz der Papa.