Smartphones an Schulen: Kein Verbot, aber Schutzzonen
Die Bildungsminister:innen tauschen sich über den Umgang mit privaten Handys an Schulen aus. Ein Bundesland drängt auf bundesweite Regeln.
Neben dem offiziellen Programm wird es nach Informationen der taz auch um das Thema Smartphones an Schulen gehen. Beim traditionellen Kamingespräch am Vorabend des Treffens wollen die Minister:innen über „aktuelle Themen“ sprechen. Darunter: die Handynutzung an Schulen. Dazu sind drei Expert:innen aus der Wissenschaft eingeladen.
Der Vorstoß kommt vom hessischen Bildungsminister Armin Schwarz (CDU). Schon vor der letzten Bildungsministerkonferenz (BMK) im Dezember hatte Schwarz für eine bundesweite Regelung geworben – und verhaltene Reaktionen geerntet. Nun nimmt Hessen einen neuen Anlauf. Von einem bundesweiten Beschluss erhofft sich Schwarz eine „Signalwirkung“ in die ganze Gesellschaft: „Dass nämlich das unkontrollierte Konsumieren über Smartphones in den sozialen Medien schadet“, sagt Schwarz der taz.
In Hessen will die Landesregierung nun „Smartphone-Schutzzonen“ an Schulen schaffen. An Grundschulen könnten diese ohne Ausnahme gelten, in höheren Klassen müssten alterskonforme Regeln her, so Schwarz. Ab dem neuen Schuljahr sollen die entsprechenden Regeln gelten. Auch die Regierungen mit BSW-Beteiligung – Thüringen und Brandenburg – haben landesweite Smartphone-Regeln angekündigt.
Bundesweite Regeln nicht in Sicht
Die Thüringer Brombeer-Koalition etwa möchte „handyfreie Zonen und Zeiten“ an Schulen schaffen, teilt das CDU-geführte Bildungsministerium auf Anfrage der taz mit. Eine bundesweite Regelung hält man in Erfurt aber nicht für nötig. „Die Ausgestaltung des Umgangs mit digitalen Medien in der Schule ist Sache der Länder.“
Von einer bundesweiten Regelung, wie sie beispielsweise Australien oder die Niederlanden vor Kurzem eingeführt haben, ist Deutschland also weit entfernt. Aktuell überlassen die meisten Ministerien den Schulen, ob und inwieweit sie Vorschriften zu privaten Telefonen treffen. Doch die Rufe nach klareren Vorgaben werden lauter – auch aus der Wissenschaft.
Vergangene Woche erst forderten 75 Pädagog:innen und Mediziner:innen, Smartphones komplett aus den Schulen zu verbannen. Übermäßige Mediennutzung würde das Kommunikations- und Sozialverhalten von Jugendlichen verändern und könnte psychische Belastungen wie Konzentrationsstörungen, Depressionen und Einsamkeit befördern. Viele Staaten würden aus diesen Gründen die Digitalisierung an Schulen gerade wieder zurückdrehen und zumindest an Grundschulen Handys verbieten.
Der an dem Appell beteiligte Augsburger Schulpädagoge Klaus Zierer verweist auf erste Studien zur Wirkung solcher Verbote: „Unsere Forschung zeigt: Ein begleitetes Smartphoneverbot wirkt sich unmittelbar positiv auf das Schulklima aus und führt zu besserem Lernen.“ Am Mittwochabend kann Zierer den Minister:innen die Studienlage persönlich erörtern – er ist einer der drei Wissenschaftler:innen, die zum Kamingespräch eingeladen sind.
Expert:innen nicht einer Meinung
Ebenfalls mit dabei ist die Potsdamer Bildungsforscherin Katharina Scheiter. Die Professorin für Digitale Bildung sieht die Verbotsdebatte skeptisch. „Wenn wir jetzt anfangen, private Geräte ganz aus dem Unterricht zu verbannen, findet an vielen Schulen kein digitaler Unterricht mehr statt“, sagt Scheiter der taz. Noch seien die Schulen immer noch nicht ausreichend mit digitalen Geräten und WLAN ausgestattet.
Tatsächlich zeigt die jüngste ICILS-Studie, dass sich im Schnitt vier Schüler:innen ein digitales Endgerät teilen müssen – und dass die digitalen Kompetenzen von Schüler:innen hierzulande sinken. Scheiter warnt davor, Kinder und Jugendliche mit den Gefahren von Tiktok & Co alleinzulassen. „Die Hälfte der Eltern lässt ihre Kinder ohne Einschränkungen im Netz surfen“, so Scheiter. Je früher Schule eine gesunde Nutzung begleite, desto besser.
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