Spendenzusage an Evangelikale kassiert: Werder geht auf Distanz
Nach Kritik von Fans kam auch Werder Bremen zu dem Schluss: Das Projekt in Kambodscha stimmt nicht mit den eigenen Werten überein.

Nach eineinhalb Tagen Bedenkzeit hat Werder nun entschieden: „Nach Prüfung sind wir nicht der Überzeugung, dass Positionen des ICF mit dem Werder-Wertekompass übereinstimmen.“ Man werde aber den „weiteren Austausch mit Florian Wellmann und seiner Stiftung suchen, um uns ein noch differenzierteres Bild machen zu können“. Dass das Geld noch gar nicht überwiesen, sondern lediglich angekündigt war, dürfte die Entscheidung vereinfacht haben.
Vor einer guten Woche hatte Wellmann seine Stiftung im Weserstadion vor prominentem Publikum vorgestellt, auch das Projekt „ICF Cambodia“. Wellmann will Geld sammeln, um in Kambodscha den Kauf eines Grundstücks mitzufinanzieren, auf dem Menschen mit Essen, Medizin und Bildung versorgt werden sollen. Die Hälfte des Geldes hat bereits ein Ehepaar aufgetrieben – die Gründer*innen der ICF-Gemeinde vor Ort.
Wellmann hält zum Projektpartner
Das alles berichtete das Werder-Portal „Deichstube“ nach der Gala. Dieses wird von der Kreiszeitung betrieben und liefert auch der Bremer Tageszeitung Weser Kurier Berichterstattung über den Verein zu. Auch Wellmann selbst ist mit der Deichstube verbandelt: Ende Mai verkündete man, dass Wellmann „als logische Konsequenz aus seiner Leidenschaft zu Werder Bremen“ eine „weitere Partnerschaft“ abschließe und „sogenannter ‚Sportfreund‘ der Deichstube“ werde.
Auch Florian Wellmann hat sich inzwischen geäußert: Man sei „froh“, dass Werder weiter mit der Stiftung im Austausch stehen möchte. Inhaltlich hält er die Debatte für „einigermaßen kompliziert“, das aktuelle Bild für „teilweise verzerrt“. Denn: Die Vorwürfe gegen die ICF richteten sich nicht gegen die ICF Cambodia, sondern an „Personen in ganz anderen Bereichen und Verbänden“.
Man habe mit den Projektpartnern inzwischen gesprochen – und diese hätten versichert, dass gleichgeschlechtliche Paare ebenso willkommen seien wie alle anderen Menschen. Diskriminierung jeglicher Art werde „auf das Schärfste verurteilt“. ICF Cambodia stehe stattdessen „für ein offenes und friedvolles Miteinander aller Menschen“. Auch die Stiftung selbst distanziere sich „mit aller Kraft von allen diskriminierenden und homophoben Aussagen“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!