Studie zur Zukunftsorientierung: Wer sich Sorgen ums Klima macht – und wer nicht
Ob Menschen sich für die Zukunft und das Klima interessieren, hängt stark mit ihrer politischen Einstellung zusammen. Das zeigt jetzt eine Studie.

Die Klimakrise ist da, die sozialökologische Transformation muss her, und das schnell. So viel ist klar. Weniger klar ist, wer sich dafür einsetzen und sie voranbringen soll. Der Verdacht, Klimaschutz sei primär etwas für finanziell gut aufgestellte Akademiker:innen und ihre Kinder, wabert durch die Debatte.
Diese Annahme suggeriert, dass sich nur Menschen um Zukunft und Klima sorgen und für eine bessere Welt engagieren, die sich das auch leisten können.
Aber was ist an dieser These dran? Und wer sorgt sich tatsächlich um eine nachhaltige Zukunft? Das ist wichtig zu wissen, um potenzielle künftige Akteur:innen, die es so dringend braucht, identifizieren und ansprechen zu können.
Die Studie
Eine neue Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Universität Lund hat sich dieser Frage gewidmet. Dafür haben die Sozialwissenschaftler:innen 5.000 Schwed:innen zwischen 18 und 84 Jahren nach ihren Einstellungen in Bezug auf die Zukunft, aber auch zu ihren politischen Überzeugungen befragt.
Die Studienteilnehmer:innen wurden anhand unterschiedlicher soziologischer Kriterien wie Alter, Geschlecht oder Bildung kategorisiert. Dann wurde untersucht, welche Verbindungen zwischen den verschiedenen Variablen bestehen.
Grundlage der Untersuchung ist die Theorie des französischen Soziologen Pierre Bourdieu. Er geht davon aus, dass es neben dem ökonomischen Kapital, also dem finanziellen Vermögen, auch andere Kapitalformen gibt, zum Beispiel kulturelles Kapital, also Bildung, und soziales Kapital, etwa in Form von Beziehungen.
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Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Sorge um die Zukunft keineswegs etwas ist, das eine bestimmte – privilegierte – soziale Klasse für sich gepachtet hat. Einen starken Zusammenhang hingegen beobachteten die Forschenden zwischen der politischen Einstellung und der Haltung zu Zukunfts- und Klimafragen.
Menschen, die im politischen Spektrum eher links stehen, sorgen sich mehr um die Zukunft als Menschen, die rechts wählen.
Was bringt’s?
Die Forscher:innen fanden heraus, dass Frauen sich mehr Gedanken über die Zukunft machen als Männer. Personen, die in Teilzeit arbeiten sowie jüngere Befragte geben dem Thema mehr Relevanz als etwa selbstständige Unternehmer:innen mit Angestellten.
Je jünger und vulnerabler also die Befragten, umso realer die Angst vor einer Zukunft unter den Bedingungen einer eskalierenden Klimakrise. Diese Gruppen blicken auf immer drängender werdende Probleme, die sie aller Voraussicht nach persönlich betreffen werden – das Private wird also im Klimaprotest politisch.
Sehr wahrscheinlich muss wohl erst alles noch schlimmer werden, bevor sich mehr Menschen dafür einsetzen, dass es besser werden kann.
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