Test zu Pestiziden in Weihnachtsbäumen: … wie giftig sind deine Blätter
In 14 von 23 untersuchten Weihnachtsbäumen finden Umweltschützer zum Teil verbotene Insektengifte. Sie raten zu Ware mit Öko-Zertifikat.
Entdeckt hat die Umweltorganisation etwa die Pestizide Glyphosat, lambda-Cyhalothrin und Chlorpyrifos. Das umstrittene Totalherbizid Glyphosat wird eingesetzt, um Unkraut in Plantagen zu beseitigen; die Chemikalie lambda-Cyhalothrin ist etwa in dem Mittel „Karate-Forst flüssig“ enthalten und wirkt bei Insekten als lähmendes Nervengift. Das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat es als gefährlich für Fische und Wasserorganismen eingestuft und macht bei seiner Verwendung Vorschriften, damit Bienen nicht gefährdet werden.
Das Insektengift Chlorpyrifos dürfte das Labor eigentlich nicht mehr finden, denn es ist seit Anfang 2020 in der EU verboten; es steht im Verdacht, die Gehirnentwicklung und das Erbgut von Tieren und Menschen zu schädigen. Der BUND kündigte an, sich bei den Verkaufsstellen der betroffenen Bäume um Aufklärung zu bemühen, wie die verbotene Chemikalie auf die Bäume gelangen konnte.
„Besonders kritisch ist die hohe Mehrfachbelastung, viele Weihnachtsbäume sind einem regelrechten Pestizidcocktail ausgesetzt“, sagt Corinna Hölzel, Pestizid-Expertin des BUND, „die Wechselwirkung der Einzelstoffe auf die menschliche Gesundheit ist nahezu unbekannt.“
Wer sich Bäume ohne Gift ins Wohnzimmer stellen will, dem rät der BUND zu zertifizierter Bio-Ware, etwa aus heimischen FSC-zertifizierten Wäldern (Infos auf der Website des FSC) oder Siegeln von Bioland, Naturland oder Demeter. Wie jedes Jahr veröffentlicht die Organisation Robin Wood auf ihrer Website eine Liste mit Verkaufsstellen ökologischer Bäume. Aus Wäldern kommen die allermeisten Weihnachtsbäume nach Auskunft des bundeseigenen Thünen-Agrarforschungsinstituts allerdings sowieso nicht mehr, sondern es handelt sich um landwirtschaftliche „Sonderkulturen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin