Studie zu Lehrer:innenmangel: Kooperation der Länder gefordert
Der Lehrer:innenmangel verschärft sich in den kommenden Jahren. Eine Studie fordert nun eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Ländern.
Tatsächlich musste Bayerns Bildungsminister Michael Piazolo (Freie Wähler) zum Schulstart einräumen, dass er den Personalbedarf an Schulen nicht decken könne. Eine Erfahrung, die er mit den meisten seiner Amtskolleg:innen teilt. In Sachsen-Anhalt etwa fehlten im Sommer mehr als 500 Lehrkräfte, in NRW rund 4.400. Lehrer:innenverbände schätzen die bundesweite Lücke derzeit auf bis zu 40.000 Lehrkräfte. Vor allem Grund-, Haupt- und Förderschulen sind betroffen.
Mark Rackles, Bildungsexperte
Laut Rackles, der von 2011 bis 2019 in Berlin Staatssekretär für Bildung war und aktuell am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) forscht, dürfte sich der Mangel in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Einerseits sind in den vergangenen zehn Jahren die Lehramtsabsolvent:innen um 13 Prozent zurückgegangen, obwohl die Studienplätze erhöht worden sind. Dazu kommt die demografische Entwicklung: In vier Jahren werden fast 16 Prozent weniger Schüler:innen Abi machen – und entsprechend weniger Lehramt studieren. Dabei wächst der Wettbewerb um Pädagog:innen ohnehin schon: Bis 2030 entsteht durch Ganztags- und Inklusionsmodelle ein Zusatzbedarf von geschätzt 74.000 Lehrkräften. Deshalb hob Rackles die Dringlichkeit hervor: „Wir haben kein Erkenntnisproblem. Es mangelt an der Umsetzung.“
Die Kritik richtet sich an die Kultusministerkonferenz (KMK), die zwar bereits 2020 eine Ländervereinbarung getroffen hat, um „bedarfsgerecht“ auszubilden und auch genügend Plätze für das Referendariat an Schulen bereitzustellen – nur hat sich die Lage seither nicht sichtbar verbessert. Um den Personalmangel zu beheben, geht jedes Bundesland seinen eigenen Weg: etwa neuerliche Verbeamtung in Berlin, erleichterter Zugang für Seiteneinsteiger:innen in Brandenburg oder höhere Bezahlung an Grund- und Hauptschulen in NRW und Niedersachsen.
Staatsvertrag mit oder ohne Bund
Rackles empfiehlt den Ländern, den Ausbau der Studienplätze möglichst noch 2023 in einem gemeinsamen Staatsvertrag mit oder ohne Bund zu fixieren. Damit hätte die Vereinbarung Gesetzesrang – und wäre maximal verbindlich. Die Chancen sieht er im kommenden Jahr günstig für eine Einigung: Den KMK-Vorsitz übernimmt die Berliner Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD). Ihre Landesregierung hat versprochen, sich für einen entsprechenden Staatsvertrag einzusetzen.
Auch der Thüringer Bildungsminister Helmut Holter (Linkspartei) begrüßt den Vorstoß. „Wir wissen, dass Unterricht ausfällt“, sagte Holter am Montag. Für einen Staatsvertrag habe er sich bereits 2018 ausgesprochen. Damals hatte die Große Koalition im Bund den Ländern einen Nationalen Bildungsrat an die Seite stellen wollen. Manche Länder wollten lieber einen Bildungsstaatsvertrag. Am Ende scheiterten beide Ideen. In seiner Expertise schlägt Mark Rackles deshalb vor, den Staatsvertrag auch ohne Einstimmigkeit der Länder zu verabschieden.
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