Studie zu Politik und Emotionen: AfD-Wähler am pessimistischsten
Eine neue Studie zeigt: AnhängerInnen der Rechtspopulisten haben deutlich mehr Angst vor der Zukunft als die anderer Parteien.
Der Stiftungsvorsitzende Norbert Lammert sieht das als Beleg, dass sich die Wählermilieus von CDU und CSU klar von denen der AfD unterscheiden. Die Vermutung, dass die AfD eine ähnliche „Kundschaft“ habe wie die Unionsparteien, werde damit stark relativiert, betonte Lammert. AfD-Wähler hätten ein „deutlich anderes Weltbild“, sagte der CDU-Politiker und frühere Bundestagspräsident.
In der von der Adenauer-Stiftung beauftragten Umfrage bejahten 83 Prozent der AfD-Wähler den Satz „Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für Deutschland“. In der Gesamtbevölkerung stimmte nur ein Drittel dem Satz zu. Eine Mehrheit findet sich auch bei Linken-Wählern für diese pessimistische Aussage: 53 Prozent stimmten zu. Bei den anderen Parteien sieht nur eine Minderheit schwarz: 14 Prozent der Unionswähler, 17 Prozent der SPD-Wähler, 15 Prozent der FDP-Wähler und 22 Prozent der Grünen-Wähler bejahten den Satz.
Auch bei anderen Fragen zeigte sich den Angaben zufolge Pessimismus vor allem bei AfD-Wählern. 59 Prozent von ihnen gaben an, häufig Angst vor der Zukunft zu haben. In der Gesamtbevölkerung sehen das nur 34 Prozent so. Bei den Sympathisanten der anderen Parteien überwiegen die Optimisten, vor allem bei den Unions-Wählern: Nur 19 Prozent von ihnen sagten, sie hätten häufig Angst vor der Zukunft. Bei den FDP-WählerInnen waren es 22 Prozent. Bei der SPD (34 Prozent), den Grünen (34 Prozent) und der Linken (43 Prozent) haben mehr AnhängerInnen Angst vor der Zukunft.
Die Studie fragte auch ab, welche Gefühle WählerInnen mit den Parteien verbinden. Die CDU löste positive Gefühle aus und wurde zum Beispiel mit Stabilität, Sicherheit, Vertrauen und Zuversicht verbunden. Dabei empfanden CDU-WählerInnen diese Gefühle stärker als die BürgerInnen in ihrer Gesamtheit – doch zwischen beiden Gruppen gab es eine starke Korrelation. Die SPD löste ähnliche Gefühle aus. Allerdings gab es bei ihr neben positiven Assoziationen auch negative. Sie wurde von der Gesamtbevölkerung auch mit Aufregung, Resignation, Empörung oder Verzweiflung verbunden.
Bei der AfD zeigte sich ein ganz anderes Bild. Sie wurde von ihren AnhängerInnen stark mit positiven Gefühlen wie Sicherheit, Vertrauen oder Zuversicht verbunden. In der Gesamtbevölkerung überwogen hingegen klar negative Gefühle, etwa Angst, Unbehagen oder Wut. „Hier wird deutlich, wie stark die AfD polarisiert“, hieß es in der Studie.
Für die Studie haben Umfrageinstitute im November und Dezember 2017 rund 2.700 sowie im Januar und Februar 2018 nochmals rund 1.400 Menschen befragt. Die repräsentative Studie soll Aufschluss darüber geben, welche Rolle Emotionen bei Wahlentscheidungen spielen. Dass Emotionen ausschlaggebend sein können, sei keine neue Einsicht, sagte Lammert. Mit Rückschlüssen aus der Studie für eine Strategie seiner Partei im Umgang mit der AfD hielt er sich zurück. Genaue operative Konsequenzen sehe er nicht. Er empfehle den Parteien aber, die Studie bei der Erstellung von Grundsatzprogrammen zu bedenken. (mit epd)
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