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Stockende Hamburger ImpfkampagneSPD will Impfpredigt in Moscheen

Der Hamburger Bundestagskandidat Falko Droßmann (SPD) kritisiert eine geringe Impfbereitschaft bei Mus­li­m:in­nen. Wie kommt er darauf?

Ein guter Ort für Impfpredigten? Die Al-Nour-Moschee im Hamburger Stadtteil Horn Foto: dpa / Christian Charisius

Hamburg taz | Falko Droßmann, Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte und SPD-Direktkandidat für den Bundestag, kritisiert gegenüber dem Hamburger Abendblatt eine geringere Impfbereitschaft unter Menschen muslimischen Glaubens und appelliert an Imame: „Es darf eigentlich kein Freitagsgebet mehr geben ohne Aufruf zum Impfen.“ Nur: Wie kommt er darauf?

Ob es tatsächlich eine geringere Impfbereitschaft bei Mo­schee­be­su­che­r:in­nen gibt, lässt sich nicht feststellen. Der Landesvorsitzende des Zentralrats der Muslime in Hamburg, Daniel Abdin, sieht diese jedenfalls nicht. „Moslems sind auch nur ein Abbild der Gesellschaft“, sagt er. Natürlich gebe es auch hier Impfskeptiker:innen, so wie überall sonst. Viele Imame klärten schon lange über Impfungen auf. Viele Moscheen impften mittlerweile sogar selbst.

Versucht Droßmann mit seiner Aussage also vom mäßigen Erfolg der Hamburger Impfkampagne abzulenken? Deniz Celik, Bürgerschaftsabgeordneter der Linken, bejaht das. „Der Senat hat anfangs viel versäumt“, meint Celik. Gerade niedrigschwellige Impfangebote habe es viel zu spät gegeben. Seit diese vermehrt umgesetzt würden, nähmen die Ham­bur­ge­r:in­nen sie auch gut an. Für eine höhere Impfskepsis unter Mus­li­m:in­nen gebe es keine Erkenntnisse. „Man kulturisiert da ein soziales Problem“, warnt Celik.

Ein Blick auf das Infektionsgeschehen gibt Celik Recht: Stadtteile, in denen ärmere Menschen leben, sind signifikant stärker von Corona betroffen als reichere Stadtteile. Und zwar nicht nur durch die sozialen Folgen, sondern auch direkt durch die Infektionszahlen. Das war in Welle eins bis drei so, und es deutet sich bereits für die vierte Welle an.

Zusammenhang ja, Ursache nein

So lag die Corona-Inzidenz in der vergangenen Woche auf der Hamburger Veddel zeitweise bei 350. In Hamburg-Wilhelmsburg war es 200, während sich die hamburgweite Inzidenz zwischen 80 und 90 Neuinfektionen auf hunderttausend Ein­woh­ne­r:in­nen bewegte. Wie hoch die Impfquote in den Bezirken und Stadtteilen ist, lässt sich nicht feststellen.

So ist es richtig, dass in stark betroffenen Stadtteilen der Anteil an Menschen, die Moscheen besuchen, oft höher ist. Allerdings gibt es aussagekräftigere Faktoren für die Infektionszahlen. Auf der Veddel zum Beispiel liegt das mittlere Jahreseinkommen bei nur 15.831 Euro. Der Hamburger Durchschnitt beträgt 39.054 Euro. Das spiegelt sich auch in den Wohnverhältnissen wider. Ein Veddeler oder eine Veddelerin lebt im Schnitt auf 27,8 Quadratmetern. Eine durchschnittliche Eimsbüttlerin hat hingegen 37,9 Quadratmeter Platz und 37.536 Euro im Jahr zur Verfügung.

Neben der beengten Wohnsituation sind es gerade die prekären Niedriglohnjobs, denen mutmaßlich mehr Menschen auf der Veddel als in Eimsbüttel nachgehen, die sich nicht so einfach ins Homeoffice verlagern lassen.

Abschließend lässt sich also sagen: Ja, es gibt eine Korrelation zwischen dem Anteil an Menschen muslimischen Glaubens in einer Nachbarschaft und der Corona-Inzidenz vor Ort. Dass es aber auch eine Kausalität gibt, ist eher unwahrscheinlich. Auch, dass Mus­li­m:in­nen mehr Impfvorbehalte haben, lässt sich nicht belegen. Droßmann wollte seine Aussage der taz gegenüber nicht mehr kommentieren.

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1 Kommentar

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  • Eine Kausalität scheint Herr Droßmann doch aber gar nicht behauptet zu haben, oder ist der Artikel da unpräzise?

    Wenn Imame schon lange über Impfungen aufklären, scheinen sie ja die Sache ähnlich zu sehen.