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Steuerzahlung des ComputerkonzernsKeiner will die Apple-Milliarden

Nach Irland lehnt Deutschland einen Steuernachschlag ab, wie ihn die EU-Kommission fordert. Der Konzern rechnet nicht mit einer Nachzahlung.

Der Apfel hat keine Kratzer von der Steuerdebatte davongetragen Foto: ap

Nach dem Paukenschlag kommt der Katzenjammer. Die EU-Kommission läuft mit ihrer Entscheidung, vom US-Computerkonzern Apple bis zu 13 Milliarden Euro an Steuern nachzufordern, gegen eine Wand. Nach Irland, wo Apple seine europäische Filiale hat, winkt nun auch Deutschland ab. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will keine Nachforderungen stellen, wie dies EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager nahegelegt hatte.

Die deutschen Behörden prüften jetzt die Auswirkungen der Entscheidung der EU-Kommission, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums auf taz-Anfrage. Allerdings: „Auf den ersten Blick ist nicht davon auszugehen, dass sich irgendwelche Auswirkungen auf Deutschland ergeben.“ Auch bei den EU-Entscheidungen zu Starbucks in den Niederlanden und Fiat in Luxemburg im Herbst 2015 hatte Deutschland keine Steuern nachgefordert.

Genau wie bei Apple hatte die Brüsseler Behörde auch bei Starbucks und Fiat viel zu niedrige Steuersätze festgestellt und diese als illegale Staatsbeihilfen gewertet. Diesmal ist Vestager aber noch weiter gegangen: Sie hat die EU-Staaten und die USA aufgefordert, Gewinne von Apple nicht einfach nach Irland fließen zu lassen, sondern selbst zu besteuern.

Doch Schäuble macht keine Anstalten, dieses Angebot anzunehmen. Apple habe keine Betriebsstätte in Deutschland, heißt es in Berlin. Wenn überhaupt, dann sei nicht die Bundesregierung, sondern die Landesregierung in Bayern zuständig, wo der Computerkonzern eine Vertriebsgesellschaft unterhält. Diese sei nach geltendem Recht besteuert worden.

Der politische Wille fehlt

Für den Grünen-Europaabgeordneten Sven Giegold ist dies eine herbe Enttäuschung. „Ich wundere mich über das Schweigen von Schäuble“, sagte Giegold. „Als überzeugter Europäer hätte er sich freuen und diesen Ball aufnehmen können“, so Giegold zur taz. Vestager habe eine Steilvorlage geliefert, die man wenigstens prüfen müsse. Offenbar fehle dem CDU-Politiker dazu der politische Wille.

Bisher werden alle Gewinne, die Apple in Deutschland und anderen EU-Ländern macht, in Irland verbucht und dann zu extrem günstigen Steuersätzen – Vestager spricht von 0,005 Prozent – versteuert. Giegold und viele andere Europaabgeordnete fordern aber, die Gewinne dort zu versteuern, wo sie anfallen. Genau dies scheint nun auch die EU-Kommission zu empfehlen.

Als überzeugter Europäer hätte er diesen Ball auf­nehmen können

Sven Giegold, Grüne

Vestager legte noch einen weiteren Köder aus – diesmal an die USA. Auch die Amerikaner könnten Apple höher besteuern oder von der Filiale in Irland verlangen, höhere Beiträge für Forschung und Entwicklung zu zahlen. Bei einem Körperschaftssteuersatz von 35 Prozent wäre dies für den US-Konzern sehr teuer, denn die Forschungsabteilung liegt in Kalifornien. Doch sowohl die US-Regierung als auch Apple winken ab.

Der Konzern kündigte an, dass ein bisher noch nicht feststehender Betrag im Zusammenhang mit der Brüsseler Entscheidung auf einem Treuhandkonto geparkt werden solle. Das bedeute aber nicht, dass man auch zahlen wolle. „Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass sich diese Entscheidung im Weiteren auf unsere Steuerquote auswirken wird“, heißt es in einem Brief an die Investoren. ­Vestager beißt auf Granit.

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15 Kommentare

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  • Sehr geehrter Herr Schäuble,

     

    bitte sorgen Sie dafür, dass die Einkommensteuer in Deutschland für alle Bürger auf 0,005 Prozent gesenkt wird. In den letzten Jahren zuviel eingezogene Steuern zahlen Sie bitte an die Bürger zurück

  • Der Schäuble hat Recht. Bei dem jetzigen Verfahren der EU-Wettbewerbskommissarin geht's um eine unzulässige Subvention, die der irische Staat an Apple gegeben hat. Deshalb muss Apple das Geld auch in Irland zurückzahlen. Ich sehe nicht, was die BRD damit zu tun hat.

  • Wenn Herr Schäuble dieses Geld nicht zu nehmen wünscht, warum verzichtet er dann nicht auch auf meine Einkommenssteuer? Offensichtlich benötigt unser Staat ja kein Geld.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Die Unternehmen stellen Arbeitsplätze zur Verfügung und sind Antrieb des technologischen Fortschritts. Warum sollten sie noch Steuern zahlen?

  • Handelspolitische Rücksichtnahme im Pakt mit unseriöser Steuersparpolitik großer Konzerne. Aus europäischer Sicht ist die Steuerpolitik Irlands Verrat am Fiskus. Wir sollten es uns bei der nächsten Bankenrettung Irlands merken.

  • Herr Schäuble versucht noch nicht einmal mögliche Forderungen anzumelden! Zur Erinnerung: Es geht nicht um das Geld von Herrn Schäuble persönlich, sondern um das Geld der deutschen Gemeinschaft. M.E. kommt Herr Schäuble seinen Verpflichtungen nicht nach.

  • Ich werde mein Finanzamt auffordern, auch für mich einen Steuersatz von 0.005% auf mein Einkommen anzuwenden

  • "Doch Schäuble macht keine Anstalten, dieses Angebot anzunehmen."

     

    Und diese Leute wundern sich, wenn die Wähler sich anderen zuwenden. Früher hatte man wenigstens noch den Anstand, so zu tun, als würden alle gleich behandelt und als würden Politiker für die Belange der Menschen eintreten. Heute lebt man offen als Schoßhund der Konzerne.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      So einfach wird das wohl nicht gehen. Auch wenn ich kein Steuerfachmann bin kannichmiri nicht vorstellen, dass au politischem Weg das einfach so gemacht werden kann.

      Erst gibts Gesetze, dann wird sich dran gehalten.

      Offensichtlich hat eben Irland egoistische Gesetzegemacht und wenn die mit EU Recht ggf. nicht konform gehen müsste dann nicht Irland die Zeche an die anderen EU Staaten bezahlen?

      Die KOnzeren nützen derlei Lücken und Schwachheiten aus. Ja, das ist so. Die Gewinne brint der Kunde. Jeder muss selbst entscheiden ob er bei derei companies sein equipmentt kauft.

      Bei Starbucks steht wenigstens der weltgrößte fair trade Kaffee Abnehmer am Start...

      • @Tom Farmer:

        Es gibt einen GEIST der Gesetze - und daran hält sich eben keiner. Und es geht auch um das SYMBOL der Handlung - wenn Herr Schäuble diese Gelegenheit nicht nutzt, um auszudrücken, dass wir als Gesellschaft eine solche Ungleichbehandlung von Großfirmen nicht wollen, dann zeigt das viel von seiner wahren Grundhaltung.

      • @Tom Farmer:

        "Erst gibts Gesetze, dann wird sich dran gehalten."

         

        Der Vorwurf ist ja, dass man sich nicht an geltendes EU Recht gehalten hat. Und von vorn herein zu sagen, wir wollen kein Geld, ist schon unverschämt. Schließlich verzichtet man bei den Bürgern auch nicht einfach.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Es geht nicht um Fairness gegenüber Bürgern sondern EU-Politik.

          Stellen Sie sich vor die 13 Mrd werden eingfordert und Irland muss selbst einen Teil bzw. eine Strafe zahlen. Bezahlen deswegen weil deren Seuergesetze nicht EU-konform waren und Appleben Schadenersatz einfordert..... usw usf.

          Das will keiner!

           

          Dahr bleibt nur der Kunde und das Image der Firmen als Ziel.

          Oder wie bei der Geflüchtetenpolitik, Bankenpolitik, Steuerpolirik eben internationale Ansätze.

           

          Hier gibts zu viele Partikularinteressen; siehe Steuerpolitik Irland...whatever

          • @Tom Farmer:

            "Stellen Sie sich vor die 13 Mrd werden eingfordert und Irland muss selbst einen Teil bzw. eine Strafe zahlen."

             

            Das brauche ich mir nicht vorzustellen, weil davon keine Rede ist. Schlimmsten Falls muss Irland einen Teil der Steuernachzahlung an andere EU Staaten weiter reichen.

      • @Tom Farmer:

        Das Problem ist doch einfach, dass es sich keiner mit den Konzernen verderben möchte, schon gar nicht Irland. Ohne die ganzen Multis, die genau deshalb nach Irland kommen, würde die dortige Wirtschaft schlicht zusammenbrechen. Dann finden die nämlich anderswo Lücken und gehen dorthin und fertig.

         

        Und der Kunde würde nicht weniger zahlen oder mehr bekommen, wenn die Konzerne mehr Steuern bezahlen müssen, eher im Gegenteil. Das ist ohnehin die übliche Schizophrenie: Fast jeder versucht, seine Steuerlast so weit wie möglich zu reduzieren, genauso wie Großkonzerne. Mehr Steuern zahlen sollen immer nur die anderen. Das dabei nichts herauskommt, sollte einen nicht wundern.

        • @Mustardman:

          Wen es interessiert: Hier wird ganz gut das Ausnützen der gegenseitigen Steuerfluchtlöcher erklärt. Das macht wohl nicht nur Apple, sondern eine ganze Reihe anderer Konzerne auch so.