Steinzeit-Megatrend: Wie die Töpferei nach Europa kam
Wissenschaftler*innen haben Tongefäße aus der Steinzeit untersucht und neue Erkenntnisse über unsere menschlichen Vorfahren gewonnen.
Menschen haben schon immer Dinge erfunden, und diese Erfindungen haben sich schon immer verbreitet. Wie und warum das passiert, besonders unter Jäger*innen und Sammler*innen, ist aber nicht gut erforscht. Das liegt zum Beispiel daran, dass nicht sesshafte Menschen damals viel unterwegs waren und weniger Überbleibsel hinterlassen haben als zum Beispiel Ackerbaugesellschaften.
Archäolog*innen unter der Leitung von drei britischen und irischen Wissenschaftler*innen haben anhand 1.226 getöpferter Gefäße untersucht, wie die Töpferei aus Zentralasien und Westsibirien nach Osteuropa gekommen ist. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Nature Human Behaviour.
Die Studie
Die untersuchten Gefäße wurden an 156 Orten in Osteuropa und Russland ausgegraben. Ihr Alter haben die Forscher*innen mithilfe der sogenannten Radiokohlenstoffdatierung ermittelt. Dabei wird gemessen, wie stark der Anteil von radioaktiven 14C-Atomen bei den organischen Rückständen im Gefäß bereits abgenommen hat. Das Kohlenstoffisotop 14C steckt in jedem lebenden Organismus und wird immer weniger, je länger der Organismus schon tot ist. Darüber hinaus haben die Wissenschaftler*innen auch die Form, Dekoration und die organischen Spuren untersucht, um Aussagen über das Wie und Warum treffen zu können.
Den Berechnungen zufolge hat sich die Töpferei seit 5900 vor Christus innerhalb von 300 bis 400 Jahren um etwa 3.000 Kilometer nach Westen ausgebreitet. Das Wissen ums Töpfern ist also innerhalb einer Generation bis zu 250 Kilometer weit gereist – so schnell, dass eine bloße Wanderung der Gemeinschaften, die schon töpfern konnten, ausgeschlossen ist. Stattdessen wurde die Töpferei wahrscheinlich über etablierte Netzwerke wie die Verwandtschaft weitergegeben.
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Die Forscher*innen haben auch untersucht, was in den getöpferten Gefäßen aufbewahrt wurde. Besonders interessant finden sie die Spuren von Fisch und Wildfleisch. Diese zeigen, dass sich die Vorlieben von Ort zu Ort stark unterschieden, was die Forscher*innen mit der lokalen Küche und den Bräuchen erklären. Sie weisen darauf hin, dass ihr Analyseverfahren besser darin ist, Fleisch zu erkennen, als die Überreste von Pflanzen.
Was bringt’s?
Nicht nur die bloße Fähigkeit zu töpfern hat sich über Tausende Kilometer verbreitet, sondern auch ähnliche Formen und Dekorationen. Das ist ein Beispiel dafür, dass sich soziale Traditionen, gemeinschaftliche Aktivitäten wie das Essen und Technologien gemeinsam entwickeln und gegenseitig beeinflussen.
Die Studie rekonstruiert, wie nicht sesshafte menschliche Gemeinschaften lebten. Dadurch lernen wir von alternativen Lebensweisen, die Inspiration für politische Visionen bieten können. Aber es zeigt auch, was wir mit den Menschen von damals gemein haben. Zum Beispiel, dass wir trotz immer neuer Technologien unser Essen sehr gern so zubereiten, wie es unsere Eltern und Großeltern getan haben.
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