„Black Panther: Wakanda Forever“ im Kino: Mehr Power für Frauen muss warten

„Black Panther: Wakanda Forever“ führt den schwarzen Superheldenstoff fort. Es ist ein Tribut an den verstorbenen Schauspieler Chadwick Boseman.

Shuri (Letitia Wright) blickt in weißer Trauerkleidung in die Kamera.

Weit mehr als Trauer um den toten Bruder: Shuri (Letitia Wright) in „Black Panther: Wakanda Forever“ Foto: Walt Disney Studios Motion Pictures

Schon den Titel umweht eine Anmutung von Melancholie: „Wakanda For­ever“ – das klingt mehr nach Beschwörung als Versicherung, mehr nach Abschied als nach Fortsetzung. Und eigentlich könnte das genau die richtige Tonsetzung sein für einen Superheldenfilm, dem unerwartet und unglücklicherweise der zentrale Superheld abhandenkam.

Chadwick Bosemans Tod im August 2020 im Alter von nur 43 Jahren war an sich schon tragisch genug; dass damit seine als popkultureller Durchbruch gefeierte Figur des Black Panther, des ersten schwarzen Superhelden mit eigenem Franchise, im gerade beginnenden Höhenflug gestoppt wurde, verlieh ihm zusätzliches Pathos.

Die Fortsetzung zu „Black Panther“ im Rahmen der „Phase 4“ des Marvel Cinematic Universe war damals schon in Vorbereitung. Man kann sich vorstellen, in welches organisatorische und emotionale Chaos Bosemans Tod – er starb an den Folgen von Darmkrebs – auch die Drehbuchautoren Joe Robert Cole und Ryan Coogler gestürzt haben muss. Dass man dem Endergebnis nun genau das anmerkt, gehört unbedingt zu den sympathischen Seiten von „Black Panther: Wakanda Forever“.

Der Film beginnt als Tribut, in gewisser Weise mehr an den Schauspieler als an seine Figur. Anders als sonst in Franchises und Serien üblich, haben die Marvel-Macher nicht einfach einen neuen Black-Panther-Darsteller besetzt, sondern lassen die Figur auch in der Filmhandlung unerwartet sterben. „Aus unbekannten Gründen“, hört man einen Nachrichtensprecher von außerhalb von Wakanda verlesen.

„Black Panther: Wakanda Forever“. Regie: Ryan Coogler. Mit Letitia Wright, Tenoch Huerta u. a. USA 2022, 162 Min.

Und während im üblichen Marvel-Intro nun die Chadwick-Boseman/Black-Panther-Porträts übereinander montiert werden, denkt man sich als Zuschauerin, dass das als Prämisse eines Blockbusters im Jahr 2022 besonders spannend sein könnte: eine Welt, die sich dem Unerwarteten und Unvorhergesehenen entgegensetzen muss, nicht immer nur den guten alten „Baddies“ aus CIA-Korruption und den üblichen Weltherrschafts-Prätendenten.

Ein Wakanda in der Krise, in dem der alte Mythos vom guten König nicht mehr geht und ein neuer, mit mehr Frauen in Leitungsposition, noch nicht etabliert ist – das wären doch Themen für interessantes Kino!

Bösewicht von ungewöhnlicher Herkunft

Während man Wakandas Frauenriege erst mal ausgiebig trauern sieht – die königliche Panther-Mutter Ramonda (Angela Bassett), die Macho-Generalin Okoye (Danai Gurira) und vor allem die kleine Schwester Shuri (Letitia Wright) –, macht sich irgendwo im Atlantischen Ozean ein Bösewicht von ungewöhnlicher Natur, besser gesagt Herkunft bemerkbar. Zwar stellt sich zunächst heraus, dass wieder einmal die CIA die Finger im Spiel hat, die am Ozeangrund nach Vibranium schürft, jenem Stoff, der Wakanda zum Status einer Supermacht verholfen hat.

Aber dann wird die amerikanische Meeres-Expedition in einem Angriff quasi ausgelöscht. Die CIA (personifiziert in einem lustlosen Auftritt von Julia Louis-Dreyfus) verdächtigt Wakanda; Agent Everett K. Ross (Martin Freeman), seines Zeichens Wakanda-Sympathisant, weiß es besser.

Der neue Antagonist, so stellt sich heraus, kommt aus den Tiefen des Meeres. Dort führt eine Gestalt namens Namor (mit großartig brütend-finsterer Ausstrahlung: Tenoch Huerta) das Königreich Talocan, dessen Ahnen vor den Brutalitäten der europäischen Kolonisation Mittelamerikas ins Meer geflohen sind. Ein blauer Saft machte ihnen die Unterwasseratmung möglich; die Details der Transformation bleiben trotz beschwörender Erklärungen etwas undeutlich. Ähnlich verhält es sich leider mit dem Plot, in dem sich nun Talocan und Wakanda als Antagonisten gegenüberstehen.

Metaphern von Ausbeutung und Kolonialisierung

So albern das Brimborium um die Superressource Vibranium, einen Stoff, der alles kann in den Bereichen Medizin, Technolgie und Energie, klingen mag, so spannend erschienen schon im ersten „Black Panther“ die Metaphern von Ausbeutung und Kolonialisierung, die sich darum im Superhelden-Universum stricken lassen.

Michael Jordans Killmonger war damals der charismatische Gegenspieler zu Bosemans Black Panther, weil er mit der Wut der Exploitations-Erfahrung den Rohstoff für die Unterdrückten der Welt gewinnen wollte, wo Wakanda versuchte, seine Macht geheim zu halten. Dass sich in „Wakanda Forever“ nun zwei „Imperien“ mit gegensätzlicher Kolonialerfahrung direkt gegenüberstehen, gibt dem Konflikt noch einmal neue Konturen. Aus denen der Film dann leider so gar nichts macht.

Stattdessen steht am Schluss wieder die Trauer im Vordergrund. Sosehr man das Boseman und seiner Figur gönnt, entpuppt sich „Wakanda Forever“ damit als herbe Enttäuschung. Das deklarierte Vorhaben, in der Comicwelt wahrzumachen, woran es in der Wirklichkeit noch oft fehlt – mehr Power für die Frauen, für die Kolonialisierten und bislang Übersehenen –, erweist sich in den Produktionsrealitäten Hollywoods als offenbar schwerer umsetzbar denn gedacht. Zu viele disparate Ideen werden nur angedeutet, zu viel Fäden führen immer nur zu den nächsten Events im Franchise.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.