piwik no script img

Strategiepapier für Citizen ScienceBürgerwissenschaften stärken

Auf dem Citizen-Science-Forum wird ein Weißbuch diskutiert. Das Ziel ist, Bürgerwissenschaften sichtbarer zu machen.

Die Idee hinter Citizen Science-Plattform: Jede und jeder kann forschen! Foto: Karo Krämer/ Wissenschaft im Dialog

Berlin taz | Die Bürgerforschung in Deutschland verlässt das Pilotstadium und will zu einem festen Bestandteil der Wissenschaftslandschaft werden. Das ist das Ziel der „Citizen Science-Strategie 2030“, die in Form eines Weißbuchs jetzt vorgelegt wurde. Der in zweijähriger Arbeit entwickelte Plan wird am Freitag auf dem jährlichen „Citizen Science-Forum“ in St. Augustin bei Bonn diskutiert.

„Bei Citizen Science geht es um die konkrete Zusammenarbeit von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik, um gemeinsam wissensbasierte gesellschaftspolitische Lösungen für zentrale Herausforderungen unserer Gesellschaft zu finden“, erklärt Aletta Bonn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig als Vorsitzende des Lenkungskreises der Strategie.

„Citizen Science ist ein wichtiger Pfeiler der wissensbasierten Demokratie in Deutschland“, fügt Johannes Vogel, Generaldirektor des Berliner Museums für Naturkunde, dem Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, hinzu.

An der Erstellung der 159 Seiten umfassenden Strategie waren mehr als 200 unterschiedliche Akteure aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Museen und Archiven, Bibliotheken, Wissenschaftsläden, Verbänden und Fachgesellschaften beteiligt.

Das Papier setzt sich mit den größten Herausforderungen und Potenzialen von Citizen Science in den nächsten zehn Jahren auseinander und formuliert dafür 94 konkrete Handlungsempfehlungen. Dazu gehören das Datenmanagement und die Datenqualität, Recht und Ethik, sowie die Möglichkeiten der Anerkennung von Citizen-Science-Aktivitäten in der wissenschaftlichen Karriere. Als neue Anwendungsfelder wurden Medizin und Gesundheit, Sensorik und künstlicher Intelligenz aufgenommen.

Projektliste im Internet

Seit dem Start von Citizen Science in Deutschland im Jahr 2014 hat sich die Zahl der auf der Internetplattform „Bürger schaffen Wissen“ gelisteten Projekte von damals 10 auf über 180 Projekte im Jahr 2021 erhöht. Auf der österreichischen Plattform sind 60 Projekte erfasst, in der Schweiz sind es 63.

Der Weg zur Anerkennung dauert aber noch. In einer Umfrage unter Citizen-­Science-­Aktiven wurde festgestellt, dass „noch eine Lücke zwischen dem zugeschriebenen Potenzial auf der strategischen Ebene und der tatsächlichen Umsetzung auf der konkreten Ebene klafft“, wie es im Weißbuch heißt. So liege die Förderquote des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für Citizen-Science-Projekte bei weniger als 5 Prozent aller eingereichten Projektskizzen. Auch bei der „tatsächlichen Integration von Ergebnissen aus Citizen-Science-Projekten in konkrete politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse“ sei die Lage so, dass diese „noch kaum statt findet“.

Auch die Kommunikation schwächelt: So monierte die Mehrheit der Befragten, dass „die Nennung der Beteiligten bei Fachpublikationen oder die Beachtung der Vorhaben in den Medien und in der Gesellschaft aktuell unzureichend“ sei. Eine Empfehlung an die Projektkoordinatoren lautet daher, „die Mitwirkung der Bür­ger­for­sche­r:in­nen in Forschungsprozessen bei Vorträgen, in Medienberichten und in Fach­pu­bli­ka­tio­nen stärker sichtbar zu machen“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Offenbar wird vorausgesetzt, dass der Leser eine Vorstellung davon hat, was Citizen Science überhaupt ist. Für mich gilt das leider nicht. Es wäre schön gewesen, wenn der Autor des Artikels ein paar konkrete Beispiele gebracht hätte und auch ganz konkret etwas über die Vor- und Nachteile und Probleme geschrieben hätte. Vielleicht geht es ja nicht nur mir so, dass ich aus diesem Artikel nicht wirklich verstehe, um was es überhaupt geht, und was das ganze soll (außer das für irgendwas Fördergelder gewünscht werden).

    • Manfred Ronzheimer , Autor*in des Artikels,
      @Ruediger:

      Hier spricht der Autor: Dafür war kein Platz bei 90 Zeilen. Ich musste zuerst über das Weißbuch berichten. Für die allgemeinen Infos kann die Linksammlung unter #Citizen Science taz.de/!t5022898/ eingesehen werden.