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Stars bei der Amtseinführung Joe BidensDie richtige Dosis Pathos

Kommentar von Julia Lorenz

Die Show für Joe Biden am Kapitol zeigte Sinn für Repräsentation. Für echte Aufbruchsstimmung aber sorgte die junge Dichterin Amanda Gorman.

Kraftvoll: Amanda Gorman trägt ihr Gedicht vor Foto: Patrick Semansky/reuters

D ie Erlösung trug einen roten Ballonrock. Als Lady Gaga bei der Amtseinführung Joe Bidens die Bühne betrat, um die Nationalhymne zu singen, war das nicht weniger als ein Exorzismus. Denn die Sängerin ist so etwas wie Madonnas und David Bowies Tochter im Geiste – immer die Schrillste im Raum, dabei immer aufseiten der Außenseiter, der Queers und Freaks. Damit steht sie für vieles, was Trump-Fans bis aufs Blut reizt.

Die Inaugurationsfeier Bidens war, wie Inaugurationsfeiern immer, symbolpolitisch heikel. Schließlich muss die Veranstaltung unterhaltsam und würdevoll, zeitgeistig und massenkompatibel sein – eine echte Kreisquadratur. Trump hatte vor vier Jahren neben einem Castingshow-Star und einer mittelberühmten Grobklotzband (3 Doors Down) keine Promis für seine Amtseinführung gewinnen können.

Joe Biden und Kamala Harris hingegen fuhren ein mächtiges Ensemble auf. Neben Lady Gaga war auch Jennifer Lopez geladen; sie sang ein Medley aus Woody Guthries Klassiker „This Land Is Your Land“ und „America the Beautiful“. Im Anschluss sang Countrystar Garth Brooks „Amazing Grace“.

Ganz offensichtlich hat das Team Biden/Harris den Wert von Repräsentation verstanden. Sie versammelten einen Platinpopstar in queerer Tradition, eine Latina aus der Bronx, deren amerikanischer Traum – von der Nachtclub-Tänzerin zur Millionärin – immer Gegenstand ihrer Erzählung gewesen ist, und einen Cowboyhut-Mann aus der guten alten Zeit. Es war ein Cast, um der Welt zu zeigen, was gut und richtig am liberalen Amerika ist. Eine Party, um zu beweisen, dass man Größe und Exzellenz performen kann, ohne andere bewusst herabzusetzen.

„Yesterday's Man“ als Gastgeber

Eines aber haben Gaga, Lopez und Brooks gemein: Ihre Zeit als richtungsweisende Kräfte liegt ein paar Jahre zurück, wenn auch in Lady Gagas Fall nicht viele. Popstars wie die Sängerin Ariana Grande oder die Rapperin Cardi B, die Debatten der vergangenen Jahre geprägt haben, hatten einen anderen unterstützt: Bernie Sanders. Aus Sicht der jungen, durch die „Black Lives Matter“-Proteste politisierten US-Amerikaner:innen muss Joe Bidens Amtseinführung eine rührende Show gewesen sein – mit einem wohlmeinenden „Yesterday’s Man“ als Gastgeber, der vieles, aber sicher keine Aufbruchstimmung bringen wird.

Für die war eine andere zuständig: Die 22-jährige Schwarze Dichterin Amanda Gorman trug ihr Gedicht „The Hill We Climb“ vor, mit dem rechten Maß an Pathos und doch unaufgeregt, und lieferte so die vielleicht interessanteste Botschaft des Tages: niemand quadrierte den Kreis besser.

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14 Kommentare

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  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    Dazu kann ich nur den ausgezeichneten Artikel von Klaus Ungerer beim hpd empfehlen .



    hpd.de/artikel/pat...manda-gorman-18916

  • Wenn man Lady Gaga vor Jahren prophezeit hätte, sie würde mal bei einer Präsidentenvereidigung die Nationalhymne singen,

    Ähh ..

    die Vorstellung wäre einfach unvorstellbar gewesen. Vermutlich hätte man noch nicht einmal gelacht.

    • @Sonntagssegler:

      Jay-Z war es auch nicht in die Wiege gelegt worden, dass es mal ein Buddy von Obama sein wird.

      Und Jenny from the block ist eben from the block. Und jetzt hatte sie bei Bidens Einführung einen großen und eindrucksvollen Auftritt.

      Ich kann daran nichts Schlechtes erkennen.

      Leute, die es aus widrigen Verhältnissen ganz nach oben schaffen, verhalten sich eben nicht unbedingt wie Autonome.

  • Joe Bidens Stellvertreterin heißt mit vollem Namen: Kamala Devi Harris.



    Danke für die Aufmerksamkeit :-)

  • Es geht schon wieder los: Demokraten Biden/Harris gut gut gut, Republikaner immer böse böse böse. Obama wurde in einer lachhaften Übersprungshandlung ex-ante der Friedensnobelpreis verliehen, woraufhin der gute Mann rekordverdächtig viele Kampfdrohnen einsetzte und sich als knallharter Verfechter amerikanischer Interessen entpuppte. Auch für Biden gilt "America first", er wird es nur etwas diplomatischer verkaufen was wird ihm als Nachfolger des wahnsinnigen Herrn Trump einfach fallen wird.

    • @Goodfella:

      Gut auf den Punkt gebracht.

    • @Goodfella:

      Sehe ich auch so. Nobelpreis verdächtige Drohnenkriege werden durch Versöhnungskriege ersetzt. Diesmal treten die USA zusätzlich an mit einem Feind, den sie im Innern haben.

  • Dies ist das Amerika welches wir sehen wollen.Nicht dies bärtigen völlig verblendeten Kriegsmaschinen der Trump Anhänger.Nur Vielfalt in Einheit,Freiheit und Frieden erschafft positives für die Zukunft.Ich bete für Biden und seine Regierung.Wir brauchen den Gegenentwurf für all die Despoten und Irren auf diesem Planeten.Wir alle müssen an einer besseren Welt arbeiten.

  • Ja. Beeindruckend. Quel homme

    • @Lowandorder:

      Der aus dem "Western von gestern?"



      Dann doch schon eher:

      Que femmes...

      • @Sonntagssegler:

        Mal Willi vel Svennieboy fragen - hm.

        Wenn ich’s recht erinner - steht heute - homme für Mensch?! UAwg - 🤫 -

        • @Lowandorder:

          Kommt auf den Zusammenhang an.



          Sowohl als auch...

          • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

            Das mein ich doch - hier ist klar - wer & was gemeint ist.