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Tod der Kölner Aktivistin Brigitte MaserJede Jeck is anders

Die Journalistin und LGBTQ+-Aktivistin Brigitte Maser verstarb im November 2023. Unsere Autorin erklärt, warum sie sich ihr verbunden fühlte.

Die Journalistin und LGBTQ+-Aktivistin Brigitte Maser Foto: privat

L iebe Brigitte Maser, „jede Jeck is anders“ sagen wir in Köln. Dass das auf Kölsch so viel wie „jeder Mensch ist anders“ heißt – oder, um es karnevalistisch zu sagen: „jede Närrin/jeder Narr ist anders“ – dir hätte ich das natürlich nicht erklären müssen.

Schließlich dichteten du und deine Mitstreiter:innen, die ihr Anfang der 1990er den KLuST, den „Kölner Lesben- und Schwulentag“, gegründet hattet, aus dem später der Cologne Pride wurde, immer wieder CSD-Mottos, die vom Karneval inspiriert waren.

Los ging es bei der ersten KLuST-Demo 1991 mit „Jot Fründe kumme zosamme“, ein Motto, das ganz bewusst an das Lied „Echte Fründe ston zesamme“ der Band De Höhner erinnerte. Richtige Freun­d:in­nen halten zusammen, und sie feiern zusammen, wie Karnevalsjecken das so gut können. Und wir, die „Families of Friends“, wie die queere Anthropologie uns liebevoll nennt, können das auch ziemlich gut mit dem Feiern, mit dem Einbeziehen von Menschen, die wir nicht kennen, denen wir uns aber nah fühlen.

Ganze Brücken gebaut

Liebe Brigitte, persönlich kannte dich nicht. Ich fühle mich dir dafür umso verbundener, seit uns in der taz die Ankündigung für die Gedenkfeier erreichte, die deine Weg­ge­fähr­t*in­nen Carolina Brauckmann, Sabine Arnolds und Jürgen Künz für dich organisieren.

Hinweis

Die Gedenkfeier für Brigitte Maser findet am 29. Januar um 18 Uhr im Café Bach in der Aidshilfe am Heumarkt in der Pipinstraße in Köln statt. Spendenmöglichkeit: ­www.gofundme.com

Dass ich dich trotzdem ein bisschen gekannt zu haben glaube, liegt daran, dass deine Arbeit in Köln und vorher bei der Homosexuellen Aktion Westberlin in Berlin, dass dein Aktivismus für die queere Community, gegen Rassismus und gegen Sozialabbau Spuren hinterlassen hat.

Ja, ganze Brücken haben du und deine Generation mit dem Filmfestival „Feminale“ und dem „TürkeiFilmFestival“, mit eurer Arbeit auf den Straßen und in den Gremien gebaut. Brücken, auf denen meine Generation später das Laufen lernen konnte. Sich etwas freier fühlen und etwas selbstverständlicher die Dinge einfordern konnten, die wir brauchen.

Politisches Potenzial des Karnevals

Und vielleicht liegt es daran, dass ich in den Texten, die nun von deinem Tod berichten und vor allem von deinem Leben, Gemeinsamkeiten zu lesen glaubte. Als freie Journalistin schriebst du ab 2003 für die taz und für das politische Stadtmagazin StadtRevue. In der Kölner StadtRevue hatte ich damals gerade ein Praktikum gemacht. Ich durfte dort über die brenzlige Lage des feministischen Buchladen Kölns, „Rhiannon“, schreiben. Und über die Ausstellung „Was sehen Sie, Frau Lot?“, die in der Trinitatiskirche sexualisierte Gewalt zum Thema machte.

Auch du schriebst für die taz über Rhiannon und „Frau Lot“. Vielleicht waren wir also doch auf der gleichen Presseführung und haben uns nett zugenickt. Deine Generation konnte das besser als meine.

Die Historikerin und Mitbegründerin des Kölner Frauengeschichtsvereins, Irene Franken, zitierst du 2004 in der taz mit den Worten, dass es nicht nur eine Frauenidentität gibt. Jede Jeck ist anders. Das politische Potenzial des Karnevals, der Aufführung der Normen durch die Verkleidung, die Umkehr der Machtverhältnisse, der Karneval ermöglicht dies eine schöne Woche lang. Du widmetest dieser Arbeit dein ganzes Leben.

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Noemi Molitor
Redakteur:in
Redakteur:in für Kunst in Berlin im taz.Plan. 2022-2024 Kolumne Subtext für taz2: Gesellschaft & Medien. Studierte Gender Studies und Europäische Ethnologie in Berlin und den USA und promovierte an der Schnittstelle von Queer-Theorie, abstrakter Malerei und Materialität. Als Künstler:in arbeitet Molitor mit Raum, Malerei und Comic. Texte über zeitgenössische Kunst, Genderqueerness, Rassismus, Soziale Bewegungen.
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