Sturm Harvey in den USA: Houston, wir haben ein Problem
Regensturm „Harvey“ tobt weiter durch Texas. Leise beginnt die Debatte über den Einfluss des Klimawandels auf das Ausmaß der Katastrophe.
Berlin taz | Der Tropensturm „Harvey“, der momentan die texanische Metropole Houston mit seinen Regenmassen verwüstet, zieht sich nach Meldungen des Nationalen Hurrikanzentrums der USA zum Golf von Mexiko zurück – aber nur, um dort Kraft und Wasser zu tanken. Dann soll der Sturm erneut die Küste in östlicher Richtung treffen und den US-Staat Louisiana mit heftigen Winden und Regen überziehen. Nur langsam beginnt angesichts der Rettungsaktionen in den USA die Debatte, welchen Anteil der Klimawandel und die US-Klimapolitik an der Katastrophe haben.
US-Präsident Donald Trump besuchte am Dienstag die Katastrophenregion. Der US-Präsident versprach Hilfe der Bundesregierung auf dem „langen und schwierigen Weg zum Wiederaufbau“. Das Weiße Haus geht davon aus, dass eine halbe Million Menschen Anspruch auf staatliche Unterstützung haben.
In der Metropole der US-Gas- und Ölindustrie kämpfen weiter Helfer und Nationalgarde gegen die Fluten. Die Zahl der Toten durch „Harvey“ ist nach offiziellen Angaben inzwischen auf mindestes 18 gestiegen. Noch immer gelten viele Menschen als eingeschlossen, etwa 8.000 sind in Notunterkünften untergebracht. Der Regen soll auch in den nächsten Tagen weitergehen.
Neben den katastrophalen Überschwemmungen durch Tropensturm "Harvey" kämpfen die Behörden der US-Metropole Houston jetzt gegen Kriminalität. Bürgermeister Sylvester Turner verhängte ab Dienstag eine nächtliche Ausgangssperre. Es gab erste Berichte über Plünderungen und Raubüberfälle. Die Ausgangssperre gilt von Mitternacht bis 5 Uhr morgens.
Bis Donnerstag rechnen die Meteorologen mit weiteren 30 Zentimeter Regen. Dies dürfte zusätzlichen Druck auf die Dämme und Entwässerungssysteme der Stadt ausüben. Nahezu ein Drittel von Harris County – ein Landkreis mit etwa fünf Mal der Fläche Berlins – steht der Zeitung Houston Chronicle" zufolge unter Wasser. In Houston richteten die Behörden rund 19.000 Notübernachtungsplätze ein.
Derweil bereitete sich der neben Texas gelegene Staat Louisiana auf die Ankunft von "Harvey" vor. Der US-Staat war 2005 hart von Hurrikan "Katrina" getroffen worden. Vor allem im Großraum der Stadt New Orleans kam es zu schweren Überflutungen. In der Stadt wurden für Mittwoch vorsorglich Schulen und andere Einrichtungen geschlossen. Regenwasser von "Harvey" überflutete bereits die Gegend um die Stadt Lake Charles, die in der Nähe der texanischen Grenze liegt. (rtr/ap)
Bereits jetzt gilt er für den Klimabeauftragten des Staates Texas, John Nielsen-Gammon, als „größtes flächenhaftes Regenereignis in der Geschichte der USA“. Der Einfluss des Klimawandels ist für ihn klar, schreibt er in einer Mail an die taz: „Extremer Regen nimmt als direkte Folge höherer Temperaturen zu. Ich habe ein Ansteigen der extremen Regenfälle von sieben Prozent in Texas in den letzten 100 Jahren errechnet.“
Der Klimaforscher und lautstarke Kritiker der US-Regierung, Michael Mann, schrieb im britischen Guardian: „Es ist eine Tatsache: Der Klimawandel hat Harvey tödlicher gemacht.“ Vor allem die Tatsache, dass sich der Sturm über Houston festgesetzt hat, stehe mit den veränderten Windströmungen in Verbindung, die von Modellen für den Klimawandel vorausberechnet worden seien.
Durch den Sturm und die Evakuierungen sind etwa ein Dutzend Raffinerien und petrochemische Anlagen in und bei Houston heruntergefahren worden. Etwa 30 Prozent der US-Raffinieriekapazitäten könnten durch den Sturm stillgelegt werden, schätzen Analysten. Prompt sind die Börsenpreise für künftige Benzinlieferungen um fast drei Prozent gestiegen – die Preise für Rohöl dagegen etwa um diesen Betrag gefallen, weil die Nachfrage der Raffinerien eingebrochen ist.
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