Studie zu Elternzeit: Väter nehmen sich keine Zeit
Nur jeder zehnte Vater nimmt mehr als zwei Monate Elternzeit. Und von denen macht ein Großteil das gleichzeitig mit der Mutter, zeigt eine Studie.
Dies geht aus einer Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) hervor, die am Mittwoch in Wiesbaden veröffentlicht wurde. Mit der Einführung von Elterngeld 2007 sei der Bezug durch die Väter sprunghaft auf 20 Prozent angestiegen, sagte Uta Brehm vom Bundesinstitut. Seither verdoppelte sich der Anteil von Vätern, die Elterngeld beziehen, und liegt heute bei 43 Prozent. Aber das ist weiterhin weniger als die Hälfte.
Zudem nimmt nur etwa jeder zehnte Vater mehr als die zwei „Vätermonate“ in Anspruch nimmt. Weil die meisten Männer parallel mit ihren Partnerinnen in Elternzeit sind, ist eine alleinige Verantwortung der Väter für die Kinderbetreuung nach wie vor selten. Väter, die mehr als zwei Monate Auszeit für ihre Kinder nehmen, bleiben damit die absolute Ausnahme.
„Über die ersten Lebensmonate des Kindes hinaus sind seit Einführung des Elterngeldes kaum weitere Fortschritte bei der Aufteilung der Familienarbeit zu erkennen“, fasste Mathias Huebener vom Bundesinstitut die Ergebnisse zusammen.
Auswirkungen der Elternzeit unterscheidet sich
Seit Jahren stagniere die durchschnittliche Bezugsdauer der Väter deshalb bei etwa dreieinhalb Monaten – verglichen mit den knapp 14 Monaten der Mütter (Elterngeld Plus inklusive), hieß es weiter. Der Elterngeldbezug der Männer überschneide sich dabei oft noch mit dem der Mütter. Das gelte vor allem für die ersten Monate nach der Geburt. Im 13. und 14. Monat nach der Geburt sei der Anteil der Väter, die alleine zu Hause blieben, mit 20 Prozent am höchsten. Allerdings nutzen viele Mütter nach dem Auslaufen ihres Elterngeldanspruchs weiter unbezahlte Elternzeit, heißt es in der Studie.
Zudem untersuchten die Wissenschaftler, wie sich die Länge der Elternzeit bei den Vätern auf die Mithilfe bei Hausarbeit und Kinderbetreuung auswirkte. Für die Beteiligung der Väter macht es keinen Unterschied, ob sie keine oder nur eine sehr kurze Elternzeit genommen haben. In beiden Konstellationen wenden sie durchschnittlich nur etwa zweieinhalb Stunden für die Kinderbetreuung und knapp eine Stunde für die Hausarbeit auf, wie es in der Studie heißt.
Außerdem zeige die Studie, dass Mütter unabhängig von der Länge der Elternzeit drei Jahre nach dem Wiedereinstieg in den Beruf Rückgänge im Berufsprestige verzeichnen im Vergleich zur Zeit vor der Geburt. Bei Vätern sei es genau umgekehrt: Sie gewannen an Berufsprestige, sogar besonders jene mit längeren Elternzeiten. „Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, sich auch das Berufsprestige anzuschauen“, sagt Uta Brehm vom Bundesinstitut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind