Sturmtief verursacht Störungen: Sabine bremst Deutschland aus
Die Bahn stellt den Fernverkehr noch bis Montagmorgen ein, der Betrieb an den Flughäfen ist eingeschränkt. Hunderte Flüge wurden gecancelt.
Auch im Regionalverkehr kommt es zu massiven Störungen: Vor allem in Nord-und Westdeutschland stellten Bahnunternehmen wie die Westfalenbahn, Metronom oder Nordwestbahn ihren Betrieb ein. In Nordrhein-Westfalen blieben am Montagmorgen trotz Berufsverkehr die meisten Züge in ihren Depots.
Durch umgestürzte Bäume blockiert waren auch diverse Autobahnen wie die A4 bei Köln, die A45 bei Hagen oder die A7 bei Hildesheim. An den Flughäfen wurden hunderte Verbindungen gestrichen: Allein in Düsseldorf und Köln fielen rund 150 Flüge aus.
Mit heftigen Böen, die teilweise die Orkanstärke von 118 Stundenkilometern überschritten, und heftigen Regenschauern war das Sturmtief in der Nacht über den Norden und Westen Deutschlands gezogen. Auf dem Brocken im Harz wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 136 Stundenkilometern gemessen. Am Morgen wird die Kaltfront des Tiefs im Südosten Deutschlands erwartet.
Baum stürzt auf Menschen
Nur durch Glück kam es nicht zu Todesopfern. In Mülheim an der Ruhr stürzte ein 25 Meter hoher Baum auf ein mit zwei Menschen besetztes fahrendes Auto und zerquetschte den hinteren Bereich. Die beiden Insassen kamen mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus. „Wäre das Fahrzeug nur eine Sekunde später an der Stelle gewesen, hätte es wesentlich schlimmer ausgehen können.“, erklärte die Feuerwehr.
In Saarbrücken wurden zwei Frauen auf einem Parkplatz durch einen umstürzenden Baum schwer verletzt, eine schwebt in Lebensgefahr. In Paderborn wurde ein 16-Jähriger durch einen herumfliegenden Ast schwer getroffen. In Monschau in der Eifel und in einem kleinen Teil von Hamm in Westfalen gab es Stromausfälle. In Frankfurt am Main stürzte der Ausleger eines Baukrans auf den Dom und steckt im Dach der Kirche fest. In Berlin stürzte ein Baugerüst um. Allein in Schleswig-Holstein rückte die Feuerwehr zu rund 400 sturmbedingten Einsätzen aus. In Hamburg waren es etwa 300.
Für die Nordseeküste, die von „Sabine“ schon am Sonntagabend getroffen worden war, warnt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie vor der Gefahr vor einer Sturmflut mit Wasserständen von bis zu zwei Meter über Normalnull. Damit könnte in Hamburg der Fischmarkt überflutet werden. Schon am Sonntag waren diverse Fährverbindungen zu den west- und nordfriesischen Inseln unterbrochen.
50 Einsatztrupps der Bahn
Bei der Bahn strandeten tausende Reisende. Viele verbrachten die Nacht in Aufenthaltszügen, die an Verkehrsknotenpunkten wie Berlin, Hamburg, Hannover oder Köln bereitstanden. Gestört bleiben wird der Bahnverkehr noch den gesamten Tag. „Erkundungsfahrten“, die einen Überblick über Streckenschäden geben sollen, machten erst bei einsetzendem Tageslicht Sinn, hieß es. Rund 50 Einsatztrupps arbeiten mit Räumgerät und Kettensägen daran, die Gleise wieder frei zu bekommen. „Wir rechnen damit, dass im Laufe des Vormittags erste Stecken wieder befahrbar sind“, sagte eine Bahn-Sprecherin.
Auf den Autobahnen blieb die Lage trotz der massiven Zugausfälle dennoch relativ ruhig. In Nordrhein-Westfalen meldete das WDR-Verkehrsstudio gegen 8 Uhr rund 150 Kilometer Stau, was im bevölkerungsreichsten Bundesland mit seinen 18 Millionen Einwohner*innen als eher unterdurchschnittlich für einen Montagmorgen gilt. „Vielleicht arbeiten heute einige von zu Hause aus oder nehmen Urlaub“, spekulierte ein Sprecher der Landesleitstelle der Polizei.
Zuvor hatte das Sturmtief, das im englischsprachigen Raum „Ciara“ heißt, Westeuropa getroffen und auch dort für Probleme gesorgt. In Irland fiel in etwa 14.000, in Großbritannien in rund 90.000 Haushalten der Strom aus. In Schottland wurden drei Menschen in einem Pub verletzt, weil das Dach teilweise einstürzte. Auch auf den Flughäfen von Amsterdam, Brüssel und London wurden hunderte Flüge gestrichen. (mit Agenturen)
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