Spenden an die FDP: Wunschkoalition des Kapitals
Eine Gruppe um den Start-Up-Investor Frank Thelen spendet eine halbe Million Euro an die FDP, um Rot-Rot-Grün zu verhindern.
Nimmt man nicht die doch etwas unverlässliche Demoskopie als Indikator, sondern eine härtere Währung, dann dürfte die nächste Bundesregierung eine schwarz-grün-gelbe sein. Denn darin besteht offenkundig das große Interesse derjenigen, die das große Geld in diesem Land haben.
Zumindest sieht es stark danach aus, wenn man auf die Großspenden blickt, die bislang in diesem Jahr an die Parteien geflossen sind. Vom millionenschweren Medienmanager über Immobilieninvestoren, Vermögensverwalter, Risikokapitalgeber bis hin zum „Jägermeister“-Aufsichtsratschef – sie alle eint eine beeindruckende, wenn auch nicht unbedingt uneigennützige Spendenbereitschaft.
Ihre Präferenz lässt keine Zweifel, von welcher Regierungskonstellation sie sich erwarten, dass sie ihren Geschäften nicht unangenehm in die Quere kommt: Stand Donnerstag liegt die FDP da mit mehr als 1,9 Millionen Euro vor den Grünen mit knapp 1,8 Millionen Euro, und auf Platz 3 folgt die CDU mit 1,4 Millionen Euro. SPD und Linkspartei gehen hingegen leer aus. Das Votum ist eindeutig.
Viel haben und noch mehr bekommen
Dass die FDP ganz hoch im Kurs steht, verwundert nicht. Denn sie gilt in jenen Kreisen, die viel haben, als Garant dafür, noch mehr zu bekommen und wenig geben zu müssen. Schon bisher auf dem vordersten Platz im Spendenrennen, kann sich die Klassenkampf-von-oben-Partei schon auf den nächsten Geldsegen freuen.
Eine Gruppe aus der Start-Up-Szene soll der Christian-Lindner-Truppe noch einmal insgesamt 500.000 Euro überwiesen haben. Das hat der umtriebige Investor Frank Thelen auf Twitter mitgeteilt. „Ich bin überzeugt, dass eine rot-rot-grüne Regierung verheerende Folgen für unsere Wirtschaft und somit den Standort Deutschland hätte“, begründete er sein Engagement.
Thelen war bis zum vergangenen Jahr Juror der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“, in der Start-Ups um Wagniskapital werben. Dass das FDP-Mitglied nun in seine Partei investiert, ist wenig sensationell, seine Begründung hingegen schon.
Denn wer hätte gedacht, dass es noch jemanden gibt, der ernsthaft glaubt, SPD und Linkspartei könnten gemeinsam mit den Grünen die nächste Regierung stellen? Dass es sich nicht nur Thelen einiges kosten lässt, um das zu verhindern, lässt jedenfalls darauf schließen, dass Rot-Rot-Grün gar keine schlechte Wahl wäre.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag