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Studie über Automaten-GlücksspielDen Hauptgewinn ziehen andere

Ein Studie zeigt, dass viele Spielautomaten in Deutschland illegal sind – zuungunsten der Spieler:innen. Denn diese Automaten verfügen oft über keinerlei Schutz.

Der Erwerb von Fun-Games-Automaten ist zunächst legal, zu Preisen zwischen 1.700 und 3.000 Euro Foto: Bernd Thissen/dpa

Eine neue Studie zeigt, wie groß der Schwarzmarkt rund um das Automaten-Glücksspiel ist. Und wie bei Schwarzmärkten so oft der Fall, sind es die ungeschützten Konsument:innen, die dabei verlieren. Hier sind die biggest loser diejenigen, die eh wenig haben und das bisschen auf alles setzen.

Der Hintergrund: Knapp ein Drittel der Geldspielgeräte der in der Studie untersuchten Betriebe sind illegal. Das ergibt eine eben erschienene stichprobenartige Feldstudie des Arbeitskreises gegen Spielsucht. Finanziert wurde die Studie vom Verband der Deutschen Automatenindustrie, die jedoch keinen Einfluss genommen haben soll.

Die illegalen Spielgeräte werden als „Fun Games“ bezeichnet und sind deutlich risikoreicher als die legalen Automaten. „Es gibt überhaupt keinen Spielerschutz, keine Spielpause. Sie können mit wesentlich höheren Einsätzen spielen“, sagt Joachim Trümper, Geschäftsführer des Arbeitskreises.

Mit dieser Art der Spielautomaten bewegen sich Be­trei­be­r:in­nen von Spielstätten außerhalb des Erlaubten. Durch sie fehlt beim ohnehin maßlosen Spiel mit dem Glück jegliche Kontrolle. Die Spielautomaten werden zu rücksichtslosen Geldfressern.

Große Gewinne unversteuert

Leidtragend sind die Spieler:innen. Trümper kommentiert: „Das sind süchtige, kranke Menschen, deren Krankheit hier mittels der Geräte in einem Maß ausgebeutet wird, das ins Unerträgliche geht“.

Seit 2019 dürfen in Gastronomiebetrieben nur noch zwei Geldspielgeräte aufgestellt werden. Der bis dahin erlaubte dritte musste weg. Fun-Games-Automaten sind eigentlich gar nicht erlaubt. Das Problem: Für Be­trei­be­r:in­nen von Gastronomie- und Kulturstätten kann sich das Geschäft mit dem Fun-Games-Automaten finanziell lohnen. Es könnten große Gewinne an der Steuer vorbei erzielt werden, sagt Trümper.

Der Erwerb von Fun-Games-Automaten ist zunächst legal, zu Preisen zwischen 1.700 und 3.000 Euro, meist aus China oder Osteuropa. Erst mit dem Aufstellen begehen Gas­tro­no­m:in­nen eine Ordnungswidrigkeit.

Den großen Hauptgewinn ziehen am Ende die Hersteller der Fun-Games-Automaten. Trotz schlechten Rufs sind die Geräte in vielen Städten, Kleinstädten und Dörfern verfügbar. Bisher kann den Be­trei­be­r:in­nen die deutsche Gesetzgebung da offenbar herzlich egal sein.

Anm. d. Red.: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, ein Drittel der Geldspielgeräte bundesweit seien illegal. Das stimmt nicht. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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3 Kommentare

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  • "Seit 2019 dürfen in Gastronomiebetrieben nur noch zwei Geldspielgeräte aufgestellt werden."

    Sind denn Gastronomiebetriebe das Problem?



    Wie sieht es denn mit den unendlichen Spielhallen aus? Den Orten, wo nicht nur ausgebeutete süchtige Menschen sich über die Schwelle schleppen, sondern wo die größten SUVs des Ortes vor stehen.

    • @fly:

      Da gilt eine ähnliche Regelung.

  • Eine Ordnungswidrigkeit. Aha.



    Also so ähnlich wie auf die Strasse spucken oder in der Öffentlichkeit Wasser lassen.



    Na, wenn's weiter nichts ist ...

    Wenn man mal schaut in welcher Höhe die Automatenbranche (allen voran der Hersteller und Aufsteller Gauselmann) unsere Politiker mit Spenden "unterstützt" wundert diese lasche Gestzgebung sicher niemanden.

    Upsi, im Parteispendenportal des Bundestags findet man ja garnichts !



    lobbypedia.de/wiki/Gauselmann_gruppe