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Sorge um die PrivatsphäreBetrüger locken mit Datenschutz

Die Sorgen um die eigene Privatsphäre nutzen Betrüger gezielt aus. Vor telefonisch angebotenen "Datenschutzservices" warnt inzwischen der Bundesbeauftragte für Datenschutz.

Datenschutzservices am Telefon? Sofort auflegen, raten Datenschützer, die echten. Bild: dpa

Der Mann am anderen Ende der Leitung klingt seriös: Er habe im Internet sensible Daten über den Angerufenen entdeckt, ob dieser denn davon wisse? Der verschreckte Bürger, den das Gespräch mitten bei der Vorbereitung zum Abendessen erreicht, fragt nach, wie das denn sein könne, er passe bei der Nutzung des Netzes doch immer so gut auf. Kein Problem, sagt der freundliche Herr, die Informationen könne er nun problemlos im Auftrag des "Bundesamtes für Datenschutz" aus dem Internet löschen lassen. Ganz kostenlos sei das allerdings nicht. Der "Datenschutzservice" mache einen Unkostenbeitrag von 59 Euro erforderlich, schiebt er schnell nach.

So oder so ähnlich sollen in den letzten Wochen unverlangte Werbeanrufe abgelaufen sein, vor denen am Dienstag der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) warnte. Das "Bundesamt für den Datenschutz" existiert natürlich nicht - es handelt sich um eine Betrügerei. Und auch die Daten, die der Anrufer nennt, scheinen allein mit Suchmaschinen wie Google zusammengetragen, also allgemein zugänglich.

Die Täter, die hinter dem Gaunerstück stecken, sind bislang noch nicht ermittelt, der BfDI hat aber Strafantrag gegen Unbekannt gestellt. "Das ist mindestens Amtsanmaßung", sagte eine Behördensprecherin gegenüber taz.de, auch strafrechtlich relevanter Betrug komme in Betracht. Der Verkäufer des "Datenschutzservice" biete dem Opfer an, ihm weitere Unterlagen zukommen zu lassen. Auch eine Rückrufnummer werde angegeben. Ruft man diese an, melde sich aber nur eine Firma, die beteure, mit dem falschen "Bundesamt für Datenschutz" nichts zu tun zu haben, so die BfDI-Sprecherin.

Der Fall zeigt, dass Betrüger inzwischen auch auf die Angst der Bürger um ihre Privatsphäre setzen, um ihre sinnlosen Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen - denn schließlich kann man auch für 59 Euro das Internet nicht einfach von unliebsamen Inhalten befreien. Das Thema, das die Masche aufgreift, ist hochaktuell wie bedeutsam: Viele Nutzer wundern sich, was sie bei Google & Co. alles über sich selbst finden können und sehen keine Chance, dies irgendwie löschen zu lassen. Tatsächlich nehmen Suchmaschinenanbieter nur dann Inhalte relativ schnell heraus, wenn dies der Betreiber der entsprechenden Seite wünscht. Auf Anfragen von Dritten wird zunächst einmal nicht reagiert. So empfiehlt Google in seinem Support in diesen Fällen, sich zuerst einmal mit dem Verfasser der unliebsamen Inhalte auseinanderzusetzen, bevor man sich an die Suchmaschine selbst wendet.

Es gibt durchaus seriöse Anbieter im Bereich des sogenannten Reputationsmanagements, die versuchen, Nutzern in diesen Fragen zu helfen. Sie raten dann beispielsweise dazu, sich in sozialen Netzwerken mit Realnamen anzumelden, ein freundliches Weblog zu pflegen und passende Domains zu sichern - alles Tricks, die den Nutzer mit den eigenen Inhalten weiter nach oben im Suchmaschinen-Ranking treiben soll. Das kann funktionieren, schlimmstenfalls aber auch in das (von Google & Co. zunehmend technisch mit Bedeutungsverlust abgestrafte) "Search Engine Spamming" münden, also das Bombardieren von Suchmaschinen mit Inhalten minderer Qualität.

Ein weiterer Tipp, sich eine positive Online-Identität zu sichern, ist auch der sensible Umgang mit eigenen Internet-Inhalten: Wer verfängliche Party-Bilder frei zugänglich bei Fotodiensten einstellt und sich in Kommentaren und Blogpostings negativ über seine Umwelt äußert, braucht sich über den Schaden in den Suchmaschinen nicht zu wundern. Hinzu kommt, dass einmal eingestellte Inhalte oftmals viele Jahre im Internet herumschwirren, selbst wenn sie bereits auf dem Ausgangsserver gelöscht wurden. Wer das beachtet, muss sich auch über Werbeanrufe von Gaunern keine Sorgen machen. Die Daten, die das angebliche "Bundesamt für Datenschutz" für seine Masche nutzte, stammten schließlich auch einfach aus dem Internet. Wen ein solches Betrugsgespräch dennoch erreicht, soll laut BfDI ganz einfach reagieren: Auflegen und gegebenenfalls Anzeige erstatten.

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