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Transparenz bei PestizidzulassungNiederlage für Chemiekonzerne

EU-Umweltausschuss will, dass Studien von Pestizid-Herstellern über die Gefährlichkeit eines Wirkstoffs sofort nach Einreichen öffentlich werden.

Bisher weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit: die Zulassung von Pestiziden wie Glyphosat Foto: dpa

Berlin taz | Die Chemieindustrie hat bei ihrem Kampf gegen mehr Transparenz bei der Pestizidzulassung eine Niederlage im Europa-Parlament erlitten. Der Umweltausschuss stimmte am Dienstag für einen Verordnungsentwurf, wonach die EU-Lebensmittelbehörde (Efsa) Studien der Hersteller über die Gefährlichkeit eines Wirkstoffs sofort nach Erhalt zugänglich machen muss. Dann könnten unabhängige Experten die Untersuchungen prüfen, bevor sich die Behörden auf eine Position festlegen.

Dem maßgeblich vom Bayer-Konzern gesteuerten Verband der europäischen Pestizidhersteller (Ecpa) ist das zu früh, weil er politische Einflussnahme befürchtet. Bisher gibt die Behörde die Untersuchungen aus den Zulassungsverfahren nur nach langwierigen Antrags- oder Gerichtsverfahren heraus.

Die EU-Kommission hatte die Reform nach der europäischen Bürgerinitiative „Stopp Glyphosat“ und der Kritik an der Neuzulassung dieses unter Krebsverdacht stehenden Pestizids angestoßen. Die neuen Regeln würden auch für gentechnisch veränderte und andere Lebensmittel gelten, die eine Zulassung benötigen.

„Wir sind sehr zufrieden“, sagte Martin Häusling, zuständiger Verhandlungsführer der grünen Fraktion. Sein Pendant bei der Europäischen Volkspartei, Renate Sommer, dagegen sieht durch „Ideenpiraterie“ die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller gefährdet. Mithilfe der veröffentlichten Daten aus dem Zulassungsverfahren könnten Konkurrenten zum Beispiel aus China eine Produktkopie auf den Markt bringen, warnt die CDU-Politikerin.

„Dies würde das Aus für das europäische Produkt bedeuten, noch bevor es überhaupt zugelassen ist.“ Deshalb sollten die Studien erst öffentlich werden, nachdem die Efsa eine „vorläufige“ Stellungnahme zu dem Zulassungsantrag verfasst hat.

Angst vor Gesichtsverlust

„Zu spät“, findet Helmut Burtscher-Schaden, Biochemiker der österreichischen Umweltorganisation Global 2000 und Mitinitiator der Bürgerinitiative gegen Glyphosat. „Wenn die Efsa schon eine Stellungnahme veröffentlicht hat, kann sie ihre Meinung nur noch mit Gesichtsverlust wieder ändern. Deshalb wird sie neuen Argumenten gegenüber nicht sehr aufgeschlossen sein.“

„Ideenpiraterie“ erwartet Burtscher-Schaden zumindest bei Pestiziden nicht, da die Hersteller ihr geistiges Eigentum durch Patentrechte schützen würden, sodass andere ihre Produkte nicht kopieren dürften.

Am 11. Dezember soll das Plenum über den Entwurf entscheiden. Ab Januar könnte das Parlament mit der Kommission und dem Rat der Mitgliedstaaten verhandeln. „Ich hoffe, dass Frau Sommer das Projekt nicht verzögert“, sagte Burtscher-Schaden. „Sonst könnte es nach der Europawahl im Mai in der Schublade verschwinden, weil ein neues Parlament oder eine neue Kommission das Vorhaben möglicherweise fallen lässt.“

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2 Kommentare

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  • Es ist doch lächerlich, dass die EU-Lobbyisten der Pestizidproduzenten plötzlich von chinesischer Produktopiraterie innerhalb der Branche sprechen. Dass Syngenta auch heute noch weitgehend ein europäischer, genauer ein Schweizer Konzern ist, wird verschwiegen; der US-Dow-Konzern als ebenfalls potentieller Konkurrent wird gar nicht erst erwähnt.

    Denn diese Europäische (CDU)Volkspartei glaubt, mit der Warnung vor den bösen Chinesen die schlichten Gemüter in Politik und Medien von der Ausrottung unserer Pflanzen und Tierwelt und von der andauernden Zerstörung der europäischen Landschaften abzulenken.

    So soll mit der Chinesenangst diejenigen überzeugt werden, die noch nicht gemerkt haben, dass die angeblichen Konkurrenten Spiegelfechtereien vorführen, um die Experten der Umweltverbände aus dem Genehmigungsverfahren herauszuhalten.

    Jetzt sind die langjährigen Mauscheleien zwischen Herstellern und Genehmigungsbehörden wohl nicht mehr zu verschleiern.Nun müssen die Konzerne mit offenem Visier gegen eine Öffentlichkeit kämpfen, die sich zunehmend gegen die Ausräumung ihre Landschaften zur Wehr setzt.

    'Das ist ein Test für die europäische Demokratie', muss der Kommissarin Frau Malmström und ihren von Lobbyisten durchsetzten Gremien zugerufen werden.

  • Wie niedlich. Eine Lobbyorganisation (Ecpa) "befürchtet politische Einflussnahme".

    Möge ich nie einen dieser Typen in einer dunklen Gasse begegnen...