Stopp des Abkommens gefordert: Kritik an Mercosur-Pakt
Attac will einen Neustart der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und südamerikanischen Staaten. Das Mercosur-Abkommen sei indes überholt.
„Das EU-Mercosur-Abkommen in seiner jetzigen Form gehört zu einer überholten Handelspolitik des 20. Jahrhunderts“, sagte Roland Süß, Mitglied des Attac-Koordinierungskreises. Für das Abkommen starkgemacht hätten sich vor allem die europäische Autoindustrie und Exporteure der Agrochemie wie Bayer und BASF, die in Europa nicht zugelassene hochgiftige Pestizide nach Südamerika liefern.
Der Hintergrund: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat bei seinem Besuch in Südamerika den Willen zu einem raschen Abschluss des ausgehandelten, aber nicht ratifizierten Abkommens bekräftigt. Die EU und die Staaten des Mercosur-Verbundes Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay wollen damit Handelserleichterungen erreichen. So sollen Zölle in Höhe von 4 Milliarden Euro jährlich wegfallen. Die europäische Seite verspricht sich davon, mehr Autos nach Südamerika liefern zu können und wichtige Rohstoffe zu erhalten. Die südamerikanischen Staaten wollen mehr landwirtschaftliche Produkte nach Europa exportieren.
„Die Volkswirtschaften des Mercosur drohen auf Exporteure von mineralischen Rohstoffen und Agrarprodukten wie Soja, Ethanol und Fleisch reduziert zu werden“, sagte Süss. Eine Deindustrialisierung in Südamerika wäre die Folge. Auch sei mit einem langfristigen Anstieg von Treibhausgas-Emissionen durch den Handel mit klima- und umweltschädigenden Produkten zu rechnen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) übt ebenfalls Kritik. „Das EU-Mercosur-Abkommen gefährdet in seiner jetzigen Form Klima, Natur und Menschenrechte“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Ein modernes Abkommen müsse dazu beitragen, die Handelsbeziehungen umwelt- und menschengerecht zu transformieren. Dazu gehörte die Pflicht zur Eindämmung von Produkten, die Wälder und Ökosysteme beeinträchtigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW