piwik no script img

Streit um das HeizungsgesetzBezeichnend für die Regierung

Anja Krüger

Kommentar von

Anja Krüger

Union und SPD sind sich uneins über die Zukunft des Heizungsgesetzes. Das Gezerre ist Gift für Investitionsentscheidungen, auch von Privatleuten.

Der „Heizungshammer“, immer noch ein Thema, dass die Koalition entzweit Foto: imago

U mweltminister Carsten Schneider von der SPD und CSU-Chef Markus Söder liefern sich einen Schlagabtausch zum Heizungsgesetz. Der eine will die von der Ampel-Regierung eingeführte Förderung für klimafreundliche Heizungen grundsätzlich fortsetzen. Der andere ist fast zwanghaft immer noch im Anti-Habeck-Modus und will die Ampel-Erbschaft weghauen.

Dieser Widerspruch ist schon im Koalitionsvertrag angelegt: Einerseits haben sich die So­zi­al­de­mo­kra­t:in­nen fatalerweise auf den Satz eingelassen, dass das von der Ampel auf den Weg gebrachte „Heizungsgesetz“ abgeschafft wird – obwohl es auch ihr Projekt war. Gleichzeitig versichert der Koalitionsvertrag, dass es mit der Förderung des Heizungstauschs weitergeht. Aber ein halbes Jahr nach der Regierungsbildung ist immer noch völlig offen, was das heißt.

Zwar geht die Heizungs-Förderung der Ampel erst einmal weiter. CDU-Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat trotz der vollmundigen Ankündigungen ihrer Par­tei­freun­d:in­nen noch keinen Entwurf für eine Novellierung vorgelegt. Trotzdem ist der Schaden groß, den die schwarz-rote Hängepartie verursacht; Heizungsbranche und Bür­ge­r:in­nen sind verunsichert. Die Bundesregierung muss so schnell wie möglich Klarheit schaffen. Und das kann nur heißen: Sie sollte die bisherige Förderung nicht abschmelzen. Denn mit der Wärmewende in den Heizungskellern der Republik muss es schneller vorangehen, nicht langsamer.

Der Umgang von Union und SPD mit der Heizungsfrage ist bezeichnend für ihre Art ihres Regierens: Dem Ankündigen auf der einen Seite folgt Entkräftigen auf der anderen – ob es ums Festhalten an den Klimazielen, die Energiewende oder Sozialpolitisches geht. Das sorgt für wirtschaftlichen Stillstand. Eine Regierung, die vor allem Widersprüche aussendet und kaum etwas richtig anpackt, verursacht anhaltende Unsicherheit. Das ist Gift für Investitionsentscheidungen, sei es die für das private Solardach mit Wärmepumpe oder die neue, klimafreundliche Produktionsanlage eines Unternehmens.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Anja Krüger
Parlamentskorrespondentin
Schwerpunkte Wirtschaft- und Energiepolitik
Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • Es ist ein ökologischer und ökonomischer Wahnsinn, milionen alte Gebäude mit milliarden Fördergeldern in Styropor einzupacken. Das sind die gigantischen Altlasten von Morgen.



    Ein hoher Heizenergiebedarf ist nur dann ökologisch ein echtes Problem, wenn er fossil gedeckt wird. Wenn er über Wärmepumpen mit elektrischer Zuheizung gedeckt wird, und der Strom dafür CO2 neutral ist, dann ist er kein ökologisches Probelm. All die vielen Milliraden, die in die Dämmung alter Hütten gesteckt werden, sind totes Kapital und wären viel besser in erneuerbare Stromerzeugung, Speichertechnik und den Netzausbau investiert.

    • @Querbeet:

      Also ich lese hie und da in ein paar FbGruppen zu Wärmepumpe im Altbau mit, da findet sich eigentlich keiner, der erstmal rundum alles dämmt.

    • @Querbeet:

      Es spielt keine Rolle wofür die Subventionen verpulvert werden.

      • @ludwig_777:

        Ach so.

  • Die Förderung muss abgeschaft werden. Wenn man sich die Preise in anderen EU Ländern anschaut sieht man, hier ist Deutschland endlich mal wieder Spitzenreiter auf Kosten der Steuerzahler.



    Ohne Förderung werden die Preise auch bei uns in Deutschland sinken.

  • Wer soll da nicht durchblicken? Es geht darum, die klimapolitischen Notwendigkeiten so lange zu ignorieren, wie es geht. Und darum, einen Zweig der Wirtschaft abzuwürgen, der evtl. eine Zukunft haben könnte. So wie man das schon bei der Solarbranche gemacht hat und bei der Windkraft.



    Genau das macht die CDU schon seit Jahrzehnten, und die SPD macht seit Jahrzehnten mit und simuliert im besten Fall irgendetwas wie Zähneknirschen. Oder sagt "Brückentechnologie", wie jetzt zum Verbrenner.



    Wie ist in der taz am Wochenende zu lesen: Die postfossile Energiewirtschaft wird von China beherrscht. Danke!

  • Das Ersetzen des GEG erfordert ein Konzept von der Union. Das ist schlicht nicht vorhanden. Entsprechend werden auch 2026 Öl- und Gasheizungen eingebaut werden. Aber es machte sich damals halt gut, in Paris Verpflichtungen zu unterschreiben. Ob die Union jemals vorhatte, diese einzuhalten, steht auf einem anderen Blatt.

  • > Das ist Gift für Investitionsentscheidungen



    Wieso eigentlich? Wenn eine neue Technik objektiv besser ist und Geld spart und wenn außerdem die Alternativen durch eine CO2-Steuer verteuert und das Gewünschte durch günstigere Sondertarife beim Strom weiter verbilligt wird -- dann sollte es sich doch eigentlich von selbst rechnen.



    Geht es aber aber der anderen Seite nur um "Staatsknete abgreifen" und wird es ohne Fördermittel aus den Steuern anderer Leute unattraktiv, dann sollte man schon hinterfragen, ob allen Anpreisungen aus der Werbung vorbehaltslos geglaubt werden soll.

    • @Axel Berger:

      Ich denke das "Staatsknete abgreifen" ist schon auch irgendwie einkalkuliert. Man möchte vermutlich den Aufbau der entsprechenden Kapazitäten fördern. Früher oder später wird eine Förderung wirklich nicht mehr sinnvoll sein, da die Kapazitäten da sind (was die Preise senkt) und die Alternativen komplett unwirtschaftlich. Außerdem hat man vermutlich schon die Menschen im Ohr, die sonst in 10 Jahren (oder früher) aus Ihren Eigenheimen heraus über die - völlig überraschend - hohen Energiekosten klagen und die Demokratie offiziell für gescheitert erklären.

  • Solange diese Hängepartie zu Torschlusspanik führt, kann das ruhig noch einige Zeit so bleiben ;-).

  • WAS läuft schief bei dieser SPD ???



    Fast alles was im Koalitionsvertrag vereinbart wurde wird jetzt von dem großen Wahlverlierer der Bundestagswahl torpediert. Jetzt kann man schön langsam die FDP verstehen warum sie die Ampel platzen ließen.

    • @Günter Witte:

      Wenn die CDU etwas hat, das das GEG ersetzen kann / soll, kann sie das morgen früh auf den Tisch legen. Wird sie aber nicht, weil das ganze Theater reine Show war. Und weil sie gar kein Konzept hat, das sie vorlegen kann.

  • "Der Umgang von Union und SPD mit der Heizungsfrage ist bezeichnend für ihre Art ihres Regierens: Dem Ankündigen auf der einen Seite folgt Entkräftigen auf der anderen – ob es ums Festhalten an den Klimazielen, die Energiewende oder Sozialpolitisches geht. Das sorgt für wirtschaftlichen Stillstand. Eine Regierung, die vor allem Widersprüche aussendet und kaum etwas richtig anpackt, verursacht anhaltende Unsicherheit".







    ..mag sein..aber googlen Sie mal: *Merz + Heizungsgesetz*. Wenn Sie dann noch durchblicken sind Sie entweder erleuchtet oder haben das Gezerre seit mindestens 3 Jahren bis ins Detail verfolgt.



    Ne..also da braucht es keine cdcUSPD Koalition..da braucht es nicht mal einen Söder: für Verunsicherung zu sorgen, das schafft Merz auch ohne Weiteres und ganz alleine. Und das offensichtlich nicht nur beim Thema GEG, sondern eher so überhaupt und bei fast jedem Thema...







    ..also Verunsicherung das kann er..das muss man ihm wirklich lassen..

    • @Wunderwelt:

      Nein besser: googlen Sie: *Merz + Wärmepumpe*.

  • Statt den Vermietern 70% Förderung zu geben und den Mietern die Modernisierungsumlage aufzudrücken, sollte man keine Modernisierungsumlage zulassen, dafür den Vermietern 100% als Kredit gebe . Die Mieter sollten 80% der letzten Heizkosten zahlen, mit denen dann der Kredit zurückgezahlt wird (abzgl. der betiebskosten für die Wärmepumpe). So haben Mieter und Vermieter von Tag 1 nur Vorteile und für den Staat wird es im Endeffekt sogar billiger, da er nicht 70% abschreiben muss.



    Die heutige Regelung ist eine Katastrophe für viele Mieter, und erst eine Zumutung für viele Vermieter u d dann ein Riesengeschenk.

    • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

      70 Prozent Förderung?

    • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

      Oder gleich100 % als Förderung, ganz ohne Ironie. Der Staat tätigt ja seine täglichen Ausgaben ohnehin über Geldschöpfung ( politischeoekonomi...ben-taetigen-kann/ ). Dann haben Vermieter nichts, was sie umlegen können. Und damit es trotzdem nicht zu Mitnahmeeffekten der Heizungsbauer kommt - wie bei der 70 % Förderung leider zu beobachten ist - kann der Staat auch dem Hauseigentümer vorschreiben, Angebote von mindestens 3 verschiedenen Anbietern einzuholen, und ihm dann das teuerste (!) bezahlen, egal, wer den Zuschlag erhält. Das würde den Eigentümer dazu animieren, auf den Preis zu schauen, wodurch wiederum die Anbieter keine überteuerten Angebote machen würden.

      • @Earth & Fire :

        vorschreiben, Angebote von mindestens 3 verschiedenen Anbietern einzuholen, und ihm dann das teuerste (!) bezahlen

        Wieso das teuerste bezahlen müsste es nicht heißen das billigste bezahlen

        • @prius:

          Wäre immerhin zweitbeste Möglichkeit. Allerdings wird es dann auch Fälle geben, wo der Eigentümer kaum etwas bis nichts auf der hohen Kante hat und gezwungen ist, das billigste Angebot zu nehmen, anstatt das mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Und die Wärmewende ist ja im Interesse aller. Wird das teuerste Angebot gefördert, schaut der Eigentümer sowohl auf die Qualität als auch auf den Preis, weil er ja den Rest behalten darf, wenn er nicht das teuerste nimmt.

        • @prius:

          Sie haben das Argument nicht verstanden. Ich halte die "Förderungen" der zentralstaatlich gelenkten Zuteilungswirtschaft für grundfalsch, aber wenn schon, dann wäre es so wirklich besser.

    • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

      Die heutige Regelung ist vor allem eine Zumutung für Steuerzahler. Insbesondere für die, die bereits freiwillig und ohne Förderung gedämmt und eine WP eingebaut haben.

      • @Jörg Schubert:

        Dämmung und wp Wärmepumpe wurden schon immer gefördert und sparen Verbrauch von Gas von Putin und trump und CO2 ein.außerden Wärmepumpen werden mit mindestens 60% Wind und solar betrieben also Strom aus Deutschland das Geld bleibt also im land