Staatliche Finanzhilfen für Condor: Eine gute Entscheidung
Die staatliche Hilfe für die Fluglinien Condor ist richtig. Ansonsten würde man rabiaten Billigfliegern wie Ryanair einfach das Feld überlassen.
E s ist richtig, dass die Bundesregierung und das Land Hessen der ins Straucheln geratenen Thomas-Cook-Tochter Condor mit einem Überbrückungskredit helfen. Auf dem Spiel stehen Tausende gute Arbeitsplätze – und das berechtigte Interesse von 240.000 UrlauberInnen, nach Hause zu kommen.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Staat mit einem Kredit die Folgen des harten Konkurrenzkampfes in der Luftfahrtbranche tragen. Doch genau darum geht es hier nicht. Condor ist wirtschaftlich gesund, die Linie gehört nicht zu den berüchtigten Billigfliegern, die mit Dumpingpreisen der Konkurrenz die KundInnen abjagen. Beschäftigte von Condor werden nach Tarif bezahlt, die Arbeitsbedingungen sind vergleichsweise gut – was in der Branche eben keineswegs üblich ist.
Das Risiko für den Staat ist gering. Das Beispiel der Fluglinie Air Berlin zeigt, dass der Staat auch dann sein Geld zurückbekommt, wenn das Unternehmen trotz der Hilfe pleitegehen sollte. Dagegen wären die Folgekosten durch eine Pleite hoch. Eine Insolvenz trifft immer auch Dritte.
Man kann aus guten Gründen auf dem Standpunkt stehen, dass die Bundesregierung angesichts der Klimakrise nichts tun darf, was das Fliegen fördert. Aber: Nichts tun, also eine Verweigerung des Übergangskredits, bliebe in diesem Fall nicht ohne Folgen. Das hätte Condor sofort zum Aufgeben gezwungen. So hat das Unternehmen wenigstens eine Chance. Alle Zeichen in der Luftfahrt stehen – leider – auf Wachstum. Einen Player aus dem Spiel zu nehmen ändert daran nichts.
Dazu sind andere Maßnahmen erforderlich, etwa höhere Steuern aufs Fliegen. Nach der Pleite von Air Berlin stiegen die Preise kurzfristig wegen der zeitweisen Kapazitätsengpässe – um nach Aufteilung der Beute in Form von Start- und Landerechten und Maschinen unter die verbliebenen Fluggesellschaften umso stärker zu fallen. Dumpingfliegern wie Ryanair das Feld zu überlassen ist keine gute Idee.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja