Teuerung und Energiekrise: Inflation sinkt auf 2,2 Prozent
Laut einer Umfrage planen immer weniger Unternehmen, ihre Preise anzuheben. Wegen der niedrigeren Inflation könnte die EZB bald die Zinsen senken.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, in dessen Folge insbesondere die Preise für Energie und Lebensmittel angehoben wurden, stieg die Inflation zeitweise auf über 10 Prozent. Insbesondere arme Haushalte litten darunter, weil sie einen besonders großen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel und Energie ausgeben. Folglich waren ihre haushaltsspezifischen Inflationsraten zeitweise deutlich höher als jene anderer Haushalte.
Die Inflation dürfte in den kommenden Monaten weiter sinken. Laut einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts wollen immer weniger Unternehmen ihre Preise anheben. Demnach ist die sogenannte Ifo-Preiserwartung im März auf 14,3 Punkte gesunken, nach 15,0 im Februar. Das ist der niedrigste Wert seit drei Jahren. Dabei geben die Punkte in diesem Index an, wie viel Prozent der befragten Unternehmen per Saldo ihre Preise erhöhen wollen.
Laut der aktuellen Ifo-Umfrage planen dies vor allem im Einzelhandel und in der Gastronomie deutlich weniger Unternehmen als in der Vergangenheit. Dabei spüren beide Branchen besonders deutlich, dass die Verbraucher*innen unter den in den letzten zwei Jahren massiv angehobenen Preisen leiden und deswegen sparen.
Inflation nähert sich Zweiprozentmarke an
„Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug und dürfte im Sommer unter die Zweiprozentmarke sinken. Aus deutscher Sicht spricht nichts gegen eine baldige Zinssenkung durch die EZB“, kommentiert Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die Trendwende bei der Inflation. So peilt die Europäische Zentralbank (EZB) als Ziel eine Inflation von 2 Prozent an. Zur Bekämpfung der extremen Teuerungsraten hat sie deswegen von Juli 2022 bis September 2023 insgesamt zehnmal ihre Zinsen angehoben. Der wichtigste Leitzins beträgt derzeit 4,5 Prozent.
Weil die Inflation zurückgeht, hohe Zinsen das Wirtschaftswachstum bremsen und die Konjunktur in Deutschland lahmt, wurden in letzter Zeit Forderungen nach einer Zinswende lauter. Es mehren sich die Zeichen, dass die EZB dem bald nachgeben könnte. Zentralbankchefin Christine Lagarde stellte jüngst bei einer Rede an der Universität Frankfurt in Aussicht, dass die EZB im Juni über genügend Konjunkturdaten verfügen könnte, um über erste Zinssenkungen zu entscheiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin