Studie zu politischen Einstellungen: Deutsche sind weniger populistisch
Laut einer Studie ziehen vor allem rechte Ideen immer weniger – nicht erst seit der Coronakrise. Nur noch jeder fünfte Erwachsene sei populistisch eingestellt.
Als „populistisch eingestellt“ im Sinne der Studie gilt, wer acht typisch populistischen Aussagen zu den Themen Antipluralismus, Anti-Establishment und Volkshomogenität bekräftigt. Dazu gehören Sätze wie „Die Parteien wollen nur die Stimmen der Wähler, ihre Ansichten interessieren sie nicht“ und „Was man in der Politik „Kompromiss“ nennt, ist in Wirklichkeit nichts Anderes als ein Verrat an den eigenen Ideen“. Befragt wurden im Juni etwa 10 000 repräsentativ ausgesuchte Wahlberechtigte.
Seit 2018 sei zudem der Anteil der nicht-populistischen Wähler um die Hälfte auf rund 47 Prozent gestiegen, heißt es in Analyse. Die „Trendwende“ sei in jener Wählerschaft besonders stark, die sich der politischen Mitte zuordne, erklärten die Autoren der Studie – und das nicht erst seit der Coronakrise. Die Mitte erweise sich „in der Auseinandersetzung mit der populistischen Versuchung als lernfähig und robust“, erklärte der Demokratie-Experte der Bertelsmann Stiftung, Robert Vehrkamp.
Der Rückgang populistischer Einstellungen setzte laut Studie bereits 2019 ein. Dies sei zum einen auf eine „restriktive Migrationspolitik“ der großen Koalition zurückzuführen, was die Mobilisierungskraft der Populisten geschwächt habe, hieß es. Zum anderen seien soziale und wirtschaftliche Fragen stärker in den Vordergrund gerückt. Das gestiegene Vertrauen in die Regierungsarbeit im Verlauf der Coronakrise habe die Trendumkehr stabilisiert und leicht verstärkt, sagte Vehrkamp.
Unter den Parteien leidet der Studie zufolge die AfD stark unter dem Abschwung populistischer Einstellungen. Wähler aus der bürgerlichen Mitte hätten vielfach zu den etablierten Parteien zurückgefunden, vor allem zur Union, heißt es in der Studie. Umso dominanter würden demnach unter AfD-Wählern rechtsextreme Positionen. Vehrkamp warnte vor einer „Radikalisierung am rechtspopulistischen Rand“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid