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Naturkatastrophen-Bilanz 2019Weniger Tote durch Unwetter

Laut Rückversicherer Munich Re überleben mehr Menschen Naturkatastrophen, weil die Vorbeugung besser wird. Der materielle Schaden bleibt hoch.

Schlimmste Naturkatastrophe 2019: Mosambik nach dem Zyklon „Idai“ Foto: Zohra Benserema/reuters

Berlin taz | Immer weniger Menschen sterben infolge von Naturkatastrophen. Im vergangenen Jahr forderten Wirbelstürme, Zyklone und andere Wetterereignisse weltweit 9.000 Todesopfer – nach 15.000 im Jahr 2018. Das geht aus der Naturkatastrophenbilanz des Rückversicherers Munich Re für 2019 hervor. Rückversicherer übernehmen von Versicherern wie Allianz oder Axa einen Teil des Geschäfts, die Policen an Unternehmen und Privatleute verkaufen. Weil sich bei ihnen global Schäden sammeln, haben sie einen guten Überblick.

Im Schnitt der vergangenen 30 Jahre starben laut Munich Re jedes Jahr rund 52.000 Menschen bei Naturkatastrophen. Nach Angaben des Rückversicherers sinken die Opferzahlen, weil die Vorbeugemaßnahmen, Warnungen und Evakuierungen besser werden.

„Natürliche Klimaschwankungen beeinflussen Wetterkatastrophen von Jahr zu Jahr. Längerfristige Auswirkungen des Klimawandels sind aber auch schon spür- und sichtbar“, sagte Munich-Re-Vorstand Torsten Jeworrek. Die meisten Menschen kamen 2019 vor allem in Mosambik sowie Simbabwe und Malawi durch den Zyklon „Idai“ ums Leben, der 1.000 Todesopfer forderte. Außerdem verloren Hundertausende ihren gesamten Besitz. Der Schaden von 2,3 Milliarden US-Dollar entspricht etwa 10 Prozent der Wirtschaftsleistung Mosambiks. Versichert war davon laut Munich Re fast nichts.

Der teuerste materielle Schaden entstand durch die Taifune „Hagibis“ und „Faxai“ in Japan, die zusammen 26 Milliarden US-Dollar kosteten. Japan wurde wie bereits im Jahr zuvor von sehr schweren Taifunen mit extremen Niederschlägen getroffen. Nach Angaben der Munich Re ist dafür der Einfluss der natürlichen Klimaschwankung namens „El Niño Modoki“ verantwortlich, die für geänderte Wassertemperaturen im tropischen Pazifik sorgt. Dadurch werden Zugbahnen von Taifunen häufiger in Richtung Japan gelenkt. Daneben führt der Klimawandel zur einer Häufung von Wirbelstürmen in Japan und den USA.

Weniger Schäden versichert

Über dem Atlantik entstanden 2019 zwar mit drei schweren Hurrikans so viele wie im langjährigen Mittel. Bei den schweren Stürmen gab es mit 18 allerdings deutlich mehr als im Schnitt, der bei 12 liegt. Da sie größtenteils über dem Meer blieben und nicht an Land zogen, waren die Schäden gering. Anders als 2018 verliefen die Waldbrände in Kalifornien im vergangenen Jahr glimpflicher.

Dafür nahmen sie in Australien extrem zu, wo sie immer noch andauern. „Zwar lassen sich einzelne Ereignisse nicht direkt auf den Klimawandel zurückführen. Jüngste Studien haben jedoch gezeigt, dass langfristig begünstigende Umweltbedingungen für Buschfeuer insbesondere im Süden und Osten Australiens häufiger geworden sind“, teilte die Munich Re mit.

Der volkswirtschaftliche Schaden durch insgesamt 820 Naturkatastrophen lag im vergangenen Jahr der Katastrophenbilanz zufolge bei 150 Milliarden US-Dollar, also etwa im langjährigen Durchschnitt. Davon war mit rund einem Drittel etwas weniger versichert als im Vorjahr.

Nach Angaben der Munich Re lag das an besonders vielen Flutschäden, die auch in Industrieländern seltener versichert sind als Sturmschäden. Das liegt auch an der mangelnden Bereitschaft der Assekuranz, Privatleute und Unternehmen in bekannten Überschwemmungsgebieten zu versichern. In Entwicklungs- und Schwellenländern sind Opfer von Naturkatastrophen oft nicht versichert, weil sie es sich nicht leisten können.

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