Sozialer Zusammenhalt: Einsamkeit nimmt in Deutschland zu
Aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP geht hervor, dass mehr und mehr Menschen einsam sind. Das betrifft nicht nur Ältere.
Probleme gibt es demnach auch schon bei 11- bis 17-Jährigen. In einer Langzeitstudie (KiGGS) gaben 4,2 Prozent an, sich oft oder immer einsam zu fühlen. 27,6 Prozent sagten, dass sie dies manchmal oder selten verspürten – Mädchen häufiger als Jungen.
Mit Verweis auf wissenschaftliche Studien schreibt die Bundesregierung, dass insbesondere soziale Isolation Auftreten und Verlauf chronischer Krankheiten ungünstig beeinflusse. So zeigten sich Zusammenhänge für Bluthochdruck und andere wichtige Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen sowie psychische Erkrankungen und Demenz.
„Wir brauchen eine Strategie zur Bekämpfung der Einsamkeit“, verlangte der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann. Dazu gehörten innovative Wohn- und Mobilitätskonzepte sowie die Förderung von Gesundheitskompetenz.
Die Regierung verweist in ihrer Antwort unter anderem auf das Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus, für das bis 2020 jährlich 17,5 Millionen Euro bereit stünden. Insgesamt gebe es in Deutschland rund 540 Mehrgenerationenhäuser, von denen rund 250 gezielte Angebote für einsame Menschen aus allen Altersgruppen machten. Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördere im Rahmen der „Integrierten ländlichen Entwicklung“ etwa Gemeinschaftseinrichtungen.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte bereits Anfang Mai einen Regierungsbeauftragten gefordert, der sich um das Problem anhaltender Einsamkeit in der Gesellschaft kümmert. In Großbritannien wurde bereits ein Regierungsposten geschaffen, um gegen Probleme infolge von Einsamkeit vorzugehen. Nach Angaben der FDP gehen auch Japan, Dänemark und Australien gezielt gegen Einsamkeit vor.
Ein Team um die Psychologin Maike Luhmann von der Ruhr-Uni Bochum, hat 2016 festgestellt, dass Einsamkeit keineswegs ein sich langsam auftürmendes Altersphänomen ist. Zwar hätten die Ältesten am meisten Probleme mit Einsamkeit. Ab 86, wenn körperliche Gebrechen und der Tod von Wegbegleitern oft Realität sind, klage jeder Fünfte darüber. Aber: Auch Menschen in der Lebensmitte (46-55 Jahre, 14 Prozent) und jüngere Erwachsene (26-35 Jahre, 14,8 Prozent) fühlen sich ihren Angaben zufolge häufig einsam. Am wenigsten betroffen waren in der Studie die jüngeren Alten (66-75 Jahre, 9,9 Prozent).
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