Thüringer AfD-Funktionär und die NPD: Was die Sprache verrät
Ein Soziologe will die Nähe des AfDlers Björn Höcke zur NPD belegen. Er glaubt, Höcke habe unter Pseudonym für neonazistische Blätter geschrieben.
![Eine Kutsche fährt durch ein blühendes rapsfeld Eine Kutsche fährt durch ein blühendes rapsfeld](https://taz.de/picture/450344/14/Eichsfeld_13570163.jpg)
Höcke hat bereits eingeräumt, den NPD-Kader Thorsten Heise zu kennen. Heise wohnt mit seiner Familie im Eichsfeld in einem Nachbardorf von Höcke. Dessen Familie mache einen guten Eindruck, meinte Höcke, und da komme man eben ins Gespräch. „Diese Kontakte zu Heise scheinen mit einer ideologischen Übereinstimmung einherzugehen“, sagt Kemper.
Bei einer Analyse von einem Artikel eines „Landolf Ladig“ in dem von Heise herausgegebenen NPD-Blatt Eichsfeld-Stimme von 2012 fiel dem Sozialwissenschaftler das ungewöhnliche Begriffspaar „organische Marktwirtschaft“ auf, das auch Höcke verwendet. Ausschließlich in diesem Artikel und bei Höcke fand sich diese Phrase, so Kemper.
Auch in der neonazistischen Zeitschrift Volk in Bewegung, ebenfalls von Heise herausgegeben, fand sich ein Artikel von „Ladig“ aus dem Jahr 2012. Darin ist vom „Versöhnungswerk von Ökologie und Ökonomie“ und „der tatzeugenden Kraft einer Vision“ die Rede. Zwei Jahre später sprach Höcke von der „kraftspendenden Vision“ einer Wirtschaft, „die Ökologie und Ökonomie miteinander versöhnt“.
Höcke wies Vorwüre zurück
Kemper stellte zudem fest, dass die von Heise verwendete Formel „Werte-, Sitten- und Normengefüge“ sich auch bei Höcke findet – und im Grundsatzprogramm der AfD Nordhausen/Eichsfeld/Mühlhausen. Er ist sich sicher: „Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass sich zahlreiche Argumentationsfiguren, Metaphern, selten verwandte Begrifflichkeiten in Thorsten Heises NPD-nahen Magazinen finden und zwei Jahre später bei Björn Höcke.“
Schon im April war Höcke wegen erster Vorhaltungen Kempers in die Kritik geraten. „Ich habe niemals unter einem Pseudonym für eine NPD-Zeitung geschrieben, und ich werde jeden juristisch belangen, der anderes behauptet“, sagte Höcke. Dennoch forderte der AfD-Bundesvorstand ihn auf, eidesstattlich zu erklären, nicht der Autor zu sein. Bis heute verweigerte Höcke diese Versicherung, sagt Kemper. Eine Klage hätte ihn bisher auch noch nicht erreicht. Unterdessen betreibt der Bundesvorstand die Ablösung Höckes. Das Landesschiedsgericht wurde aufgefordert, ihn seiner Parteiämter zu entheben.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart