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TV-Debatte in GroßbritannienMehr Ähnlichkeiten als Unterschiede

Premier Sunak und Oppositionsführer Starmer giften sich eine Stunde lang an. Aber beide sind gegen höhere Steuern und gegen Geflüchtete.

Labour-Vorsitzender Starmer (l.) und Premier Sunak bei der TV-Debatte am 4. Juni Foto: Jonathan Hordle/Itv/PA Media/dpa

London taz | Zum ersten Mal im laufenden britischen Wahlkampf sind am Dienstagabend der konservative Premierminister Rishi Sunak und Labour-Oppositionsführer Keir Starmer in einer Fernsehdebatte aufeinandergetroffen. Beide Politiker gaben sich selbstsicher und sparten nicht mit persönlichen Attacken. Starmer stellte Sunak als Spekulant dar, der in der Finanzkrise als Hedgefonds-Manager gegen den Staat gewettet habe. Sunak sprach von Starmer als jemandem, der als einstiger Menschenrechtsanwalt für Islamisten eingetreten sei.

In ihrer Selbstdarstellung klangen die beiden aber ähnlich. Beide betonten, dass sie aus Familien stammten, die im Gesundheitssystem arbeiteten – Sunaks Eltern führten eine Apotheke, Stamers Mutter war Krankenpflegerin, seine Ehefrau ist es auch. Er wisse auch, wie es sei, mit zu wenig zu leben, sagte Starmer. Sunak hingegen würde Familien, für die es schwer sei, über die Runden zu kommen, nicht verstehen, und eine Regierung führen, die die Wirtschaft in die Krise geführt habe.

Der Premier wiederum betonte, er sei erfolgreich dabei, die britische Wirtschaft zu sanieren, und eine Labour-Regierung würde massive Steuererhöhungen von 2.000 Pfund (2.350 Euro) pro Person bedeuten. Dies sei eine angeblich unabhängige Berechnung der Kosten des Labour-Wahlprogramms. Starmer bestritt dies als frei erfunden und verwies darauf, dass die britische Steuerlast unter den Konservativen eine Rekordhöhe seit Jahrzehnten erreicht habe. Dennoch war die 2.000-Pfund-Betrag am Mittwoch morgen Schlagzeile in den rechten Medien.

Die Frage einer Frau, wie lange es dauern könnte, bis das britische Gesundheitssystem wieder funktioniere, ließen beide Politiker unbeantwortet. Sunak behauptete vor amüsiert lachenden Zuschauer:innen, dass eine Erhöhung der Zahl wartender Pa­ti­en­t:in­nen von 7,2 Millionen auf 7,5 Millionen Menschen eine reale Senkung darstelle. Einen klaren Unterschied gab es wenigstens auf die Frage, ob die Politiker je private medizinische Versorgung für Familienmitglieder auf Wartelisten in Anspruch nehmen würden. Es kam ein sofortiges Ja vom gegenwärtigen Premier und ein ideologisches Nein vom Labourführer. Den geltenden britischen Klimazielen sehen sich beide verpflichtet.

Beide erhoben scharfe Warnungen

Beim Dauerbrenner Einwanderung äußerten sich beide hart. Sunak verwies auf sein Ruanda-Abschiebungsprogramm als klare Abschreckung. Starmer benutzte die Worte des rechtspopulistischen Reform-UK-Führers Nigel Farage, dass die Tories seit 2019 die liberalste Einwanderungspolitik der britischen Geschichte führten, während er als Labour-Premier Schleuser als Terroristen verfolgen werde. Worauf Sunak sagte, seine Regierung habe dies bereits getan.

Am Ende erhoben beide scharfe Warnungen. Sunak versuchte, mögliche Reform-Wähler zurückzugewinnen: Jede Stimme für andere Parteien am 4. Juli sei eine Belohnung für Labour. Starmer sagte, jede Stimme für die Tories gebe den Brandstiftern die Streichhölzer zurück. Er selber verfüge über keine Zaubertricks, aber einen praktischen Commonsense-Plan, das Land zu verändern. Sunak wiederum betonte, er habe einen Plan und der funktioniere, Starmer aber nicht.

Bei einem Meinungstest nach der Debatte glaubten 51 Prozent der Befragten, dass Sunak besser abgeschnitten habe, 49 Prozent hielten Starmer für besser. Zeitungskommentatoren äußerten sich überwiegend enttäuscht und nannten die Debatte uninspiriert. Der rechte Daily Mail suggerierte, der wahre Gewinner am Dienstag sei Nigel Farage.

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1 Kommentar

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  • Labour wird gewinnen, aber es hat mit der Wahl Starmers statt Corbyn oder eines anderen echten Labourpolitikers den nötigen Politikwechsel verschenkt. Ein Tory II wird genauso wenig funktionieren wie das Original.

    Man müsste den Wiedereinstieg des UK in die EU schon ein wenig einfädeln.



    Man bräuchte dringend wieder Investitionen ins Gesundheitssystem, die Bahn, die sonstige Infrastruktur und den Wohlfahrtsstaat. Das geht _nicht mit dem Ausblutenlassen des Staats à la Tory zu Gunsten der fetten Katzen aus In- und Ausland.

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