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Steuerpläne aus der SPDSPD-Linke will Privilegien kürzen

Um soziale Projekte nicht zu gefährden, schlagen SPD-Politiker vor, Steuersubventionen wie das Dienstwagenprivileg zu streichen.

Weg damit: Das sogenannte Dienstwagenprivileg soll zu Gunsten sozialer Projekte gestrichen werden Foto: Michael Gstettenbauer/imago

Berlin taz | Angesichts der angespannten Haushaltslage schlägt die Parlamentarische Linke der SPD-Fraktion vor, klimaschädliche Subventionen und Ausgaben jetzt beherzt abzubauen. Durch entsprechende Reformen seien Einsparungen im zweistelligen Milliardenbereich möglich, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Papier. So sichere man soziale Projekte ab.

„Die sozialen Projekte der Ampel-Koalition sind für uns nicht verhandelbar“, heißt es in dem Konzept, welches der Finanzpolitiker Tim Klüssendorf federführend für die Parlamentarische Linke erarbeitet hat.

Konkret wollen die SPD-Linken die Energiesteuerbefreiung auf Kerosin und das sogenannte Dieselprivileg streichen. Die Energiesteuer auf Diesel beträgt aktuell 47 Cent pro Liter, Benzin wird mit 65 Cent besteuert. Ferner schlagen sie vor, das sogenannte Dienstwagenprivileg zu streichen.

Das betrifft Arbeitnehmer:innen, die auf einen Teil des Gehalts verzichten und dafür einen Dienstwagen gestellt bekommen, den sie auch privat nutzen dürfen. Für die private Nutzung müssen sie pauschal ein Prozent des Listenpreises versteuern. Dabei gilt: Je teurer, größer und klimaschädlicher das Auto, desto mehr lohnt sich die Flatrate.

Firmen sollen wieder volle Energiesteuer zahlen

Auch den Spitzenausgleich bei der Energiesteuer wollen die SPD-Linken kippen. Diesen hatte die Bundesregierung im vergangenen Herbst für besonders energieintensive Unternehmen eingeführt und bis Ende 2023 verlängert. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums sparen rund 9.000 Unternehmen insgesamt 1,7 Milliarden Euro an Strom- und Energiesteuer.

Auch Steuervergünstigungen bei der Mehrwertsteuer gehörten auf den Prüfstand, heißt es im Konzept. Berufen können sich die Par­la­men­ta­rie­r:in­nen dabei auf den Koalitionsvertrag. Darin hat sich die Ampel verpflichtet, umwelt- und klimaschädliche Subventionen zu streichen.

Vereinbart hatten SPD, Grüne und FDP aber auch, keine Steuern zu erhöhen. Die SPD-Linken schlagen dennoch eine einmalige Abgabe für besonders hohe Vermögen und eine Reform der Erbschaftssteuer vor. Beides soll aufkommensneutral sein, das heißt der Staat kassiert keine Milliarden, sondern entlastet die Mehrheit der Bürger:innen, die keine Multimillionäre sind.

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9 Kommentare

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  • Hört ihr dieses leise Schleifen, dieses hohe Sirren aus dem FDP-Hauptquartier ?

    Wenn man genau hinhört kommt man dahinter: Sie wetzen schon die Messer ...

  • DAS wäre ja eine nahezu sozialdemokratische Politik alter Schule! dat wird nix Freunde, nicht mit Olaf. Und schon gar nicht mit einem Finanzminister, der genau die Klientel schützt (und nur die), die ihn wählt. Schade drum.

  • Das reguläre Dienstwagenprivileg hat die FDP in der Koalitionsvereinbarung festschreiben lassen. Also eine Phantomdiskussion, wie beim allgemeinen Tempolimit.

    Einschränken sollte man das zusätzliche Privileg für Elektroautos, zumal diese bereits über die Flottenemissionsregeln ausreichend unterstützt werden.

    • @meerwind7:

      "Koalitionsvereinbarung" ... Papier ist geduldig.

      Und das Papier der Koalitionsverträge ist noch weitaus geduldiger als jenes, dass man in der kleinsten Kammer seiner Wohnung hinter sich läßt ...

  • 2024 wird Deutschland 1000 Milliarden Steuer einnehmen, somit hat sich diese Summe in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt. Welcher Arbeitnehmer kann das bei seinem Lohn behaupten ??? Auch Politiker müssen, genauso wie Privatpersonen, lernen mit ihrem ( unserem ) Geld umzugehn.

  • Das Dienstwagenprivileg ist auch nicht vom Staat eingeführt worden um den Dienstwagenfahrer ein Gefallen zu tun! Es wurde eingeführt, weil die Finanzämter es nicht schaffen können die Einzelbelege zu überprüfen. Also wenn es die Pauschalregel nicht geben würde müsste jede Fahrt die Privat mit einem Dienstwagen gemacht würde einzel vom Finanzamt geprüft werden. Das ist einfach nicht machbar. Und es gibt Studien , die aussagen dass die Pauschalregel den Staat sogar noch bevorzugt. d.h die Pauschalkosten aus 1% Fahrzeugwert und 0,03% für den km zw. Wohnung und Arbeitsstelle ist mehr als wenn die wirklichen Kosten für die Privatfahrten abgerechnet werden. Auch das Argument die Pauschale würde die Fahrer von grossen Autos begünstigen ist auch falsch denn es ist einfach das 1 Prozent von einem Fahrzeug mit einem Wert von 100000€ deutlich mehr ist als von einem Fahrzeug mit einem Fahrzeugwert von 20000€. Zusammen mit der Km Pauschale können so locker werte von 1000-1500€ pro Monat zusammenkommen die dann mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern sind. Manche Firmen wollen auch einen Betrag vom Dienstwagenfahrer für die Privatfahrten.

  • Der Dienstwagen ist in der Regel nicht wegen eines Verzichts auf Vergütung auch zur privaten Nutzung gestellt: er ist immer oben drauf, insbesondere bei Tarifentgelten. So wird das zu einem Entgeltbestandteil. Nicht umgekehrt.

    Und: auch dieses Papier wird dort landen, wo schon Papierberge liegen, im Papierkorb der sich als SPD-Linke, gerierenden.

  • Wie wäre es, mal die Begrenzung der Kapitalertragssteuer auf 25 % zu beseitigen,



    gleichzeitig auch den noch bestehenden Soli beseitigen, beides passt nicht in die Steuersystematik,



    der Soli greift ja schon bei Kapitaleinkünften über Freibetrag von 800 €.

  • Nur mal zur Klarstellung. Beim sog. Dienstwagenprivileg handelt es sich um eine Pauschalversteuerung, die bei typischen Dienstwagen wie dem VW Passat schnell Kosten von mehreren hundert Euro pro Monat nach sich ziehen kann. Die meisten, die ständig von Privileg sprechen, verstehen den steuerlichen Mechanismus vermutlich nicht. Ich selbst nutze daher meine Option nicht nicht sondern lasse sie mir als normales Gehalt auszahlen.



    Die meisten Firmen grenzen die bestellbaren Fahrzeuge auch strikt ein um Spritkosten und den CO2-Ausstoß zu begrenzen.



    Der Begriff Dienstwagenprivileg hat eher etwas mit Märchenstunde als mit der Realität zu tun.