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„Akon City“ im SenegalDem „Projekt von Idioten“ droht das Aus

Mit „Akon City“ wollte der Sänger Akon eine Megastadt im Senegal bauen. Doch bislang weiden nur Kühe neben einem halbfertigen Haus.

Visualisierung von Akon City Foto: Hussein Bakri/BAD Consult/reuters

E s sollte die in Zement gegossene Verwirklichung kühner Träume werden. „Akon City“, eine futuristische, intelligente Stadt, erdacht und finanziert vom US-amerikanisch-senegalesischen Sänger Akon. In den 2000er Jahren war der heute 55-Jährige mit Hits wie „Lonely“ und „Smack That“ bekannt geworden.

Das mit Kosten von sechs Milliarden US-Dollar angedachte Megaprojekt sollte das verschlafene Örtchen Mbodiène an der Westküste Senegals, etwa 100 Kilometer von der Hauptstadt Dakar entfernt, in ein urbanes Hightechzentrum verwandeln.

Eine Stadt mit dem Namen „Akon City“ mit eigener Kryptowährung namens „Akoin“, ganz nach dem Vorbild des Fiction-Films „Black Panther“ aus der Marvel-Reihe. Dessen Superheld kommt aus Wakanda, ein fiktives, hypermodernes Land in Subsahara Afrika.

Der Traum eines echten Wakanda aber scheint nun ausgeträumt. „Das Projekt Akon City existiert nicht mehr“, sagte Serigne Mamadou Mboup, der Leiter der senegalesischen Tourismusentwicklungsbehörde Sapco, Ende Juni senegalesischen Medien. Und bestätigte damit, was viele bereits vermutet hatten. Das Projekt war wegen fehlender Finanzmittel ins Stocken geraten.

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Mahnungen statt Wolkenkratzern

Am 31. August 2020 hatte der in Senegal geborene Sänger mit dem damaligen senegalesischen Tourismusminister den ersten symbolischen Grundstein für die neue Stadt verlegt. Das westafrikanische Küstenland hatte Alioune Badara Thiam, wie der Sänger mit bürgerlichem Namen heißt, 136 Hektar Land für den Bau von „Akon City“ zur Verfügung gestellt.

Stattdessen aber bekam der Sänger eine Mahnung. Sollten die Arbeiten bis Ende Juli dieses Jahres nicht tatsächlich wieder aufgenommen werden, könnte der Staat ihm fast das gesamte ihm zugesprochene Land entziehen.

Seither wird das Internet mit Bildmontagen geflutet, die die Realität mit dem ursprünglichen Plan vergleichen: „Was uns versprochen wurde, versus Was wir bekommen haben“, heißt es darin.

Verglichen werden die geplanten turmhohen, verglasten Gebäude und die hochmodernen grünen Anlagen mit dem, was heute, gut fünf Jahre nach Grundsteinlegung in Mbodiène zu finden ist: ein halbfertiges Rezeptionsgebäude inmitten einer weiten Graslandschaft und Kühe, die unbekümmert auf den Feldern neben der Bauruine grasen. „Ein Projekt von Idioten, die auf der Suche nach ihresgleichen waren“, lautet nur einer der vielen Kommentare unter der Verkündung des offiziellen Aus.

Afrika braucht keine neuen Städte

Der Sänger Akon jedenfalls äußerte in einem Interview rückblickend: „Mein größter Fehler war, es zu stark zu promoten, bevor ich es gestartet habe.“ Und: „Den Leuten ist nicht klar, wie lange es dauert, eine Infrastruktur aufzubauen.“

Aber nicht nur in Senegal, auch in Uganda hat der geplatzte Traum Aufmerksamkeit erregt. 2022 hatte Akon angekündigt, bis 2036 auch dort eine „Akon City“ inklusive Kryptowährung zu bauen, nachdem ihm die ugandische Regierung Land zur Verfügung gestellt hat. Dabei habe Afrika echte Probleme.

Eine neue Stadt werde eher nicht gebraucht. Stattdessen solle man sich um In­frastruktur und Reisefreiheit kümmern, kommentierte der ugandische Youtuber, Automechaniker und Satiriker Moses Jr Kiboneka alias „Uncle Mo“ in einem Video trocken.

Geht Akon City doch weiter?

Seitens der senegalesischen Tourismusbehörde heißt es, man habe eine Einigung gefunden: Von einem „realistischen“ Projekt ist die Rede, von guter Zusammenarbeit und großen Plänen – mal wieder. Was genau Akon und die Tourismusbehörde künftig gemeinsam vorhaben, bleibt vorerst ihr Geheimnis.

Aber wer weiß, während die Kühe noch immer friedlich neben dem halbfertigen Rezeptionsgebäude grasen, wird aus der Bauruine ja möglicherweise noch ein Symbol für Durchhaltewillen, Vision oder Improvisationstalent. Akon jedenfalls bleibt allem Anschein nach dran. Vielleicht klappt’s ja doch noch. Inschallah – so Gott will.

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Helena Kreiensiek
Auslandskorrespondentin
Helena Kreiensiek, Jahrgang 1991. Seit Sommer 2024 Afrika-Korrespondentin mit Sitz in Dakar, Senegal. Von 2020 bis 2024 war war sie als Journalistin und Medientrainerin zunächst in Burundi, dann in Uganda ansässig.
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