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Soziologin zu Frauen aus Ostdeutschland 80 % Männer, 48 % AfD

Das Kernproblem in Ostdeutschland ist nicht Wirtschaft, Arbeit, AfD. Es ist der Bevölkerungsschwund, sagt die Soziologin Katja Salomo. Und es sind die Frauen, die fehlen.

„Die Leute, die vor Ort was machen könnten, ziehen lieber gleich weg.“, die Soziologin Katja Salomo im Interview Foto: Felix Adler

taz FUTURZWEI | Frau Salomo, eine Zahl des Grauens ist für uns die der Frauen, die aus ländlichen Gebieten in Ostdeutschland abgewandert sind. In der Folge kam es zu einer Ketten-reaktion negativer Entwicklungen. Ist das immer noch so?

Katja Salomo: Es wandern heute nicht mehr so viele Frauen ab wie noch mitten in der großen Abwanderungswelle zwischen 2000 und 2005. Aber nach wie vor kommen Frauen seltener zurück. Dass die Zahlen nicht mehr so negativ sind, heißt nicht, dass die statistischen „Leerstellen“, die entstanden sind, jetzt gefüllt werden. Die Frauen, die im Osten bereits fehlen, kommen nicht zurück, nur weil heute junge Frauen seltener abwandern.

Ist Ostdeutschland für junge Frauen attraktiver geworden?

Das ist eine gute Frage. Ein großer Effekt, den wir heute nicht mehr haben, betraf meine Generation. Ich bin 1986 geboren und voll drin gewesen in dieser Welle Anfang der Nullerjahre. Ich habe 2005 in Sachsen mein Abitur gemacht und bin dann auch aus meiner Kleinstadt abgewandert. Wir dachten, das bestätigen auch Umfragen, dass man aus Ostdeutschland weggehen muss, um irgendetwas aus sich zu machen. Es ist uns gar nicht in den Sinn gekommen, dass man bleiben kann. Ich bin erst mal nach Jena und habe dort studiert. Aber dass man nicht zurückkehrt und dass man vor allen Dingen die ländlichen Gebiete verlässt, das war uns klar.

Bild: Felix Adler
Katja Salomo

Katja Salomo ist Soziologin, Jahrgang 1986, aufgewachsen in einer Kleinstadt in Ostsachsen. Sie beschäftigt sich mit Ursachen von Rechtsextremismus in Ostdeutschland, der Bundesrepublik und Europa, darunter Stadt-Land- und Frau-Mann-Unterschieden. Sie lebt in Kassel und Ostsachsen.

Ihre Forschung betrifft „Organisierte Zivilgesellschaft und rechte Interventionen“ an der Universität Kassel und dem Zentrum für Zivilgesellschaft am Wissenschaftszentrum Berlin.

Warum?

Meine Generation ist aufgewachsen unter dem Eindruck der Massenarbeitslosigkeit in Ostdeutschland in den 1990er-Jahren. Unsere Eltern hat das ja betroffen, die haben uns auch nicht zurückgehalten. Die dachten natürlich auch, nein, klar, ihr könnt hier nicht bleiben, das geht ja alles vor die Hunde. Heute haben wir aber diese Massenarbeitslosigkeit nicht mehr. Heute wachsen Kinder und junge Frauen eher unter dem Eindruck auf, die Hälfte der Bevölkerung in kleinen Orten wähle rechts. Was vielleicht – dazu habe ich leider keine Zahlen – dazu führt, dass insbesondere progressiv denkende Menschen in Zukunft häufiger abwandern, die sich damit nicht wohlfühlen. Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass vor allem die ländlichen Gebiete in Ostdeutschland viel Bevölkerung an die westdeutschen Städte verloren haben – inzwischen auch an die ostdeutschen. Nun muss man sehen, dass in Westdeutschland seit Langem nur 26 Prozent der Menschen auf dem Land wohnen, in Ostdeutschland sind es heute immer noch 60 Prozent.

Das heißt?

Die ostdeutsche Gesellschaft ist eine ländliche Gesellschaft, die westdeutsche hingegen eine sehr städtische, typisch westeuropäische Gesellschaft. Die Städte und gerade die Unistädte in Ostdeutschland sind nicht mehr so betroffen von der Geschlechterungleichheit und dem Bevölkerungsschwund. Aber die ländlichen Gebiete in Ostdeutschland sind sehr, sehr stark ausgeblutet und bluten weiter aus. Es gibt einen wachsenden Speckgürtel um die größeren Städte, etwa Berlin, Dresden, Leipzig, Erfurt. Vor allem junge Familien ziehen in den Umkreis der Städte, weil die Städte selbst zu teuer sind. Das ist gut, aber die ländlichsten Gebiete profitieren davon nicht.

Was folgt daraus, dass dieser Bevölkerungsschwund geschlechtermäßig ungleich verteilt ist?

Sie wollen vermutlich auf den Zusammenhang mit den politischen Entwicklungen im Osten hinaus. Man kann nicht sicher sagen, ob speziell diese Geschlechterungleichheit oder eher der allgemeine Bevölkerungsschwund dafür die größere Rolle spielt. Ich sehe eher den Bevölkerungsschwund insgesamt und was das mit der Gesellschaft macht als problematisch an. Da sind wir noch am Anfang, das zu verstehen.

Lassen Sie uns trotzdem bei der Männer-Frauen-Geschichte bleiben. Wir wissen, dass vor allem Männer und junge Männer AfD wählen, also die demografische Verzerrung offenbar Folgen für die Wahlergebnisse hat. Sie haben in einem Interview gesagt, Ostdeutschland sei ein großes demografisches Experiment. Was bedeutet das?

Warum Menschen gehen, hat immer noch mit diesem starkem Gefälle zwischen Ost und West zu tun. Ostdeutschland und auch westdeutsche ländliche Gebiete verlieren Menschen und gerade junge Menschen, weil sie keine geeigneten Ausbildungsplätze auf dem Dorf finden. Wenn sie dann studiert haben, kommen sie selten zurück, weil es solche Jobs einfach auf dem Land nicht gibt. Und da Ostdeutschland insgesamt ländlicher ist, gibt es solche Jobs generell weniger.

Es gibt auch Berufe, für die man nicht studiert.

Richtig. Sehen Sie sich einmal Pflegeberufe an, zum Beispiel das Verdienstgefälle zwischen Sachsen und Bayern. Sie verdienen im gleichen Job, mit der gleichen Ausbildung so viel mehr bei letztlich nicht sonderlich höheren Lebenserhaltungskosten, wenn Sie nicht gerade in den bayerischen Großstädten leben. Das betrifft besonders Frauen, die weiterhin häufiger in der Pflege arbeiten. Frauen sind ihrer Heimat genauso verbunden wie alle anderen, aber sie finden seltener die Ausbildungsplätze, die mit ihren Karrierevorstellungen übereinstimmen. Das liegt auch daran, dass es auf dem Land und auch in Ostdeutschland insgesamt weniger Dienstleistungsberufe gibt und Frauen häufiger in diese Jobs gehen. Frauen haben auch seltener Führerscheine und nutzen seltener Autos als Männer.

„Das Einzige, was wir dazu gesichert sagen können: Frauen gründen häufiger Familien in Westdeutschland. Zwei Drittel der Ehen zwischen Ost und West sind Ehen zwischen ostdeutschen Frauen und westdeutschen Männern.“

Ein Führerscheingefälle?

Ja, das vergisst man häufig. Frauen nutzen lieber öffentliche Verkehrsmittel als Männer, auf dem Land ist man jedoch abhängig vom Auto. Auch das Moped auf dem Land ist halt eine männliche Sache. Man könnte so weit gehen, zu sagen, die Jungs lernen, sich diesen ländlichen Raum anders zu erschließen. Die Frauen und Mädchen sind stärker abhängig von anderen für ihre Mobilität. Auch das ist ein Grund, warum sie gehen. Sie leiden auch häufiger am Fehlen von Cafés, Bars und Kultur auf dem Land. Das geben sie jedenfalls in Umfragen an. Und Frauen, die sehen, wie die Hälfte der Bevölkerung vor Ort die AfD wählt, könnten auch genervt sein, das die rechtskonservative Familien- und Frauenpolitik der AfD damit unterstützt wird. Dazu gibt es aber noch keine Untersuchungen.

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Warum kommen Frauen seltener zurück als Männer?

Das Einzige, was wir dazu gesichert sagen können: Frauen gründen häufiger Familien in Westdeutschland. Zwei Drittel der Ehen zwischen Ost und West sind Ehen zwischen ostdeutschen Frauen und westdeutschen Männern. Und damit sind wir bei den Verdienstaussichten der Männer in Ostdeutschland. Das Geschlechtergefälle im Verdienst zwischen Männern und Frauen in Ostdeutschland ist sehr gering.

Ist das Fortschritt?

Naja, es liegt eben eher daran, dass die ostdeutschen Männer so wenig verdienen. Und das ist ein knallharter Minuspunkt für den Heiratsmarkt. Die Frauen nehmen übrigens auch Einbußen hin, wenn sie gehen, weil sie ihre soziale Infrastruktur verlieren, gerade auch, wenn es um die Familiengründung geht. Die Großmutter mütterlicherseits ist eine ganz wichtige Person für die Betreuung und Erziehung der Kinder. Und diese ist nicht vor Ort, sie fehlt. Und damit werden die Frauen auf diesen westdeutschen Standard geworfen – mit immer noch weniger Kinderbetreuung und westdeutschen Schwiegermüttern.

„Die Immigration nach Ostdeutschland von außerhalb Deutschlands ist viel niedriger als im Westen.“

Was ist mit denen?

Die haben ihre Kinder anders als die Ostdeutschen betreut, Stichwort Kinderkrippe, volle Berufstätigkeit, „ostdeutsche Rabenmütter“ – Sie wissen schon. Das ist also alles auch mit Aufwand verbunden für die Frauen. Aber für ihre Verdienstaussichten ist es positiv und das wiegt mehr. Man darf auch den generellen Trend zur Urbanisierung nicht vergessen, dieser trifft Ostdeutschland eben stärker, weil es ländlicher ist. Eine Rolle spielt auch: Die Immigration nach Ostdeutschland von außerhalb Deutschlands ist viel niedriger als im Westen.

Sie haben gesagt, die demografische Lage in Ostdeutschland ist weltweit singulär. Was heißt das?

Es gibt Japan, das auch sehr überaltert ist, weil da die Lebenserwartung sehr hoch ist, was ja ein schöner Grund für eine Überalterung ist. Es gibt Länder wie Indien mit einem sehr hohen statistischen Männerüberhang. Es gibt außer Ostdeutschland nur noch eine Handvoll Länder, die eine niedrigere Geburtenquote haben. Aber nirgendwo weltweit fällt das alles zusammen, nur in Ostdeutschland: Überalterung, Geschlechterungleichheit, geringe Kinderquote – alles leider „Spitzenwerte“.

Und zu was führt das?

Der größte, bei Weitem nicht der einzige, Effekt von diesem Bevölkerungsschwund ist, dass die Infrastruktur abschmilzt. Das hat das ländliche Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung geprägt. Etwa, dass man am Tag zweieinhalb Stunden durch die Gegend pendelt, um aufs Gymnasium zu gehen, wegen der defizitären Bus-Infrastruktur. Aber auch die Einkaufsmöglichkeiten wie Bäcker, Fleischer, Drogerien, die „dritten Orte“, also Restaurants, Kneipen, Jugendclubs, Schwimmbäder, wo sich Menschen treffen können, Dienstleister wie Friseure und so weiter.

Das fehlt alles?

Meistens finden die Betreiber keine Nachfolger mehr, weil es sich finanziell nicht lohnt. Die Alltagswege der Menschen werden länger, für alles muss man „rumkutschen“, wie es in Sachsen heißt. Menschen spüren – sehen –, dass es anderen in Deutschland besser geht, dass sie selbst benachteiligt sind, auf eine Art, über die wir nicht häufig sprechen. Dieses Gefühl spricht die AfD gekonnt an – nach dem Motto: Für Immigranten wird viel Aufwand betrieben, für euch bleibt der Rest und der reicht nicht für das Nötigste vor Ort.

Zahlen des Grauens: 80% Männer und 48% AfD.
Infografik: taz
Zahlen des Grauens

In der Gemeinde Buckautal (Potsdam-Mittelmark) sind 2022 fast 80 Prozent der unter 29-Jährigen männlich. Bei der Landtagswahl im September 2024 erhielt die AfD 48 Prozent. (Quelle: Märkische Allgemeine vom 27.06.2025, S. 7)

Lassen Sie uns den Teufelskreis benennen: Ohne berufliche Perspektive für Frauen gibt es keine Frauen mehr. Ohne Frauen keine Kinder und Familien. Ohne Kinder keine Schulen. Ohne Schulen können keine jungen Familien mit Kindern zuziehen. Und jetzt sagen Sie, ja, man muss die Schulen offen halten, auch wenn es keine Kinder gibt. Wie soll das gehen?

Insbesondere Sachsen hat Schulen häufig geschlossen und auch Kindergärten abgegeben, zum Beispiel in kirchliche Hand. Wir reden davon, dass Digitalisierung eine riesige Chance für ländliche Kommunen ist, weil man im Homeoffice arbeiten kann. Das stimmt, aber die Kinder müssen tagsüber trotzdem irgendwo hin. Ohne familienunterstützende Infrastruktur kommen auch keine Familien, da nützt Digitalisierung nichts.

Ihre Forderung, die Schulen offen zu halten, ist angesichts dieser kumulativen Effekte maximal unrealistisch.

Mag sein. Aber das ist das Einzige, was man machen kann: generell gegen den Markt zu investieren, Schulen mit Subventionen offen zu halten.

Lassen Sie uns die Fakten zusammenzufassen: Erstens, das Problem ist nicht die Wirtschaft, die wird besser, das Problem ist die Demografie.

Ja, Ostdeutschland hat sich wirtschaftlich in den letzten zwanzig Jahren sehr erholt, die Arbeitslosenquote ist gesunken. Das hat auch damit zu tun, dass Leute abgewandert sind. Aber dass die Menschen mehr Geld haben, das stellt kaum jemand infrage.

Zweitens: Männer haben Arbeit, Frauen kriegen keine Arbeit, aber die Arbeit der Männer ist schlecht bezahlt, sodass sie für die Frauen als Partner nicht infrage kommen. Ist das zu zugespitzt?

Ist es. Sie sind gegenüber westdeutschen Männern benachteiligt auf dem Heiratsmarkt, würde ich sagen.

Drittens: Die Frauen ziehen weg, die Männer sind frustriert und lassen das an Geflüchteten aus.

Frustration können wir nicht nachweisen. Aber es gibt eine Studie, die zeigt, dass während der Flüchtlingskrise in den Landkreisen die Übergriffe auf Flüchtlinge deutlich höher waren, in denen es bei den jungen Männern statistisch gesehen einen Überhang gab. Die Studie zeigte auch, dass Männer in diesen Kreisen häufiger der Aussage zustimmen, die geflüchteten jungen Männer seien Konkurrenz für sie. Allerdings geht das auch auf die Propaganda von AfD und anderen rechtspopulistischen Parteien zurück: Diese jungen Männer kommen her, um uns die Frauen wegzunehmen. Und dann ist da noch ein Wechsel im Vorgehen der AfD.

Nämlich?

Die AfD – und die mit ihr verbundenen Szene – hat sich in den letzten zehn Jahren strategisch neu aufgestellt. Statt punktuelle Demonstrationen oder Fackelzüge in Städten abzuhalten, haben sie Häuser stark von Abwanderung betroffenen ländlichen Kommunen gekauft. So können sie mit wenig Aufwand dauerhafte Strukturen aufbauen.

„Das Problem mit der Immigration ist, dass sie in Ostdeutschland kaum ankommt.“

Die Entwicklung hat also nichts mit der üblichen Argumentation zu tun, dass die Regierung nichts gegen die Migration macht. Der entscheidende Faktor ist die Demografie, wodurch sich die Frage stellt: Wie soll das denn jemals anders werden? Im Grunde ist der Osten verloren.

Als Ostsächsin kann ich dem natürlich nicht zustimmen. Das Problem mit der Immigration ist, dass sie in Ostdeutschland kaum ankommt. Aus der Forschung wissen wir: Das beste Mittel gegen Vorurteile gegenüber Immigranten ist -alltäglicher sozialer Kontakt mit ihnen. Also beim -Einkaufen, in der Nachbarschaft, in der Schule, im Friseursalon. Das ist ein Mechanismus, der in Westdeutschland verhindert, dass die Bevölkerung so krass nach rechts abdriftet. In Ostdeutschland jedoch fehlt er weitestgehend, da die Migranten-quote vielerorts noch zu gering ist für diesen selbstverständlichen alltäglichen Kontakt. Man sieht auch in anderen europäischen Einwanderungsländern: Gerade in Regionen, die nur wenig Immigration haben, sind die negativen Vorurteile besonders stark. Vor der letzten Bundestagswahl haben wir in Deutschland über nichts anders gesprochen als Immigration. Ohne eigene Alltagserfahrungen ist alles, was Ostdeutsche von Immigration mitbekommen, dass sie das große Problem ist in Deutschland. Und nun wächst eine Generation heran, für die es normal ist, dass die Hälfte im Ort eine rechtsnationale Partei wählt.

Wir sind jetzt an einem zentralen Punkt dieses Titelthemas: dass man Probleme nicht lösen kann, wenn man die falschen Probleme identifiziert. Konkret: Es braucht Einwanderung, aber das wird nicht als Lösung, sondern als Problem gesehen. Wie bricht man das auf?

Ja, wie bricht man das auf? Die Leute, die vor Ort was machen könnten, ziehen lieber gleich weg. Die älteren Generationen, die im Vergleich zu den jüngeren seltener AfD wählen, können nicht weg – ihr Vermögen steckt im Haus, würden sie es verkaufen, reicht der Erlös nicht, um woanders zu leben. Sie sehen sich mit dieser klar in Richtung rechts positionierten Jugend konfrontiert und können dem nichts entgegensetzen. Was will man da machen vor Ort? In der Tat weiß ich auch nicht, woher in Ostdeutschland das entscheidende, positive, verändernde Signal kommen sollte.

So negativ können wir als Leitorgan einer guten Zukunft nicht aufhören.

Man kann auch viel bewegen! Aber Westdeutschland muss mit anpacken und kann nicht mehr diese „Das müssen die Ossis jetzt mal selbst richten, wir haben genug gezahlt“-Haltung einnehmen. Würde sich ganz Deutschland heute dazu entscheiden, die Regionalförderung zu reformieren, um ländlichen Kommunen eine faire Chance auf gleiche Fördermittel pro Kopf wie den Städten zu geben, wären wir einen großen Schritt weiter in West und vor allem Ost. Nur weil Politik bis jetzt an diesen Stellen eher versagt hat, heißt das nicht, dass sie nicht weiterhin gefragt ist und positiv verändern kann.

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