Suizide in Deutschland: Suizidrate steigt leicht an

Rund 10.300 Menschen starben 2023 durch Suizid. Das Statistische Bundesamt konstatiert eine leichte Zunahme.

Ein Junge in gelber Jacke sitzt zusammengesunken auf einer Straße, die mit gelben Streifen bemalt ist

Die Suizidrate ist vor allem bei jungen Menschen besonders hoch Foto: Vasily Pindyurin/picture alliance

Wiesbaden epd/afp/taz | Rund 10.300 Menschen starben im Jahr 2023 durch Suizid. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Suizide damit leicht zu (plus 1,8 Prozent), wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden anlässlich des weltweiten Präventionstages gegen Suizide am 10. September mitteilte. Ein historischer Tiefststand bei Suiziden war 2019 mit rund 9.000 Fällen verzeichnet worden.

Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention sind Suizide ein sehr häufiges Symptom bei Depression. Suizidgedanken machen Depressionen oft zu einer lebensbedrohlichen Krankheit. Die Stiftung empfiehlt Menschen, die Suizidgedanken haben oder von Suizid gefährdete Menschen kennen, umgehend ärztliche Hilfe zu suchen.

Über alle Altersgruppen hinweg begehen Männer deutlich häufiger Suizid als Frauen. Im Jahr 2023 begingen in knapp drei Viertel der Fälle Männer (7.500 Fälle) Suizid, 2.800 Suizide begingen Frauen. Im langfristigen Vergleich ist die Zahl der Suizide nach einem deutlichen Rückgang in den 1980er und 1990er-Jahren in den vergangenen 20 Jahren relativ konstant geblieben.

In den einzelnen Altersgruppen entwickelten sich die Fallzahlen unterschiedlich. So ging die Zahl der Suizide unter jungen Menschen deutlich stärker zurück als die Fälle insgesamt: Starben 2003 noch gut 700 unter 25-Jährige in Deutschland durch Suizid, so waren es im vergangenen Jahr knapp 500. Unter älteren Menschen nahmen dagegen die Suizide binnen 20 Jahren teilweise deutlich zu. Am stärksten war der Anstieg in der Altersgruppe 85 plus: Hier hat sich die Zahl der Suizide von 600 im Jahr 2003 auf knapp 1.300 im Jahr 2023 mehr als verdoppelt.

Risiko bei jungen Menschen höher

Auch wenn die Zahl der Fälle in den jüngeren Altersgruppen geringer ist, so ist die suizidbedingte Sterblichkeit gerade bei jungen Menschen besonders hoch. Bei den 10- bis unter 25-Jährigen war Suizid im Jahr 2023 die häufigste Todesursache, vor Verkehrsunfällen und Krebs. 18 Prozent aller Todesfälle in diesem Alter waren Suizide. Zum Vergleich: In der Altersgruppe 85 plus machten die Suizide 0,3 Prozent aller Todesursachen aus. Insgesamt ist laut Statistik jeder hundertste Todesfall in Deutschland ein Suizid.

Haben Sie suizidale Gedanken? Dann sollten Sie sich unverzüglich ärztliche und psychotherapeutische Hilfe holen. Bitte wenden Sie sich an die nächste psychiatrische Klinik oder rufen Sie in akuten Fällen den Notruf an unter 112. Eine weitere Option ist die Telefonseelsorge online oder unter 0800-1110111. Eine Liste mit weiteren Angeboten finden Sie unter taz.de/suizidgedanken.

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Haben Sie den Verdacht, an Depression zu leiden? Oder haben Sie sogar suizidale Gedanken? Andere Menschen können Ihnen helfen. Sie können sich an Familienmitglieder, Freun­d:in­nen und Bekannte wenden. Sie können sich auch professionelle oder ehrenamtliche Hilfe holen – auch anonym. Bitte suchen Sie sich Hilfe, Sie sind nicht allein. Anbei finden Sie einige Anlaufstellen.

Akute suizidale Gedanken: Rufen Sie den Notruf unter 112 an, wenn Sie akute suizidale Gedanken haben. Wenn Sie sofort behandelt werden möchten, finden Sie Hilfe bei der psychiatrischen Klinik oder beim Krisendienst.

Depression und depressive Stimmung: Holen Sie sich Hilfe durch eine Psychotherapie. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe kann Ihnen ferner Hilfe und Information zum Umgang mit Depression bieten.

Kummer: Sind Sie traurig und möchten jemanden zum Reden haben? Wollen Sie Sorgen loswerden und möchten, dass Ihnen jemand zuhört? Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr besetzt. Die Telefonnummern sind 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222. Sie können auch das schriftliche Angebot via Chat oder Mail in Anspruch nehmen.

Onlineberatung bei Suizidgedanken: Die MANO Suizidprävention bietet eine anonyme Onlineberatung an. Wenn Sie über 26 Jahre alt sind, können Sie sich auf der Webseite registrieren. Sollten Sie jünger sein, können Sie hier eine Helpmail formulieren.

Hilfsangebot für Kinder, Jugendliche und Eltern: Die Nummer gegen Kummer hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern, Jugendlichen und Eltern zu helfen. Kinder erhalten dort Unterstützung unter der Nummer 116 111, Eltern unter 0800 111 0 550, und bei der Helpline Ukraine unter 0800 500 225 0 finden Sie auch Hilfe auf Russisch und Ukrainisch.

Hilfsangebot für Mus­li­m:in­nen: Die Ehrenamtlichen des Muslimischen Seelsorgetelefons erreichen Sie anonym und vertraulich unter 030 443 509 821.

Bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention können Sie nach weiteren Seiten und Nummern suchen, die Ihrem Bedarf entsprechen.

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